"Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi." (II. Vatikanisches Konzil, Gaudium et spes, Art. 1)
Caritas ist ein Wesensmerkmal der katholischen Kirche. Sie fühlt sich dem Anspruch des Evangeliums verpflichtet. Gott hat uns in Christus "das Leben offenbart" (1 Joh 1,2). Darum gilt: "Wir sollen an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben, wie es seinem Gebot entspricht" (1 Joh 3,23).
Armut ist zu einem zentralen Thema unserer Gesellschaft geworden. Die Armutsuntersuchung des Deutschen Caritasverbandes belegt dies nachdrücklich. Arbeitslosigkeit, Trennung oder Scheidung, Alleinerziehen der Kinder, Heimatlosigkeit, Verlust der Wohnung, Kinderreichtum und Pflegebedürftigkeit sind oft Wege in die Armut, die durch häufig damit verbundenes Unrecht noch vergrößert wird.
Reden miteinander, das heißt der persönliche Dialog mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - Ehrenamtlichen und Hauptberuflichen - ist für den Diözesancaritasverband der bevorzugte Weg, Motivation zu fördern und Leistungsbereitschaft zu erhalten. Unsere Leistungen erbringen wir nach den Grundsätzen der Wirksamkeit, Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit und der Umweltverträglichkeit.
Innovation und exemplarische Gestaltung sozialer Arbeit in unserer Gesellschaft sollen auch trotz rückläufiger Mittel mutig angegangen werden. Über die Grenzen unseres Landes hinweg leisten wir einen Beitrag zur verantwortlichen Gestaltung dieser Welt und zu einer menschenwürdigen, gerechten und solidarischen Ordnung.
Tätige Liebe verwirklichen wir in guter Weggemeinschaft mit Pfarrgemeinden, caritativen Einrichtungen, Fachverbänden und Gruppen der Caritas. Die Bündelung der Struktur darf nicht zu Lasten der Vielfalt gehen.
Anwalt der Armen zu sein und dies in politischem Engagement zu realisieren, ist ein wichtiges Anliegen der verbandlichen Caritas. Wir orientieren uns am Lebensraum der Menschen und bemühen uns, die jedem eigenen Stärken zu entdecken und zu fördern (z.B. bei Behinderten, alten und sterbenden Menschen, Suchtkranken, Strafgefangenen und ausländischen Mitbürgern.
Solidarisch stehen wir für Notleidende und Schwache ein. Ein Standort Deutschland ohne die Solidarität mit ihnen, ohne gerechte Teilhabe am wachsenden Volksvermögen, ohne gerechte Verteilung von Arbeit und Wohnraum, ohne solidarische Absicherung von Krankheit und Pflegebedürftigkeit steht auf tönernen Füßen. Solidarität hat mit "solide" zu tun. Ohne Solidarität keine solide Gesellschaft.
Verabschiedet vom Diözesancaritasrat am 26. September 1997
Weihbischof Dr. Gerd Dicke, Erster Vorsitzender