Mit Augenmaß an eigenen Stellschrauben drehen, um nachhaltig unterwegs zu sein
Nachhaltigkeit braucht viele Schritte, sagt Heike Kriete. Das lässt sich auch wörtlich verstehen. Das Umweltteam hat Empfehlungen ausgesprochen und einiges wurde auch bereits umgesetzt.Thomas Hohenschue
Jeder Punkt der Check-Liste erfasst einen Aspekt, den man messen und in vielen Fällen auch verbessern kann. Gefühlt alle Bereiche nahm das Umweltteam unter die Lupe, ließ sich Berichte und Protokolle zukommen, erhob Zahlen und Daten, sprach mit dem Hausmeister, mit der IT-Abteilung, mit den Verwaltungskräften. Der Wissensberg wuchs beständig an, als Grundlage für nächste Schritte, für Optimierungsdiskussionen und Optimierungsvorschläge.
Diese Umweltbestandsaufnahme war selbst eine Zwischenetappe, der eine längere Strecke vorausging. Angefangen hatte alles mit der Gründung einer Arbeitsgruppe in 2021. Inspiriert vom Vorbild des Deutschen Caritasverbandes und Bemühungen einiger Regionaler Caritasverbände aus dem Bistum, machte sich auch der Aachener DiCV in Richtung Nachhaltigkeit auf. Der Hebel dafür sollte eine Zertifizierung nach dem Standard "Zukunft einkaufen" sein.
Dieser Standard lehnt sich an das europäische Umweltmanagementsystem EMAS an, ohne die sehr hohen Kosten, die eine offizielle Zertifizierung nach diesem System mit sich bringt. Diese Kosten würden nicht in den finanziellen Rahmen vieler Einrichtungen der verbandlichen Caritas passen. Was das Umweltteam im eigenen Haus erprobt und bewirkt, soll schließlich auch gerne in der Fläche als Chance nachhaltiger Entwicklung gesehen, ergriffen und gestaltet werden.
Bevor man losläuft, hier wie dort, ist es allerdings wichtig zu wissen, in welche Richtung es geht. Entsprechend setzte sich das Team intensiv mit den Grundlagen von "Zukunft einkaufen" auseinander. Schließlich braucht es einige Schritte, um zu verstehen und zu verinnerlichen, wie das funktionieren kann: möglichst schonend mit allen Ressourcen umzugehen und kritisch auch die soziale Nachhaltigkeit aller bezogenen Produkte und Dienstleistungen zu prüfen.
Zu den Leitlinien, die sich das Umweltteam im Zuge seiner Selbstbefähigung selbst auferlegte, gehört auch die transparente Kommunikation über alle Bemühungen und Maßnahmen. Vor allem aber, so haben es Heike Kriete und ihre Mitstreiter:innen festgehalten, geht es darum, den Gedanken der Nachhaltigkeit in der gesamten Belegschaft der Geschäftsstelle zu verankern.
Das ist nicht damit getan, einmal über das Vorhaben zu informieren oder eine Weiterbildung für alle anzubieten. Vielmehr geht es um einen kontinuierlichen Austausch, um gemeinsam besser zu werden. Alles, was sich verändert, soll mit Augenmaß konzipiert und alltagstauglich sein. Daher sind die Rückmeldungen und Vorschläge aus dem Kreis der Kolleg:innen so unglaublich wichtig, betont Heike Kriete. Erst mit ihnen gelingt der Aufbruch in eine nachhaltige Zukunft.
Unglaublich viel ist passiert, seitdem das Umweltteam sich selbst gemeinsam mit einigen Mitstreitenden aus Regionalen Caritasverbänden fortgebildet hatte. Im Anschluss standen die Mitglieder ihren Abteilungen als Multiplikator:innen zur Verfügung. Zunächst einmal galt es, im Haus das Bewusstsein für die einfachen Dinge des Lebens aufzufrischen: beim Verlassen des Büros das Licht ausmachen und das Fenster zu, am Ende des Tages alle Geräte herunterfahren und die Steckleiste ausschalten. Jedes bisschen hilft und braucht hier keine Investition.
Jenseits dessen hat jede Einrichtung unzählige Stellschrauben, um Ressourcen zu schonen. Leuchtmittel können ausgetauscht, Spartasten beim WC installiert, Mülltrennung optimiert werden. Der eigene Umgang mit Papier gehört dazu, wie viele E-Mails muss ich wirklich ausdrucken? Die 65-seitige Checkliste rückte Aspekte wie Trinkwasser, Giftstoffeintrag, Speicherung von Daten und vieles mehr in den Blick. Wo lässt sich etwas verbessern?
Nicht alles, was man verbessern könnte, kann oder sollte man auch machen, erst recht nicht sofort. Augenmaß muss walten: Vielleicht bringen gutes Lüften und intelligente Steuerung schon genug Ersparnis von umwelt- und klimaschädlichen Emissionen, um nicht gleich die ganze Heizungsanlage auszutauschen. Abgesehen von den hohen Kosten wäre es auch ökologisch widersinnig, eine solche Anlage weit vor Ablauf ihrer regulären Lebenszeit zu verschrotten.
Die erste Zertifizierung erfolgte 2023. Und es geht weiter. Das Engagement des Umweltteams, verbunden mit Rückmeldungen und Ideen der Kolleg:innen, hinterlässt überall Spuren in der Geschäftsstelle. Der Einkauf ist ökologischer und sozialer geworden. Es werden mehr fair gehandelte Produkte bezogen, in der Küche wird stärker regional und saisonal verarbeitet. Und auch Empfehlungen zu Mobilität und Besprechungswesen werden aufgegriffen. Die Frage, was Caritas für Umwelt und Klima tun kann, hat Heike Kriete schon lange nicht mehr gehört.
Autor: Thomas Hohenschue