Pflegekräfte werden dort sein, wo sie sich frei entfalten und entwickeln dürfen
Wer die Geschäftsstelle des Regionalen Caritasverbandes in Viersen betritt, spürt sofort die weltoffene und menschliche Haltung, mit der der Verband mit seinen Mitarbeitenden umgeht. Freundliche Menschen lächeln von den Wänden, versehen mit dem Ausspruch: "DU zählst!" Die Frauen und Männer, die dieser Botschaft mit ihrer Persönlichkeit Gesicht geben, sind keine Fotomodels. Es sind echte Mitarbeitende der Caritas im Raum Kempen-Viersen.
Gemeinsam stehen sie für ein gutes Miteinander in der Caritas (v.l.n.r.): Christian Schrödter, Katharina Weymans, Martin Werkes, Stephanie Hermanns und Leonie Grothe-Jansen.Thomas Hohenschue
Dass Öffentlichkeitsarbeiterin Stephanie Hermanns keine Probleme hatte, Kolleginnen und Kollegen zu diesem Einsatz zu motivieren, zeigt beispielhaft auf, wie viele positive Schritte der Verband in den letzten zwei Jahren gegangen ist. Die Zukunftsaufgabe, kollegialen Nachwuchs zu gewinnen und aktuelles Personal zu halten, wird als Gemeinschaftsaufgabe begriffen. Viele Mitarbeitende spüren die Fortschritte in der Kultur des Miteinanders im Verband.
Dass es so weit kam und weitergeht, fußt entsprechend auf dem Einsatz vieler Beteiligter. Aufgesetzt wurde das systematische Bearbeiten der Herausforderung Fachkräftemangel Mitte 2023, skizziert Vorstand Christian Schrödter. Seit 2024 verstärken das Projekt unter anderen Leonie Grothe-Jansen als Leitung Personalwesen und -entwicklung sowie Stephanie Hermanns als Mitarbeiterin für Personalmarketing und -recruiting.
Im kreativen Austausch hat diese Power-Runde eine Menge umgekrempelt und neu entwickelt. Klassische Stellenanzeigen in der Zeitung wurden abgelöst durch ein multimediales Feuerwerk. Kostenpflichtige Anzeigen im Internet, die Nutzung digitaler Jobportale, lebendige Postings auf Social Media und sympathische Mitarbeitenden-Fotos gehören dazu. Diese lachen nicht nur von Plakaten in Einrichtungen, sondern auch an Bushaltestellen und im Straßenbild.
Der Verzicht auf eine externe Werbeagentur brachte ein Plus an Authentizität bei all diesen Maßnahmen, bilanziert Stephanie Hermanns. Alle Beteiligten waren und sind mit Feuer und Flamme dabei, wenn es darum geht, das oft noch verstaubte Bild von Caritas in den Köpfen der Menschen zu erneuern. Der Verband ist nicht erst seit Einführung der neuen kirchlichen Grundordnung weltoffen und menschlich. Diese Botschaft ist der Runde sehr wichtig.
Alle Öffentlichkeitsarbeit würde rasch verpuffen und ihren Effekt ins Gegenteil verkehren, wenn sie nicht den Tatsachen entspräche. So aber posieren Mitarbeitende stolz vor den Plakaten und machen Selfies damit. Viele Botschaften haben eine befreiende Wirkung, wie die Wertschätzung gegenüber allen Formen des Zusammenlebens und Liebens. Das schweißt die Belegschaft zusammen. Ungewohnt, aber für viele entspannend ist die offene Einladung, sich zu duzen.
Solchermaßen modernisiert oder besser gesagt aktualisiert, lässt es sich leichter bei Jobmessen und ähnlichen Gelegenheiten um Interessenten für Ausbildung, Umschulung, Anstellung werben. Die Viersener Caritas bildet umfangreich aus und bietet auch weitere Andockpunkte, beginnend bei Schulpraktika und Freiwilligendiensten.
Wichtig ist aber auch festzuhalten: Alles erfolgreiche Anwerben von Arbeitskräften würde dem Verband und seinen Einrichtungen und Diensten wenig helfen, wenn sich die Bedingungen für Mitarbeitende nicht gut und zeitgemäß gestalten. Nicht alle systemischen Bedingungen in der Pflege lassen sich von Seiten der Caritas auffangen, aber man kann viel für die Attraktivität als Arbeitgeber tun, zum Beispiel bei der Dienstplanung. Benefits wie Jobbike-Leasing und Gutscheine für kurzfristiges Einspringen kommen hinzu.
Und eine weitere Linie nennen Christian Schrödter und Leonie Grothe-Jansen, um Menschen für Ausbildung und Mitarbeit zu gewinnen und sie im Verband zu halten. Die Viersener Caritas fördert nach besten Kräften und Möglichkeiten die berufliche Entfaltung und Entwicklung ihrer Mitarbeitenden. Das schließt die Durchlässigkeit von Strukturen, Diensten, Einrichtungen ein. So soll jeder entsprechend seiner Interessen, Potenziale, Situationen den richtigen Ort finden.
Beispielhaft stehen dafür Katharina Weymans und Martin Werkes. Die 40-Jährige absolviert gerade ihre Pflegeausbildung und freut sich über die Arbeit mit Menschen. Sie kommt aus dem Metallbau, arbeitete dann bei der Caritas in der Hauswirtschaft und wechselte schließlich in die Ausbildung. Jetzt passen Leben und Quereinstieg gut zusammen. Der 29-Jährige blickt auf eine bewegte Ausbildungskarriere zurück, hat 2019 bei der Caritas Fuß gefasst. Nach der Pflegeausbildung sah sein berufliches Umfeld sein Potenzial. Unkonventionell, aber aussagekräftig: Heute trägt er bereits als Pflegedienstleiter in einem Haus Verantwortung.
Menschen wie die beiden sind die Besten, um über den Weg zu berichten, auf den sich der Viersener Caritasverband vor zwei Jahren begeben hat. Christian Schrödter wirbt bei allen Einrichtungen und Diensten für eine Öffnung, um ihren Mitarbeitenden berufliche Mobilität zu ermöglichen. Wenn es irgendwo für jemanden nicht mehr passt, ist es besser, ihn in die Welt des eigenen Verbandes ziehen zu lassen, als ihn an andere Träger außerhalb der Caritas zu verlieren. Vielleicht kommt er dann eines Tages zurück.
Autor: Thomas Hohenschue