Kleine Hilfen, große Wirkung: Viersener Taschengeldbörse verbindet Jung und Alt
Ehrenamtliche des VITA-Teams (v.l.n.r.): Regina Jansen, Anne Gottschlich, Elvira Hesch, Manuela Nazemi-Bogda, Anneruth Fiethen-Jacobi und Gertrud Konnertz. Nicht auf dem Bild: Christina Bienefeld.Thomas Hohenschue
Das Kürzel des Projekts sagt auf den ersten Blick, worum es seit zehn Jahren geht: VITA - das Leben. Viele Menschen benötigen spätestens im Alter jemanden, der ihnen in Alltagsfragen aushilft. Das können Arbeiten wie Rasenmähen oder Laubaufsammeln sein, das Wechseln einer Glühbirne, Besorgungen oder auch digitale Beratung, zum Beispiel beim Umgang mit dem Smartphone. All das, was einem beschwerlich, fremd oder unverständlich ist im fortgeschrittenen Alter.
Auf der anderen Seite gibt es Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren, die zur Schule gehen. Sie haben in der Regel noch nicht die Einschränkungen, die sich im Laufe des Lebens entwickeln können. Sie sind beweglich, haben Kraft und Kondition, im besten Fall auch Geschick. Die Jugendlichen kennen sich mit modernen Technologien aus, fassen Dinge rasch auf, packen an. Was ihnen aber fehlt: ein ordentliches Taschengeld, mit dem sie sich mehr in ihrem jungen Alter leisten können.
Diese beiden Gruppen mit ihren jeweiligen Bedürfnissen und Fähigkeiten bringen nun die Ehrenamtlichen der VITA - begleitet von der Caritas - zusammen. Sie führen eine sorgfältig gepflegte Datenbank mit Kontakten, aufgebaut in vielen Gesprächen. Wenn Seniorinnen und Senioren anrufen oder im Mehrgenerationenhaus in Viersen vorbeischauen, werden sie beraten. Im besten Fall stimmen die Gesuche überein und die Ehrenamtlichen der VITA vermitteln ein persönliches Kennenlernen zwischen Senior und Jugendlichen.
Denn die Chemie und die Voraussetzungen müssen von beiden Seiten aus stimmen, erzählen die Ehrenamtlichen. Schließlich geht es um sehr persönliche Anliegen und Einblicke. Der Rahmen ist für alle rechtlich fest gestaltet, es werden Formulare besprochen und von den Seniorinnen und Senioren einerseits und den Erziehungsberechtigten und Jugendlichen andererseits unterschrieben, die das verbindlich festhalten.
Die Früchte des Engagements sind vielfältig. Zunächst einmal geht es um die handfesten Schwierigkeiten und Hakeligkeiten eines Lebens im Alter, die durch den Einsatz der jungen Menschen erleichtert werden. Aber das Miteinander wirkt auch in anderer guter Hinsicht. Junge und alte Menschen erweitern jeweils ihren Horizont, erfahren belebende Gespräche, lernen sich kennen und schätzen. Das bereichert das eigene Sozialleben, wirkt Einsamkeit entgegen.
Für die Schülerinnen und Schüler ergeben sich neben dem Taschengeld weitere Vorteile, erzählt Manuela Nazemi-Bogda. So gewinnen die jungen Menschen an sozialen Kompetenzen und erhalten Einblicke in die Lebenswelt von älteren Menschen. Die Gemeindesozialarbeiterin und Leitung des Mehrgenerationenhauses der Caritas in Viersen begleitet das Team der Ehrenamtlichen. Die jungen Menschen erhalten für ihr soziales Engagement eine offizielle Ehrenamtsbescheinigung. Dieses Papier können die Jugendlichen sehr gut bei Bewerbungen um Ausbildungs- oder Arbeitsplatz gebrauchen.
So bietet die Taschengeldbörse allen Beteiligten nur Vorteile. Das schließt die Ehrenamtlichen selbst ein. In ihrem Engagement sehen sie einen großen gesellschaftlichen Sinn. Sie bringen ihre Fähigkeiten, Kontakte und Zeit ein, um ein Netzwerk von Beziehungen in Viersen, Süchteln, Dülken und Boisheim zu knüpfen und zu pflegen. So sorgen sie für ein gutes Miteinander der Generationen - losgelöst von Klischees, einfach von Mensch zu Mensch.
Offene Soziale Altenarbeit im Bistum Aachen
Die Gemeindesozialarbeit des Caritasverbandes für die Region Kempen-Viersen ist Mitglied im Runden Tisch der Offenen Sozialen Altenarbeit, moderiert von Fattaneh Afkhami. Dieser vernetzt bistumsweit Akteure aus der verbandlichen Caritas, die sich in diesem Feld der Sozialen Arbeit engagieren. Der Runde Tisch ist ein Ort des fachlichen Austauschs und der kollegialen Beratung. Aus ihm heraus entstehen gemeinsame Projekte. Auch Fortbildungen sind ein großes Thema.
Autor: Thomas Hohenschue