Wenn Babyboomer mit Erfahrung und Zeit die Sorgearbeit im Quartier beflügeln
Fattaneh Afkhami und Juliana Doersch werben für einen anderen Blick auf die Situation. Kürzlich haben die beiden Fachfrauen vom Diözesancaritasverband Aachen mit Mitstreiterinnen von Bildungswerk Aachen, Hospiz Haus Hörn und Palliatives Netzwerk für die Region Aachen einen Fachtag zum Gestalten eines würdigen Lebens im Alter veranstaltet. Im Fokus stand dabei die Vision der Caring Communities.
Gemeinsam für den Aufbau von Caring Communities (v.l.n.r.): Anne Storcks, Bianka Schümmer, Caroline Rütten (alle Hospiz Haus Hörn), Fattaneh Afkami (DiCV Aachen), Mareike Hümmerich, Veronika Schönhofer Nellessen (beide Bildungswerk Aachen/Palliatives Netzwerk) und Stefanie Eckert (Palliativmedizinerin aus der Eifel).Thomas Hohenschue
Grob skizziert, geht es bei diesen um Hilfe- und Selbsthilfenetzwerke in Stadtvierteln und Dörfern. Ausgangspunkt ist dabei nicht der Mangel an Fachkräften, wie er durch die Überalterung der Gesellschaft verstärkt wird, erläutert Veronika Schönhofer-Nellessen vom Bildungswerk. Leitend ist vielmehr die Vorstellung, Sorgearbeit wie Alten- und Krankenpflege, Kinderbetreuung und vieles mehr gemeinschaftlich zu stemmen und so ein gutes Leben für alle zu fördern.
Wechsel von Babyboomern in den Ruhestand eine große Chance
So betrachtet, ist der Wechsel von Babyboomern in den Ruhestand eine große Chance, diese bürgerschaftliche Vision verstärkt in die Tat umzusetzen. Konzeptionelle Überlegungen reifen an vielen Orten der Bundesrepublik, zum Beispiel in der StädteRegion Aachen. Hier sammelt das Palliative Netzwerk Mitstreiterinnen und Mitstreiter um sich. Das Bündnis bringt sehr viele Kompetenzen und Kontakte für die gute Idee zusammen und wirbt für diese.
Eine Win-Win-Situation
Babyboomer im Ruhestand haben häufig die Lebens- und Berufserfahrung, die lokale Caring Community zu beflügeln. Zugleich haben sie eher die Zeit, ihre Kenntnisse und Fertigkeiten für Menschen im Quartier einzubringen. Oft genug ist es eine Win-Win-Situation: Ein gutes nachbarschaftliches Miteinander unterstützt sie auch selbst in ihrem Leben, in ihren familiären Bezügen, in Fragen der Sorgearbeit für Angehörige, und und und.
Den Blickwinkel weiten
Von daher gilt Bangemachen vor dem demografischen Wandel nicht. Den Respekt vor den Lücken in der professionellen Sorgearbeit sollte man zwar bewahren, sagen Fattaneh Afkhami und Juliana Doersch mit Blick auf die Überlastung vieler Pflegeteams. Gleichzeitig werben sie dafür, den Blickwinkel zu weiten. Das Leben nach der Erwerbsarbeit bringt den meisten Menschen gute Jahre, die sie mit Kraft gestalten können. Ihnen Angebote zu machen, sich zu engagieren, lohnt sich sehr.
Autor: Thomas Hohenschue