Im Bistum Aachen waren im September 2017 genau 34.964 Frauen arbeitslos gemeldet. 43 Prozent von ihnen waren langzeitarbeitslos. Wie aus dem Arbeitslosenreport weiter hervorgeht, waren 19,5 Prozent von ihnen - das sind 7.052 aller arbeitslosen Frauen im Bistum. - alleinerziehend und mussten bei der Arbeitssuche die Betreuung von einem oder mehreren Kindern alleine organisieren. "Wenn das nicht klappt, drohen diese Frauen mit ihren Kindern in Armut zu geraten - jetzt und auch später bei der Rente", sagt der Aachener Diözesancaritasdirektor Burkard Schröders. Daher sei es notwendig, im Bistum Aachen weitere Betreuungsplätze für Kinder zu schaffen. "Das müsste so geschehen, dass die Frauen auch die Möglichkeit haben, Arbeiten anzunehmen, deren Anfangs- und Endzeiten außerhalb der bislang üblichen Öffnungszeiten für Einrichtungen der Kinderbetreuung liegen", sagt Schröders.
Roman Schlag, Fachreferent für Arbeitsmarktfragen beim Caritasverband für das Bistum Aachen, fordert Rahmenbedingungen, die es auch alleinerziehenden Frauen ermöglichen, fehlende Qualifikationen nachzuholen. Dazu gehöre auch die flexible Kinderbetreuung. Von den 34.964 arbeitslosen Frauen im Bistum zum Beispiel hatten im September 2017 rund 57 Prozent keine abgeschlossene Berufsausbildung. "Dieses Bildungs- und Fachkräftepotential können wir nicht länger brachliegen lassen. Wir brauchen mehr Möglichkeiten der Ausbildung in Teilzeit oder in Modulen. Denn gute berufliche Qualifikation soll Frauen vor prekären Arbeitsverhältnissen schützen", sagt Schlag.
Aus dem Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege geht auch hervor, dass im Bistum Aachen der Frauenanteil an arbeitsmarktpolitischen Fördermaßnahmen von Jobcenter und Arbeitsagentur erhöht werden muss. Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Mindestbeteiligung von Frauen an Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik, die mindestens ihrem Anteil an den Arbeitslosen und ihrer relativen Betroffenheit von Arbeitslosigkeit entspricht. Bei einem Frauenanteil von 45 Prozent an allen Arbeitslosen im Bistum liegt der Frauenanteil in den Maßnahmen der Agentur für Arbeit bzw. Jobcentern allerdings nur bei 39 Prozent.
Gegenwärtig sind laut Arbeitslosenreport NRW mehr als 156.000 Frauen in NRW trotz Arbeit auf aufstockende Hartz-IV-Leistungen angewiesen. "Damit tragen Frauen ein doppeltes Risiko: Zum einen zahlen sie weniger oder gar nicht in die sozialen Sicherungssysteme ein und sind deshalb von Altersarmut bedroht, zum anderen führt die Beschäftigung in Minijobs oft in berufliche Sackgassen und verbaut ihnen langfristig den Weg in existenz- und alterssichernde Arbeit", sagt Roman Schlag. Im Bistum Aachen lag der Frauenanteil an allen Aufstockern mit 17.303 bei 53 Prozent.
"Wer die drohende Armutsspirale durchbrechen möchte, braucht auch eine gleichstellungsorientierte Familien- und Arbeitsmarktpolitik", sagt Diözesancaritasdirektor Burkard Schröders. Dazu gehöre, stärker in berufliche Qualifizierung von arbeitslosen Frauen zu investieren, mehr flexible Kinderbetreuungsmöglichkeiten vor Ort zu schaffen und an die Lebensrealitäten von Alleinerziehenden angepasste Teilzeitausbildungen anzubieten.