„Ich fürchte, ich hätte alles verloren“
Betreuer Dirk Taube in einem Beratungsgespräch
Ihren Job in der Ambulanten Pflege mag Lisa Schuster*. Wieder. Das war vor zwölf Jahren anders. "Da ging es mir nicht so gut. Ich fühlte mich überfordert, hatte depressive Schübe", erinnert sich die 48-jährige geschiedene Mutter von drei Kindern. Diese hat sie mehr oder weniger alleine groß gezogen, weil der Kontakt zum Ex-Mann abgebrochen ist. Die Pflegekraft verkroch sich immer mehr in ihr Schneckenhaus, auf der Arbeit funktionierte sie nur noch und privat wurden die Probleme immer größer. "Mir ging es irgendwann so schlecht, dass ich keine Briefe mehr öffnete und Rechnungen nicht mehr zahlte. Ich merkte gar nicht, dass irgendwann kein Geld mehr auf meinem Konto war", erzählt sie. Daher merkte sie gar nicht, dass mehrfach der Dauerauftrag der Bank zur Abbuchung der Miete nicht mehr ausgeführt wurde. Bis der Vermieter vor ihrer Wohnungstür stand. "Ich versuchte, wenigstens einen Teil der ausstehenden Mietzahlungen zu begleichen", erzählt sie. Andere Rechnungen konnte die Aufstockerin, die einen Teil der monatlichen Einnahmen vom Jobcenter bekam, nicht mehr begleichen. Das Jobcenter forderte sie auf, Vollzeit arbeiten zu gehen. Bei den drei zum Teil noch minderjährigen Kindern war das unmöglich. "Ich wurde immer verzweifelter und hatte keinen Überblick mehr über meine Finanzen, wollte das aber auch nicht wahrhaben", sagt Lisa Schuster. Ihr Auto wurde stillgelegt, weil sie Steuern und Versicherungen nicht mehr bezahlen konnte. Immer höher stapelten sich Briefe, Rechnungen, Mahnungen, Vollstreckungsbescheide. Schließlich kündigte der Vermieter die Wohnung. "Aber die konnte ich doch nicht verlassen und musste mich um die Kinder kümmern", sagt sie. Die Lage spitze sich weiter zu, als es eine Räumungsklage gegen sie gab und schließlich der Termin zur Räumung feststand, eine neue Wohnung aber nicht in Sicht war. "Da vertraute ich mich meinem damaligen Hausarzt an. Er empfahl mir, eine rechtliche Betreuung einzurichten und schickte mich zum SKFM Betreuungsverein nach Erkelenz." Das war 2013. Der Beginn eines Weges aus den Schulden zur wiedergewonnenen Selbstständigkeit.
Beim SKFM für die Region Heinsberg wurde Dirk Taube der rechtliche Betreuer von Lisa Schuster. Mit Unterstützung eines Anwaltes erreichte er bei Gericht einen Beschluss, die Räumung nicht zu vollziehen. Bei nur einer einzigen säumigen Zahlung in den nächsten drei Jahren durfte die Räumung aber vollzogen werden. Lisa Schuster verpflichtete sich zudem, mit Hilfe der rechtlichen Betreuung ihre finanziellen Angelegenheiten zu ordnen und die säumige Miete mit allen Kosten und Zinsen sofort an den Vermieter zu zahlen. Dafür gewährte der SKFM ein zinsloses Darlehen. "Ich konnte in der Wohnung bleiben, und Herr Taube kümmerte sich nun vor allem um Finanz-, Behörden- und Wohnungsangelegenheiten", sagt Lisa Schuster. Innerhalb von zwei Jahren zahlte sie das Darlehen an den SKFM zurück. Während sich die 48-Jährige auf Familie und Arbeit konzentrierte, arbeitete Dirk Taube mit ihr einen Plan aus, um die verbleibenden Schulden bei anderen Gläubigern zu begleichen. "Hätte Herr Taube nicht meine Finanzen geführt, wäre ich weiter in Schulden geraten", sagt sie dankbar.
Dann tauchten vor ein paar Jahren Schulden auf, an die sich die alleinerziehende Mutter gar nicht mehr erinnerte. "Nun waren es nicht mehr nur 4000 Euro, die ich abzahlen sollte, sondern 25.000 Euro", sagt Lisa Schuster. Dirk Taube reagierte und leitete zusammen mit seiner Klientin und der Schuldnerberatung eine Privatinsolvenz ein.
Der regelmäßige Kontakt zur Dirk Taube half Lisa Schuster in vielen Fragen. Gemeinsam machte sie die Steuerklärungen, sprachen über Einnahmen und Ausgaben. Nach und nach tätigte die Frau wieder Überweisungen und erledigte Behördengänge. Dennoch gab es immer wieder gesundheitliche Einbrüche. Bis sich etwa vor dreieinhalb Jahren das Leben der 48-Jährigen spürbar und nachhaltig stabilisierte. "Meine familiäre Situation änderte sich, ich zog in eine größere Wohnung in einem etwas angenehmeren Umfeld, ich machte Fortbildungen. Dadurch stieg mein Gehalt, und insgesamt fühlte ich mich immer besser. Ich übernahm wieder mehr und mehr Verantwortung und fühlte mich mental auch immer besser und sicherer", erzählt die Pflegekraft. 2022 wurde ihr klar, allmählich wieder auf eigenen Füßen stehen zu können. Zum 31. Dezember 2022 wurde daher die rechtliche Betreuung aufgehoben.
Lisa Schuster ist froh, mit der Hilfe des SKFM und von Dirk Taube durch für sie harte Zeiten gegangen zu sein und nun wieder völlig selbstständig leben zu können. "Ich fürchte, ohne rechtliche Betreuung wäre ich obdachlos geworden, hätte alles verloren und wäre nicht wieder auf die Beine gekommen", sagt Lisa Schuster.
*Name geändert