Wir über uns
Auf diözesaner Ebene hat sich 2009 das Forum Diakonische Pastoral als Arbeitsgruppe gegründet. Es setzt sich aus Vertreter/innen der Hauptabteilung Pastoral / Schule / Bildung des Bischöflichen Generalvikariats, des Caritasverbandes für das Bistum Aachen sowie des Diözesanrats der Katholiken zusammen. Zu den Zielen des Forums zählen:
Kirche ist eine Grenzgängerin: Als "sichtbare gesellschaftliche Struktur" (GS 44) ist sie weltliche Institution, gleichzeitig gilt sie als Mysterium (SC) und ist so zum Unverfügbaren des Reiches Gottes hin geordnet. Im Anspruch, dem Reich Gottes in seiner Vorläufigkeit nachzueifern und in der Wirklichkeit, selbst institutionell konstituiert zu sein, ist Kirche genuin gesellschaftspolitische Akteurin.
Ihre Charakteristika gelten analog zum Bild des pilgernden Gottesvolkes: Kirche sucht nach und bewegt sich in den "Zeichen der Zeit". In ihrer globalen wie lokalen Bedeutung gestaltet sie auf allen Ebenen mit und muss im Lichte des Evangeliums, sich und andere korrigierend, gestalten.
In seiner Enzyklika Laudato Si‘ (2015) analysiert Papst Franziskus Megatrends und gesellschaftliche Entwicklungen, die damit in den kirchlichen Kontext integriert werden: Soziale Ungerechtigkeit, Klimawandel, Technokratie und anthropozentrische Maßlosigkeit. Demgegenüber stellt der Papst eine ganzheitliche Ökologie, die Umwelt, Wirtschaft, Soziales und Kultur am globalen Gemeinwohl orientiert. Es braucht dafür auf der einen Seite eine dahin ausgerichtete Erziehung und Vorbildlichkeit im weiteren Sinne und auf der anderen Seite Lobbyisten für Veränderungen in Politik und Gesellschaft. Der Anfang steht dabei immer an einem bestimmten Ort; immer wenn Menschen aus Nächstenliebe handeln, konkretisiert sich eine diakonische Kirche.
Die Kernformel der Inkarnation Christi: Gottesliebe gleich Nächstenliebe formuliert einen Verantwortungsauftrag auf allen Ebenen von Kirche: Der Nächste mit seinen aktuellen und konkreten Sorgen und Nöten muss individuell und strukturell in den Blick genommen werden.
In diesem Sinne bezeichnet eine Diakonische Pastoral jenes kirchliche Handeln, das sich vom Nächsten leiten lässt und an ihm orientiert in Zeiten aktueller Entwicklungen und Trends - unabhängig von Religion, Herkunft, etc.
Ihr Grundverständnis leitet sich vom Begriff der "Sozialpastoral" ab, die eng verknüpft ist mit dem befreiungstheologischen Ansatz aus Lateinamerika. Der Pastoralbegriff will um eine politische und soziale Dimension erweitert werden und die vorrangige Option für die Armen stark machen. Für mehr Gerechtigkeit gilt es, strukturelle Widerstände solidarisch aufzudecken und anwaltschaftlich zu kritisieren und lokale Konflikt- und Armutssituationen aktiv anzuprangern und bei ihren Lösungen zu unterstützen.
‚Diakonische Pastoral‘ soll kein Gegensatz zu einer ‚anderen‘ Pastoral darstellen und nicht normativ-definitorisch verstanden werden. Vielmehr hat das Adjektiv explikative und sensibilisierende Funktion für den Pastoralbegriff im Gesamten. Es braucht eine diakonische Haltung für kirchliches Handeln in allen Grundvollzügen - gemäß Lukas 18,41: Was willst Du, dass ich Dir tun soll?
Diakonische Maßnahmen und Projekte verdienen Anerkennung und Wertschätzung als ermutigende Zeichen pastoralen Handelns im Bistum Aachen.
Die Themenfelder des Forums entwickeln sich aus verschiedenen Perspektiven: aus den Veränderungsprozessen der sozialen Wirklichkeit der Menschen, aus Erfahrungen vor Ort, besonders aus denen der Kirche am Ort, und aus der aktuellen Programmatik von Diözesan- und Bundesebenen.
Vor dem Hintergrund der Ansprüche einer Diakonischen Pastoral sind die jeweils markanten Diskurse und Veränderungsprozesse der Gesellschaft wahrzunehmen und zu begleiten. Dies sind derzeit insbesondere: die Digitalisierung aller Arbeits- und Lebenswelten, die sozialen Fragen nach einer globalen Gerechtigkeit im Zeichen des Klimawandels, der Wirtschaftskrisen, des zunehmenden Populismus und die sozialpolitischen Rahmensetzungen sowie Fragen nach der Weiterentwicklung der Zusammenarbeit von sozialen und pastoralen Berufen.
Die innerkirchlichen Strukturen und die mit ihnen verbundenen Arbeitsbedingungen sind bezüglich der genannten Herausforderung ebenfalls stetig zu hinterfragen: Diakonische Kirchenentwicklung muss aktiv gestaltet und gefördert werden. Das Forum will Anstöße hierfür geben.