Das bedeutet für mich Freundlichkeit
von Judith Swoboda
Durch diese Seltenheit ist Freundlichkeit etwas ganz Besonderes. Nach einem super stressigen Tag, an dem alles schiefgelaufen ist, was überhaupt schieflaufen kann, an dem ich sowieso schon mit schlechter Laune aufgestanden bin, und sich alles Unglück und Pech der Welt auf mir ablädt - wie soll ich da noch freundlich sein können, wenn ich mich nur noch unter der Bettdecke verstecken möchte?
Aber Freundlichkeit ist eines der wenigen Dinge, die man geben kann, ohne sie vorher bekommen zu haben. Das Schöne daran: Bei mir wirkt Freundlichkeit wie ein kleines wärmendes Feuer: Sie verbreitet sich und sorgt für ein gutes Gefühl. Und jeder darf sich dazu setzen und sich aufwärmen. An einem schlechten Tag kann eine kleine freundliche Geste, den ganzen Tag wieder zu einem guten machen. Ein kleines Lächeln, ein kurzes Hallo, jemanden die Tür aufhalten, oder an der Kasse den Vortritt lassen. Ein netter Gruß zum Abschluss, z.B. der Kassiererin einen "Schönen Abend noch!" zu wünschen. Und den gleichen Wunsch zurückerhalten. Und Lächeln. Durch das Lächeln andere Leute mit guter Laune anstecken können.
Freundlichkeit ist bedingungslos - man kann sie immer zeigen, und durch kleine Gesten eine große Wirkung bei anderen erzielen. Freundlichkeit muss man sich nicht verdienen. Sie ist eine Tugend, eine "wertvolle Handlung". Und dadurch entsteht ein Gefühl des Zusammenhalts - auch unter wildfremden Menschen. Freundlichkeit schadet nicht, und kostet nichts. Der Bettler vor dem Supermarkt grüßt mich immer freundlich. Auch dann, wenn ich nichts in seinen Hut legen kann. Zeigen wir uns allen doch mehr Freundlichkeit.
Unsere Autorin ist Fachreferentin in der Geschäftsstelle des Caritasverbandes für das Bistum Aachen.
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