Was tun, wenn ein Mensch mit Suchtmitteln die Einsamkeit im Alter übertönen will?
Gisela Gerdes, Monika Sandjon und Gabi Loslever (v. l. n. r.) zogen an einem Strang, um über Sucht im Alter aufzuklären.Thomas Hohenschue
Ein gesellschaftlich hoch relevantes Thema, das auch im Kreis Düren Menschen bewegt. Eine Informationsveranstaltung zur Suchtprophylaxe im Alter zog zahlreiche Interessierte an. Das Angebot führte unterschiedliche Gruppen zusammen: Menschen, die sich beruflich oder ehrenamtlich in der Arbeit mit älteren Generationen engagieren, Menschen, die Suchtgefährdete oder Suchterkrankte kennen, und Menschen, die selbst Suchterfahrung haben.
Diese Bandbreite des Publikums im vollen Veranstaltungsraum freute die Veranstalterinnen, denn nach ihrer Erfahrung kommen Informationen und Tipps allen Gruppen gleichermaßen zugute, wenn es um die Lebensfragen und Lebensherausforderungen von Menschen geht, die älter als 60 Jahre sind. Unsere Gesellschaft wird immer älter. Damit verbindet sich die Aufgabe, ein gutes, erfülltes, gesundes Leben möglichst vieler Menschen zu gestalten.
Das geht am besten gemeinsam, auf informierter Basis, mit maßgeschneiderten Angeboten, die den Interessen der Beteiligten dienen. Wie bei der Sucht im Alter, auf die man mit sehr verschiedenen Blickwinkeln schauen kann. In diesem Fall hatte der "Arbeitskreis Seniorenbildung und mehr im Kreis Düren" eine Spezialistin aus Jülich eingeladen: Gabi Loslever von der Fachstelle für betriebliche Suchtprävention im Caritasverband Düren-Jülich.
Sie skizzierte das schwere Gepäck, das viele ältere Menschen aus Kindheit und Jugend mit sich herumtragen. Insbesondere Kriegs-, Hunger- und Armutserfahrungen zeichnen ihre frühen Jahre. Traumata prägen Familiengeschichten, sie werden an nächste Generationen weitergegeben. Im Alter treten diese belastenden Faktoren häufig auf neue Weise ans Licht. Zugleich zeichnen sich die aktuell alt gewordenen Generationen durch besondere Widerstandskraft aus.
Gabi Loslever lenkte den Blick auch auf andere Chancen der heutigen Zeit, angefangen bei einem deutlich verbesserten gesellschaftlichen Bild vom Alter. Das wird auch durch Fakten untermauert. Menschen können heute im Schnitt länger gesund und selbstständig leben als frühere Generationen. Das gilt allerdings vorrangig für die, welche einen entsprechenden Lebensstil pflegen. Und hier rückt das Thema Sucht als Schlüsselfaktor in den Blick.
Denn einer Sucht lässt sich am besten vorbeugen, indem man gut für sich selbst sorgt, Kontakte knüpft, Beziehungen pflegt, auf die eigenen Bedürfnisse achtet. "Es gilt, dem Leben nicht nur Jahre zu geben, sondern den Jahren Leben zu geben", zitierte Gabi Loslever einen treffenden Sinnspruch. Denn Suchtmittel wie Zigarette, Alkohol, Medikamente sollen meist Einsamkeit, Konflikte, ungute Gefühle übertönen - ohne Aussicht auf nachhaltigen Erfolg.
Wenn man riskantes Verhalten beobachtet, soll man es ruhig ansprechen, auf sachliche Weise, ermutigte die Expertin. Wertvolle Hinweise, die eigene Wahrnehmung zu schärfen, gibt es auf Internetportalen wie www.starkbleiben.nrw.de. Möglicherweise lässt sich, vielleicht mit fachkundiger Beratung, ein Weg aus der Sucht finden. Es ist nie zu spät, gesünder zu leben, bekräftigt Gabi Loslever. Der Körper gesundet in vielen Fällen und die Lebensqualität steigt. Es geht dabei nicht nur um Weglassen der Suchtmittel, sondern um ein erfülltes Leben.
Das ist das Metier von Gisela Gerdes, Mitarbeiterin der Dürener Caritas auf dem Gebiet der Gemeindesozialarbeit. Als Teil ihres Auftrags der Offenen Sozialen Altenarbeit versteht sie ihr Engagement im Arbeitskreis "Seniorenbildung und mehr im Kreis Düren". Zusammen mit ihrer früheren Kollegin, Monika Sandjon, die schon lange beim Kreis Düren tätig ist, und weiteren Mitstreiterinnen gestaltet sie ein alltagstaugliches, adressatennahes Bildungsprogramm.
Auch bei der Veranstaltung zur Suchtprophylaxe ließ sich beobachten, wie der Kreis arbeitet. Alle Fragen des Publikums wurden zielführend beantwortet, praktische Tipps gegeben, Anlaufstellen benannt. Die verschiedenen Gruppen mit ihren eigenen Blickwinkeln und Erfahrungen kamen in einen Dialog. Und Gisela Gerdes, Monika Sandjon und Gabi Loslever schlugen Brücken zu Kursangeboten, die eine Vertiefung ermöglichen. Die letzte Frage lautete: Was können wir hier in Düren noch zum Thema beisteuern? Netzwerkarbeit vom Feinsten.
Offene Soziale Altenarbeit im Bistum Aachen
Die Gemeindesozialarbeit der Dürener Caritas ist Mitglied im Runden Tisch der Offenen Sozialen Altenarbeit. Dieser vernetzt bistumsweit Akteure aus der verbandlichen Caritas, die sich in diesem Feld der Sozialen Arbeit engagieren. Der Runde Tisch ist ein Ort des fachlichen Austauschs und der kollegialen Beratung. Aus ihm heraus entstehen gemeinsame Projekte. Auch Fortbildungen sind ein großes Thema.