Mitarbeiter des St. Augustinus Krankenhauses und des St. Marien-Hospitals helfen ehrenamtlich in Sierra Leone
Tina Wolkenaer (mitte) und Rolf Overs-Frerker (2. v.r.), derzeit seit zwei Wochen in Sierra Leone; bei der Abfahrt mit: v.l. Dr. med. Jörn Hillekamp (Ärztlicher Direktor), Renardo Schiffer (Geschäftsführer) und Dr. med. Markus Huppertz-Thyssen (Chefarzt der Anästhesie)Kaya Erdem
Sie packten ihre Koffer für 18 Tage medizinischen Einsatz in Sierra Leone: Rolf Overs-Frerker, Anästhesist im St. Augustinus Krankenhaus Düren-Lendersdorf, Ruth Breuer, Fachkrankenschwester Anästhesie, Tina Wolkenaer, Operationstechnische Assistentin, beide ebenfalls im Lendersdorfer Krankenhaus tätig, und Miriam Hertwig, Chirurgin aus dem St. Marien-Hospital Düren-Birkesdorf. Sie sind für die Organisation Interplast Germany e.V. unentgeltlich in das westafrikanische Land gereist, um dort plastisch-chirurgische Operationen durchzuführen. Und so ziemlich alles, was sie dafür benötigen, haben Sie mitgenommen.
Sierra Leone gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, gezeichnet vom Bürgerkrieg, der 2002 endete, und der Ebola-Epidemie 2014/2015. Die ärztliche Versorgung ist ungenügend: 0,5 Ärzte auf 100.00 Einwohner - in Deutschland sind es 35 - und Unfallchirurgen gibt es gar nicht.
Die vier von insgesamt neun Helfern haben an notwendigem Material so gut wie nichts vorgefunden. Deshalb wurden ihre persönlichen Sachen im Handgepäck verstaut und ihre Koffer sind mit medizinischem Material gepackt worden. 100 Operationen werden derzeit durchgeführt. Die Helfer bereiteten sich deshalb akribisch auf die Reise vor, schrieben Listen, rechneten, was sie (ver-)brauchen würden. Das St. Augustinus Krankenhaus, das auf eine lange Tradition bei humanitären Hilfsaktionen zurückblicken kann, unterstützte materiell, etwa mit Anästhesie-Equipment zur Durchführung von Vollnarkosen sowie Utensilien für die Regionalanästhesie, dazu noch Verbandmaterial und Medikamente.
Die Ärzte und Fachschwestern behandeln Wunden und Verletzungen wie offene Brüche, die nie oder nur schlecht verheilt sind, Entzündungen, Verbrennungen, offene und infizierte Wunden. In zwei Operationssälen wird von morgens bis abends operiert, solange Strom da ist. Ein Saal ist mit einer Klimaanlage ausgestattet. Das Klima vor Ort ist tropisch-feucht, zwischen 30 und 35 Grad.
Die Arbeit erfolgt ehrenamtlich, Overs-Frerker, Hertwig, Breuer und Wolkenaer nehmen einen Teil ihres Jahresurlaubs, außerdem ist Interplast für die Einsätze auf Spenden angewiesen. "Man will helfen", fasst Overs-Frerker die Motivation, das zu tun, zusammen. Den Helfern ist bewusst, dass das im kleinen Rahmen geschieht. Unter den Patienten sind viele Kinder. Wenn einige dann wieder zur Schule gehen können, dann habe der Einsatz etwas gebracht. Oder wenn Mütter ihre Kinder wieder betreuen können, wenn ein Mann wieder auf das Feld gehen kann. "Wir helfen einzelnen Menschen und das möglichst vielen", so der Anästhesist. Es werden 100 Einzelschicksale sein, "die wir positiv verändern können". Die Zeit vor Ort - nach dem Flug und anschließender 6-stündiger Fahrt zum Einsatzort - ist angefüllt mit den medizinischen Tätigkeiten. Doch das Interesse an dem Land ist auch da, so Overs-Frerker. Man trifft die Einheimischen, hat auch mal Gelegenheit sich außerhalb des Hotels umzusehen. Ärzte und Pfleger vor Ort sind in die Arbeit eingebunden und angelernt, um im Idealfall die Arbeit fortführen zu können. Sie treffen auch eine Vorauswahl, damit die Zeit der Interplast-Helfer für die Behandlungen genutzt werden kann.