Sich kreativ ausprobieren und mit Graffiti neue Farbe in den Alltag bringen
Jeder Mensch ist ein Künstler. Was Joseph Beuys sagte, bewahrheitete sich bei einer Graffitiaktion in Heinsberg.Thomas Hohenschue
Denn vielleicht hat man sich schon immer ein wenig schwer damit getan, hat sich im Leben auf das Zusammensein mit dem Partner konzentriert, wenig ohne ihn gemacht. Und wenn er dann verstirbt oder sich von einem trennt, ist da die Trauer und der Alltag ist von dieser Lücke geprägt. Auch Bindungsängste können zu einem einsamen Alltag führen.
Die Gemeindesozialarbeit der Caritas im Kreis Heinsberg setzt hier an. Sie gestaltet zusammen mit Kooperationspartnern vor Ort niederschwellige Angebote, die Abwechslung und neue Verbindungen in das Leben älterer Menschen bringen. Wie das Café Sorgenpause in Heinsberg, das gemeinsam mit der Pfarrei auf den Weg gebracht wurde. Zweimal in der Woche treffen sich Menschen, die Kontakt suchen, im Pfarrzentrum St. Gangolf. Die Atmosphäre ist entspannt, gastlich, offen. Schon das bloße Dabeisein bereichert den Alltag. Gute Gespräche gibt es obenauf, mit anderen Gästen oder mit den Ehrenamtlichen, die das Angebot begleiten.
Im Prinzip ist das Café ein generationsübergreifendes Angebot. Und darin liegt auch der Charme, denn in jedem Alter gibt es Sorgen, von denen man Pause machen möchte, gerne dann auch mit anderen Menschen zusammen. Dieser Ansatz bewährt sich immer wieder in der Arbeit der Heinsberger Caritas, und so warfen kürzlich Gemeindesozialarbeit und Sozialpsychiatrisches Zentrum ihre Ressourcen zusammen, um Menschen außergewöhnliche Erfahrungen zu ermöglichen. Besucher von Café Sorgenpause trafen sich mit Klienten aus dem Ambulant betreuten Wohnen in Heinsberg, um genau dort gemeinsam das Graffitisprühen zu lernen.
Mit großem Charme führte sie der Heinsberger Graffitikünstler Andreas Valiotis in die Techniken des Sprühens ein, erklärte Grundlagen, gab praktische Tipps. Und dann legten die Teilnehmer los, schüttelten ihre Sprühflaschen, bis es klackerte, probierten Farben, Formen, Sprüh- und Strichstärken auf Leinwänden aus. Rasch stellten alle Fortschritte fest, wagten Neues. Mancher entdeckte und zeigte großes Talent. Im Kern bewahrheitete sich in diesem Moment das, was Joseph Beuys einmal sagte: Jeder Mensch ist ein Künstler. Beeindruckende Malereien entstanden, wie so häufig im Leben von Graffiti, nur für einen Augenblick, bevor sie wieder übersprüht wurden, neuer Gestaltung wichen.
Mittendrin im kreativen Geschehen: Mechthild Bose von der Gemeindesozialarbeit und Elke Müller vom Ambulant betreuten Wohnen des Sozialpsychiatrischen Zentrums. Auch sie steckten sich in die Schutzanzüge, damit ihre Kleidung keine bleibende Erinnerung an die Aktion behielt, und machten mit. Einer ihrer Mitsprüher verewigte inzwischen seinen Hund auf der Leinwand. Andere verbanden formvollendet ihre spontanen Vorstellungen und Gefühle in abstrakten und konkreten Motiven, Farben, Buchstaben, Striche - lebendig, chaotisch, schön. Alle wurden immer mutiger und am Ende stand der Wunsch: Das wollen wir nochmal machen, auf einer Freifläche, und auch was Bleibendes damit gestalten. Auf dass der Alltag neue Farbe hat!
Offene Soziale Altenarbeit im Bistum Aachen Die Gemeindesozialarbeit der Heinsberger Caritas ist Mitglied im Runden Tisch der Offenen Sozialen Altenarbeit. Dieser vernetzt bistumsweit Akteure aus der verbandlichen Caritas, die sich in diesem Feld der Sozialen Arbeit engagieren. Der Runde Tisch ist ein Ort des fachlichen Austauschs und der kollegialen Beratung. Aus ihm heraus entstehen gemeinsame Projekte. Auch Fortbildungen sind ein großes Thema.
Autor: Thomas Hohenschue
Youtube: https://youtube.com/shorts/rKWQ9ywKR8o