Wo ist der Wohnungsschlüssel von Frau Meyer?
Erst scannen, dann gehen: Pflegekräfte der Caritas-Pflegestationen der Caritas Krefeld verwalten nun die Schlüssel der Patienten, die sie betreuen, digital. Eine große Entlastung für alle.RCV Krefeld
An dem kleinen Tablet mit einem darunter angebrachten Scanner für so genannte NFC-Chips kommt keine der Pflegekräfte in den vier Pflegestationen des Regionalen Caritasverbandes Krefeld mehr vorbei. Die Hardware mit der dahinter liegenden Software nimmt den Leitungen der Pflegestationen eine große Last ab: nach Wohnungsschlüsseln der Patienten zu suchen, die bei einer Pflegetour betreut werden. Was früher relativ regelmäßig vorkam, weil der eine oder andere Schlüssel aus Versehen in der Jackentasche einer Pflegekraft geblieben war, anstatt ihn in den Schlüsselschrank zurück zu hängen, gehört dank Digitaltechnik der Vergangenheit an. "So macht Digitalisierung richtig Spaß, weil sie auf einfache Weise ein alltägliches Problem gelöst hat", sagt Regina Schüren. Bei der Caritas in Krefeld ist sie Sachbereichsleiterin ambulante und teilstationäre Pflegedienste.
Der Verband kooperiert mit dem Aachener Start-up Westrath GmbH. Das Unternehmen ist auf die Digitalisierung von Prozessen rund um Schlüssel spezialisiert, hat "Log+Key" entwickelt, eine Software, die es Anbietern wie Pflegestationen erleichtert, Schlüssel zu verwalten. Geschäftsführer Philip Westphal war über die Caritas Betriebs- und Werkstätten GmbH in Eschweiler, mit der er ursprünglich ein digitales Schlüsselbrett bauen wollte, in Kontakt zu den Pflegestationen der Caritas in Krefeld gekommen. Bei einer Fachbereichsleiterrunde der verbandlichen Caritas im Bistum Aachen hatte Westphal seine Software-Lösung präsentiert. Regina Schüren hatte Interesse, die Technik in einem Pilotprojekt auszuprobieren.
"Es ist eigentlich eine simple Geschichte mit großer Wirkung", sagt sie. Pflegekräfte der Caritas-Pflegestationen Meerbusch, Stadtmitte/Hüls, Krefeld-Süd und Uerdingen scannen, bevor sie auf eine Pflegetour fahren, die Schlüssel, die sie aus dem Schrank genommen haben. Die Schlüssel sind mit einem NFC-Chip versehen, der die Schlüssel eindeutig identifizierbar macht. Die Software registriert, welche Pflegekraft welche Schlüssel hat. Und nach der Pflegetour scannen die Pflegekräfte alle Schlüssel, die sie mitgenommen haben, erneut, bevor sie in den Schrank zurückgehängt werden. Spätestens jetzt würde auffallen, wenn ein Schlüssel fehlt. "Früher hatte ich, wenn ein Schlüssel vor Beginn der Pflegetour nicht da war, eine hochdramatische Situation. Als Leitung musste ich dann sofort alles stehen und liegen lassen und den Schlüssel suchen", sagt Regina Schüren. Heute fällt bei der Rückgabe sofort auf, ob ein Schlüssel fehlt. Und die Pflegekraft, die den fehlenden Schlüssel entnommen hat, macht sich sofort auf die Suche. Die Erwartung der Caritas, die Zuordnung der Schlüssel sei mit Hilfe der Technik leichter für die Mitarbeitenden, ist voll aufgegangen. Und die Pflegestationen mit ihren rund 300 Mitarbeitenden sind eine Sorge los: "Früher haben wir immer gesagt, es wären Schlüssel verloren gegangen. Aber das stimmte nicht. Der Regelfall war einfach, dass wir versehentlich nicht wussten, wo sich ein Schlüssel befindet. Das ist nun gelöst. Wenn Frau Meyer anruft und fragt, ob einmal jemand vorbeikommen könnte, nehmen wir den Schlüssel aus dem Schrank, scannen ihn und fahren los. Der Stressfaktor ist deutlich reduzierter", sagt Regina Schüren.
Jeder Schlüssel ist mit einem so genannten NFC-Chip versehen, über den jeder Schlüssel digital erfasst werden kann.RCV Krefeld
So stressfrei wie möglich wollte die Caritas Krefeld auch das neue System an den Start bringen. Daher begann zunächst alles mit einem Pilotprojekt. Erst, als die Kinderkrankheiten überstanden waren, rollte die Caritas die neue Technik bei ihren Pflegestationen aus. Aber nicht einfach so. Der Caritas Krefeld war es wichtig, den Prozess von Anfang an kommunikativ zu begleiten. Alle Pflegekräfte der Sozialstationen hatten Gelegenheit, über ein digitales Tool an einer anonymen Befragung teilzunehmen. Die Caritas wollte nachhalten können, wie die Kolleginnen und Kollegen auf das System reagieren, was gut läuft, was stört, wo noch hingeschaut werden muss. Die Sorge, die Leitung würde nicht erkennen, wo es noch Probleme geben könnte, war dabei nicht entscheidend. "Wir wollten von Anfang an deutlich machen, dass es uns um eine Lösung geht, die für alle Mitarbeitenden passt. Und das ist aufgegangen", sagt Regina Schüren.
Heute fragt niemand mehr: "Wo ist der Wohnungsschlüssel von Frau Meyer?" Und selbst, wenn die Frage einmal käme, Log+Key wüsste die Antwort.
Autor: Christian Heidrich