Wetterfest und hilfsbereit
Für jede Spende in die Sammelbüchsen gab es von den Kindern ein selbstgebasteltes Dankeschön.Maria im Tann
Auch die Kinder und Jugendlichen aus "Maria im Tann" finden es ziemlich ungemütlich, doch sie trotzen tapfer dem Wetter, denn sie haben eine Mission: Passanten rund um den Aachener Elisenbrunnen über die Situation von Straßenkindern weltweit zu informieren und für sie zu sammeln. Und diese Kinder können schließlich auch nicht so einfach ins Warme und Trockene.
In Deutschland macht die Kinderhilfsorganisation "Terre des hommes" alljährlich zum 20. November, dem Tag, an dem 1989 die UN-Kinderrechtskonvention verabschiedet wurde, mit der Aktion "Straßenkind für einen Tag" auf die Lebensumstände dieser Kinder aufmerksam. Dafür schlüpfen Kinder und Jugendliche hier bei uns in die Rolle von Straßenkindern. Sie putzen Schuhe, verkaufen kleine Dinge, die sie selbst hergestellt haben oder sortieren Müll. Mit der Aktion will das Kinderhilfswerk darauf hinweisen, welche eigentlich selbstverständlichen Rechte Straßenkindern verwehrt bleiben: das Recht auf Bildung, auf Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung, darauf, gesund und beschützt aufwachsen zu dürfen.
Marion Menke, Sozialpädagogin im Zentrum für Kinder, Jugend- und Familienhilfe "Maria im Tann", fand die Aktion klasse und fragte die Kinder und Jugendlichen, die hier leben, ob sie nicht Lust hätten, sich daran zu beteiligen. "Mir ist wichtig, ihnen zu vermitteln, wie wichtig Ehrenamt ist und dass es Menschen gibt, denen es schlechter geht als ihnen", erklärt sie und schickt direkt ein dickes Lob hinterher: "Wenn einer ein Gespür dafür hat, dann unsere Kinder." So war es denn kein Problem, Kinder und Jugendliche aus den verschiedenen Wohngruppen sowie einige ihrer Betreuer zu begeistern. "Wir haben uns im Internet informiert und Kleinigkeiten gebastelt, die wir den Leuten als Dankeschön für eine Spende geschenkt haben: Kerzen, Weihnachtskarten und kleine Glückssteine", berichtet Sasha (16).
Damit und mit Sammelbüchsen und Informationsmaterial zur Arbeit von "Terre des hommes" schlug die Gruppe aus Kindern, Jugendlichen und Betreuern nach der Schule nahe des Elisenbrunnens ihren Stand auf. Ursprünglich hätten sie auch noch Kinder schminken und Schuhe putzen anbieten wollen, "doch das ist bei dem Wetter ins Wasser gefallen", sagt Marion Menke. So haben sie sich darauf beschränkt, Passanten anzusprechen, für ihr Anliegen zu werben und um eine Gabe für ihre Büchsen zu bitten. Nicht jeder habe freundlich reagiert, mancher sogar geschimpft, so die Erfahrung der jungen Spendensammler zwischen zehn und 16 Jahren. Die meisten seien jedoch nett gewesen. Obwohl sie nach gut zwei Stunden durchgefroren waren, für alle eine gute Erfahrung. "Es ist was anderes, selbst was zu tun, als nur darüber zu reden oder zu lesen", sagt Sasha. Mit einem Erlös von 218 Euro für das "Straßenkinderprojekt El Caracol" in Mexiko war die Aktion ein voller Erfolg, vor allem auch für die jungen Teilnehmer, wie Marion Menke meint. "Es macht sie stolz und stärkt ihr Selbstwertgefühl, nicht nur die zu sein, die Hilfe bekommen, sondern auch anderen helfen zu können."
Quelle: Maria im Tann