Wie katholisch sehen wir morgen aus? Die Caritas im Bistum Aachen spricht darüber
Entsprechend rückte das Gespräch darüber am 27. September 2024 ins Zentrum der Vertreterversammlung. Als entscheidender Diskussionspartner beteiligte sich der Aachener Bischof Dr. Helmut Dieser. Er war noch voller Eindrücke von einer Reise in das Partnerland des Bistums. In Kolumbien hat ihn beeindruckt, wie entschieden dort die Kirche an der Seite der Armen steht, mit ihrer Sozialpastoral, mit ihren Hoffnungs- und Glaubenszeichen.
In seiner westdeutschen Diözese stehen zahlreiche Einrichtungen, Dienste und Initiativen ebenfalls entschlossen an der Seite von marginalisierten, benachteiligten, bedrängten Menschen. Die Gesellschaft allerdings ist deutlich säkularer, multikultureller, älter als im Partnerland. Und die dort noch sehr präsente Volksfrömmigkeit lässt sich hier nur vereinzelt erleben, in Gemeinden sicherlich, aber auch in caritativen Einrichtungen und Diensten.
Die Nachfolge Jesu wird im Alltag der Caritas gelebt
Von dieser kontrastreichen Wahrnehmung inspiriert, stellten authentische Berichte aus dem Alltag klar: Das Evangelium lebt im Handeln der Caritas. In ihrer unbedingten Zuwendung zu allen Menschen in allen Lebenslagen spiegelt sich die Nachfolge Jesu. Wer, wenn nicht die Caritas, vollzieht nach, was es heißt: Der Mensch ist Gottes Ebenbild? So hatte schon die Seelsorgerin des Diözesancaritasverbands, Anja Joye, die Versammlung eingestimmt.
Bei dieser Analyse traf man sich. Aber: Verständigungsbedarf innerhalb der Caritas und mit dem Bischof besteht in der Frage, wie explizit Ausdrucksformen von Verkündigung und Liturgie in den Alltag einziehen können und sollen. Im dicht getakteten Krankenhausbetrieb zum Beispiel scheint das kaum denkbar. Es gibt viele Arbeitsfelder, in denen die Teams multikulturell und multireligiös geprägt sind. Getaufte Mitarbeitende sind häufig nicht kirchlich sozialisiert.
Die neue kirchliche Grundordnung hat diese Wirklichkeit nachvollzogen. Zugleich überträgt sie die Aufgabe, dass Einrichtungen und Dienste ein katholisches Profil haben und leben, an die Leitungskräfte. Dieser Auftrag treibt auch Dr. Helmut Dieser in seiner Verantwortung als Diözesanbischof um, das gibt er bei Gelegenheiten wie der Delegiertenversammlung weiter. Ihn beschäftigt vor allem die Sorge darum, wie katholisch morgen die Landschaft aussieht.
Brücken zwischen Gemeinden und Caritas schlagen
Der Verband in all seinen Gliederungen sei an dieser Frage dran, bekräftigte Stephan Jentgens. Offen über die christlichen Werte zu sprechen, die das Handeln der Caritas prägen, müsse zwar häufig neu gelernt werden, sagte der Diözesancaritasdirektor. Aber es könne allen Beteiligten gut tun, den Mitarbeitenden ebenso wie den Menschen, mit denen sie arbeiten. Und vielleicht strahle es auch in die pastoralen Räume aus, in denen die Einrichtungen und Dienste tätig sind.
Denn Brückenschläge zwischen Gemeinden und Caritas stellen vielerorts eine bleibende Herausforderung dar. Da gibt es vielfältig begründete Barrieren, die es zu überwinden gilt. Die gerne zitierte Option für die Armen ist im Alltag so einiger Pfarreien nicht im Blick. Hier fehlt die praktische Verbindung zum kirchlichen Grundvollzug des diakonischen Handelns. Über all das zu sprechen, ist der gute Vorsatz, mit denen alle Beteiligten aus der Diskussion herausgingen.
Personalia, Beschlüsse, Bericht
Mit der Ernennung von Pfr. Hannokarl Weishaupt zum ersten Vorsitzenden der Caritas im Bistum Aachen geht eine fast fünfjährige Phase der Vakanz vorbei. Dieses Ereignis verbanden Bischof Dr. Helmut Dieser und die Vertreterversammlung mit einem tiefen Dank an Sr. Maria Ursula Schneider. Sie habe die Situation bestens gemeistert und gestaltet, gemeinsam mit Stephan Jentgens und den neuen Vorstandsmitgliedern Mechtild Jansen und Christoph Bückers.
Eine weitere personelle Entscheidung fiel am Nachmittag selbst. Für die Entsendung in die Delegiertenversammlung des Deutschen Caritasverbandes kandidierten Mechtild Jansen und Dana Glöß aus Krefeld. Durch geheime Wahl betraut wurde schließlich Mechtild Jansen. Die Vertreterversammlung am 27. September bei der CBW in Eschweiler verabschiedete außerdem zahlreiche Änderungen der Vereinssatzung des Caritasverbandes für das Bistum Aachen e.V.
Öffentlichkeitsreferent Christian Heidrich stellte den Tätigkeitsbericht vor, der Entwicklungen und Ereignisse der letzten vier Jahre in Berichten, Blitzlichtern und Interviews vorstellt. Die vielen Gesichter, Stärken und Angebote der verbandlichen Caritas im Bistum Aachen scheinen in diesem Bericht auf. Mit dem Aufruf, die "Aachener Erklärung für Frieden und gesellschaftlichen Zusammenhalt" weiterzugeben und zu unterzeichnen, endete die Versammlung.
Autor: Thomas Hohenschue