Kitas wünschen sich mehr Anerkennung für von Armut betroffene Kinder
Der Caritasverband für das Bistum Aachen hat in Kooperation mit dem Deutschen Caritasverband Leitungs- und Fachkräfte aus Kindertagesstätten zur Fachtagung "Armutsbetroffene Kinder in Kindertageseinrichtungen - Herausforderungen und wirksame Ansätze für die Praxis" ins Haus Overbach nach Jülich eingeladen. Das Foto zeigt Ulrike Wössner (M.) vom deutschen Caritasverband mit Britta Piepers (l.) von der Kita St. Norbertus, Krefeld, und Michael Fegers von der SkF-Kita RokoKo, Aachen Stadt, die über KinderarmutDiCV Aachen
Denn Zeit und Anerkennung ist gerade das, was vor allem armutsbetroffene Kinder brauchen. Sie leiden unter vielseitigen Benachteiligungen. Materielle Mangelversorgung und geringere soziale Teilhabechancen beeinträchtigen ihre Gesundheit, ihre Bildungschancen, ihre soziale Teilhabe und auch ihr Selbstwertgefühl. Viele von ihnen kennen nur ihr unmittelbares Wohngebiet als ihren Erlebnisraum. Ihre sozialen Kontakte sind äußerst eingeschränkt. Das Aufwachsen in Armut ist für Kinder so prägend, dass sie den Habitus der Armut auch im Erwachsenenalter nur schwer ablegen können - selbst, wenn sie die Armut hinter sich gelassen haben. Tatsächlich aber gelingt das vielen Kinder und Jugendlichen nicht.
Gerade Tageseinrichtungen für Kinder sind Seismographen für sozialpolitische Defizite. Die Erzieherinnen bewegen sich in einem Spannungsfeld aus hoher Verantwortung in ihrer pädagogischen Arbeit, begrenzten Ressourcen und Einflussmöglichkeiten.
Die Berichte und Diskussionsbeiträge der Teilnehmerinnen und Teilnehmer offenbarten, dass die Kitas wichtige Ansprechpartner für die ganze Familie sind und gerade armutssensible Ansprache und Planung notwendig ist. Angebote, die sehr "pädagogisch" daherkommen, werden nicht angenommen. Vor allem, wenn Kinder in die Schule kommen, brauchen die Eltern oft Unterstützung. Hier können Hilfe und Begleitung bei Lehrergesprächen sehr wichtig sein.
Hinführend zu den verschiedenen Workshops zum Thema Armut stellte Alexandra Sann, Grundsatzreferentin Fachgruppe Frühe Hilfen des Deutschen Jugendinstituts in München, die Lebenslage Armut aus wissenschaftlicher Sicht vor. Anhand von Untersuchungen wurde deutlich, dass die Beteiligungsmöglichkeiten bei Veranstaltungen, die Teilnahme an Förderangeboten etc. von armutsbetroffenen Familien viel zu wenig genutzt werden.
Der Fachtag Armut war eine Kooperation zwischen dem Caritasverband für das Bistum Aachen und dem Deutschen Caritasverband / Projekt "Armut sehen, Menschen beteiligen, Not bekämpfen". Annähernd 50 Personen und Mitwirkende waren zum Fachtag nach Jülich gekommen. Die meisten von ihnen sind sehr "nah dran" an der Armut von Familien, weil sie ihren Standort in "sozialen Brennpunkten" oder Notwohngebieten haben. Der Fachtag diente als ein Pilot, der auch an anderen Standorten in Deutschland angeboten werden soll.