Was Flüchtlinge vor ihrer Ankunft bei uns erlebt haben
Menschen werden zur Flucht gezwungen, weil sie in ihrer Heimat wegen ihrer Volkszugehörigkeit, Rasse, Religion oder politischen Überzeugung verfolgt werden oder Krieg und Terror ihr Leben bedroht.
Die Flucht geschieht unter großen Druck und in der Regel plötzlich, weil das eigene Leben oder das der Familienangehörigen in akuter Gefahr geraten ist.
Große materieller Not, die Entziehung der Existenzgrundlagen und die Hoffnungslosigkeit lösen ebenfalls die Flucht aus. Dabei ist das Verlassen der Angehörigen, der Verlust des ganzen Besitzes und der vertrauten Umwelt unvermeidbar. Einen sicheren Hafen erreicht man nicht einfach. Die Fluchtwege sind oft gefährlich. Sehr viele Menschen haben dabei ihr Leben verloren. Allein zwischen Januar und Mai 2016 müssten mehr als 2500 Menschen im Mittelmeer beim Versuch Europa zu erreichen ihr Leben lassen. Denn die Einreise nach Europa bzw. nach Deutschland ist auf legalem Weg nicht möglich. Tatsächlich sind Flüchtlinge auf die meist gefährliche und teure Reise mit sogenannten Schleusern angewiesen; oftmals wissen sie nicht, wie lange sie auf der Flucht sein werden und in welchem Land sie am Ende ankommen. Daher ist die Flucht selbst nicht weniger traumatisierend als die Erlebnisse, die zur Flucht führten.
Nur wenigen Flüchtlingen bleibt die beschwerliche Flucht nach Deutschland mit einem Schleuser erspart. Das sind Flüchtlinge ,die ganz offiziell aus einem Fluchtland im Grenzbereich ihres Heimatlandes in ein sicheres Land , wie EU, Amerika, Kanada, Australien etc. im Rahmen sogenannter Resettlement-Programme oder humanitärer Aufnahmeverfahren wiedereingesiedelt werden.
Wie viele Menschen sind auf der Flucht?
Weltweit befinden sich nach dem Hochkommissariat der Vereinigten Nationen (UNHCR) 65,3 Millionen Menschen auf der Flucht. Der größte Teil der Flüchtlinge 40,8 Millionen sind Vertriebene im eigenen Land. Sie werden als "Binnenflüchtlinge" bezeichnet. Die meisten der 21,3 Millionen Flüchtlinge, die ins Ausland geflohen sind, haben in den angrenzenden Nachbarländer Schutz gesucht. Lediglich 14 % der 21,3 Millionen Flüchtlinge wurden von 44 Industrienationen aufgenommen, d.h. nur die wenigsten kommen letztendlich nach Europa und Deutschland.
INFORMATION:
"Die Hälfte der Flüchtlinge weltweit kommt aus nur drei Ländern …
- mit 4,9 Millionen Flüchtlingen aus Syrien, 2,7 Millionen aus Afghanistan sowie 1,1 Millionen aus Somalia kommen die Hälfte aller Flüchtlinge unter UNHCR-Mandat aus nur drei Ländern.
- Kolumbien hat mit 6,9 Millionen die höchste Zahl von Binnenvertriebenen; Syrien folgt mit 6,6 Millionen, Irak mit 4,4 Millionen Binnenvertriebenen.
- Die meisten neuen Fluchtbewegungen innerhalb eines Landes gab es 2015 im Jemen - 2,5 Millionen Menschen sind dort Binnenvertriebene, das entspricht neun Prozent der Bevölkerung.
Die Bemühungen Europas bei der Aufnahme von rund einer Million Flüchtlingen
- Insgesamt haben 86 Prozent der Flüchtlinge, die 2015 unter dem Mandat von UNHCR standen, in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen Schutz gesucht. Viele dieser Staaten grenzen an Konfliktgebiete. Es sind sogar über 90 Prozent, wenn auch die palästinensischen Flüchtlinge mit einbezogen werden, die unter dem Mandat der Schwesterorganisation UNRWA stehen.
- Weltweit ist die Türkei mit 2,5 Millionen Flüchtlingen das größte Aufnahmeland.
- Mit 183 Flüchtlingen auf 1.000 Einwohner hat der Libanon im Verhältnis zu seiner Bevölkerungszahl mehr Flüchtlinge aufgenommen als jedes andere Land.
- In Relation zu seiner Wirtschaftskraft war dagegen die Demokratische Republik Kongo das Land mit den meisten aufgenommenen Flüchtlingen (471 Flüchtlinge pro Dollar des BIP)."
Quelle: UNHCR zum Tag des Flüchtlings 20.Juni 2016
Was Flüchtlinge im Gepäck haben, bevor sie in ihrer Gemeinde ankommen.
Menschen auf der Flucht haben aufgrund ihrer unterschiedlichen Herkunft auch verschiedene Religionen und Weltanschauungen. Jeder Flüchtlinge Mensch hat aber gleichzeitig seinen eigenen Werdegang, eigene persönliche Biographie und eigene spezifische Erfahrungen. All diesen Menschen ist gemeinsam, dass Deutschland für sie ein fremdes Land ist. Die hiesige Kultur ist ihnen nicht vertraut. In der Regel sind keine deutschen Sprachkenntnisse vorhanden. Entsprechend ihrer Heimatländer ist eine Verständigung nur in der jeweiligen Muttersprache möglich, manchmal auch in Englisch oder Französisch
Sie kommen mit der Hoffnung auf ein besseres Leben und bringen ihre bitteren Erfahrungen von Armut, Verfolgung und Krieg mit. Für nicht wenige bedeutet das Leben in Deutschland einen sozialen Abstieg und Verlust von Identität. Oft sind sie traumatisiert durch die Erlebnisse in der Heimat, auf der Flucht und beim Ankommen in Deutschland. Es gibt aber auch immer wieder Geflohene, die sich völlig falsche Vorstellungen von den Lebensumständen in Deutschland gemacht haben oder von organisierten Schleppern ein ganz falsches Bild vorgegaukelt bekamen. Diese Menschen tun sich oft sehr schwer, mit ihrer Enttäuschung umzugehen.