Aschermittwoch 2021 – Wandel wagen
Viele Christinnen Christen, aber auch Nichtchristinnen und Nichtchristen richten ihr Leben nach dem Jahreskreis der Kirche aus - bewusst oder unbewusst. Schließlich sind Weihnachten, Ostern und Pfingsten Kirchenfeste, die auch gesellschaftliche Relevanz zumindest in dem Sinne haben, dass sie als Feiertage in unserem Land festgelegt und mit Ferienzeiten verbunden sind. Auch der Aschermittwoch erfreut sich einer gewissen Popularität: für die einen als Ende des Karnevals, für andere als Versammlungstag politischer Parteien oder eben im christlichen Sinne als Auftakt der Fastenzeit.
"Sieben Wochen ohne", das Motto der Fastenaktion der evangelischen Kirche ist für viele Menschen, auch solche, die nicht kirchlich gebunden sind, zur Richtschnur der 40 Tage vor Ostern geworden. Fasten, der Verzicht auf Süßes, Alkohol, Auto fahren, ständige Erreichbarkeit usw. auf freiwilliger Basis steht seit Jahren hoch im Kurs.
Nun haben wir aufgrund der Corona-Pandemie elf Monate des unfreiwilligen Verzichtes hinter uns: Kontakt-, Reisebeschränkungen, ausgefallene Feste und Feiern, der weitgehende Verzicht auf kulturelle oder auch sportliche Aktivitäten verlangen uns viel ab. Und nun auch noch "Sieben Wochen ohne" obendrauf? Haben uns der Aschermittwoch und die Fastenzeit nicht mehr zu bieten?
Doch! Es geht besonders in diesem Corona-Jahr darum, den Blickwinkel zu ändern. Schließlich ist die Asche als Zeichen des Aschermittwochs mit dem Aschenkreuz nicht allein ein Zeichen für Tod, Begrenztheit und Vergänglichkeit im Sinne des "Gedenke Mensch, dass Du Staub bist und zu Staub zurückkehren wirst".
Asche ist vor allem auch mineralisierte Grundlage für neues Leben und dient u.a. als Dünger in Landwirtschaft und Gartenbau. Das Abbrennen von Feldern war über lange Zeit die einzige Möglichkeit, diese zu düngen. Asche ist auch und gerade ein Zeichen der Hoffnung, des Neubeginns und Wandels in Richtung Leben.
"Kehr um, und glaube an das Evangelium!", dies ist eine zweite Gebetsformel, die bei der Aschenkreuzspendung gesprochen werden kann. Sie steht für den Wandel und eröffnet uns die Perspektive, die uns geschenkte Lebenszeit positiv zu nutzen und in diesen Corona-Tagen nicht nur die Grenzen und den Verzicht im alltäglichen Leben im Blick zu halten. Vielmehr laden uns der Aschermittwoch und die Fastenzeit 2021 dann ein, unseren Blickwinkel zugunsten von Wandel und Neuausrichtung zu erweitern, Möglichkeiten zu erschließen, wie Lebenskraft und Lebensfreude in meinem Alltag Raum bekommen kann. Es ginge dann nicht primär darum, unser Augenmerk auf den freiwilligen Verzicht zu richten, sondern offen zu werden dafür, wo sich (neue) Lebensperspektiven in dieser Fastenzeit auftun; Ausschau zu halten danach, was mein Leben im Inneren bereichern kann.
"Kehr um, und glaube an das Evangelium!" meint dann: "Schlage eine neue Richtung ein, bleibe nicht in Deinen Sorgen und Ängsten angesichts der Corona-Pandemie hängen, sondern erweitere Deinen Horizont und vertraue und entdecke, dass Gott das Leben in Fülle für Dich will!" Dies ist die Perspektive, mit der wir eigentlich in jedem Jahr an Aschermittwoch in die Fastenzeit starten, die wir in diesem Jahr aber vielleicht besonders hervorheben müssen. Dann ist Aschermittwoch auch im Jahr 2021 mehr als "angesagt".
Unser Gott ist ein Gott des Lebens, sogar über den Tod hinaus - dies ist unser Glauben und auch die österliche Ausrichtung der Fastenzeit. Diese gilt es, im Wandel neu zu entdecken. Frei nach dem Motto der diesjährigen Online-Exerzitien im Verband: "Fürchte Dich nicht! Lebe!"
Autorin: Anja Joye
Unsere Autorin ist Seelsorgerin für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle des Caritasverbandes für das Bistum Aachen.