Kitas diskutieren flexible Öffnungszeiten
Die DiAG der katholischen Tageseinrichtungen für Kinder (DiAG KTK) im Bistum Aachen hatte für den 12. Dezember 2018 zum Fachtag "Flexibilisierung hat ihren Preis" ins forum m nach Aachen eingeladen. Das Foto zeigt (v.l.) die Moderatorinnen Karin Küppers und Ursula D’Almeida Deupmann von Mobi Köln, Gaby Wienen (Fachberaterin für Kindertagesstätten beim DiCV Aachen), DiAG KTK-Geschäftsführerin Susanne Antunes, Referentin Elke Katharina Klaudy von der Universität Duisburg-Essen, sowie Dr. Andreas Wittrahm, Leiter des Bereichs Facharbeit und Sozialpolitik beim DiCV Aachen.DiCV Aachen
Die Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungsabteilung Bildung und Erziehung im Strukturwandel am Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen sagte, ihr sei bewusst, dass Kindertagesstätten für eine große Flexibilisierung, die eine deutliche Ausweitung der Öffnungszeiten mit sich bringe, sowohl finanzielle als auch personelle Ressourcen fehlten. Ein Großteil der Bedarfe der Eltern an Flexibilisierung der Betreuungszeiten betreffe aber den Zeitraum zwischen 6.30 und 17 Uhr. Die Diplompädagogin begleitet im Programm Kita plus des Bundesfamilienministeriums, das eine Flexibilisierung der Kita-Öffnungszeiten fördert, 13 Kindertagesstätten aus Nordrhein-Westfalen. Es gebe kreative Ideen, den Kindergartenalltag innerhalb dieses Zeitraums zu flexibilisieren.
Die Diözesanarbeitsgemeinschaft der Katholischen Tageseinrichtungen für Kinder (DiAG KTK) hatte zum Fachtag ins forum m nach Aachen eingeladen. Heinz Zohren, Vorstandsmitglied der DiAG KTK und Geschäftsführer der gemeinnützigen pro futura GmbH, ein katholischer Kindergartenträger in der Städteregion Aachen, sagte, das Anliegen des Fachtages sei nicht, alle Einrichtungen zur Flexibilisierung im großen Stile hinzuführen. Vielmehr gehe es darum, eine Haltung zu dem Thema zu entwickeln. In einzelnen Kommunen habe die Diskussion um flexible Öffnungszeiten bereits begonnen, und dazu müssten sich katholische Kindertagesstätten verhalten.
Elke Katharina Klaudy warb dafür, die Lebenswirklichkeit der Familien in den Kindertageseinrichtungen anzuschauen. Sie sei eng getaktet und stark vom Arbeitgeber bestimmt. Zudem müsse jede Einrichtung ihr Umfeld genau analysieren und herausfinden, welche Bedarfe die Eltern vor Ort hätten. Kinder bräuchten zufriedene Eltern, nicht abgehetzte Eltern, die ein schlechtes Gewissen hätten und sich Sorgen machten um ihren Arbeitsplatz. Kinder könnten vielfältige Wechsel zwischen Situation und Person gut verkraften. Probleme gebe es, wenn es in der Diskontinuität Diskontinuitäten gebe. Als Beispiel nannte die Diplompädagogin eine Mutter, die morgens ihr Kind in die Tagesstätte bringe. Am Nachmittag erwarte das Kind den Vater, der es aus dem Kindergarten abholen solle, der aber nicht kommen könne, weil er im Stau stehe. Durch einvernehmliche Absprachen zwischen Eltern, Träger und Erzieherinnen könnten in solchen Fällen Lösungen gefunden werden, die die Situation für alle Seiten entspannen könnten. Wer flexible Öffnungszeiten anbiete, müsse dafür sorgen, individuelle Übergänge zu gestalten. Das sei für Kindertagesstätten aber nicht neu. Das sei ihr tägliches Geschäft, zum Beispiel in der U3-Betreuung.
Für das Team einer Kindertagesstätte sei der Umgang mit Flexibilisierung anspruchsvoll, räumte Klaudy ein. Wer als Einrichtung größere Flexibilisierung anbieten wolle, benötige sowohl von Eltern als auch von Betrieben verlässliche Angaben, in welchem Umfang die Flexibilisierung notwendig sei. Auch ein Mehr an Personal sei dann unumgänglich.
Gloria Patza, Leiterin der Kindertagesstätte St. Irmgardis in Viersen-Süchteln, stellte ein Praxisbeispiel vor. Die Kita hatte für einen begrenzten Zeitraum den 55 Eltern, die eine 35-Stunden-Betreuung gebucht hatten, angeboten, während der regulären Öffnungszeiten den Kindergartenbesuch ihrer Kinder so flexibel zu gestalten, wie es die Eltern benötigen. 20 Eltern ließen sich auf das Angebot ein. Die Eltern, die sich beteiligten, organisierten ihren Berufsalltag um, der Kindergartenbesuch der betroffenen Kinder verlagerte sich mehr in den Nachmittag. Eine Ausweitung der Flexibilisierung über die regulären Öffnungszeiten sei auch seitens der Eltern zu keinem Zeitpunkt ein Thema gewesen. Der Vorteil der Flexibilisierung sei gewesen, so Gloria Patza, dass die Eltern für die Betreuung ihrer Kinder weniger dritte Personen einspannen mussten. "Es ist gar nicht so viel Veränderung, wenn man es einmal probiert", bilanzierte die Kita-Leiterin. Das Team und der Träger wären bereit, diese Form der Flexibilisierung weiterhin anzubieten, allerdings nicht unter dem bestehenden Buchungssystem, das sich an der Betreuungszeit in der Kita orientiere. Feste Pauschalen seien notwendig, um eine solche Flexibilisierung auskömmlich zu gestalten.
Susanne Antunes, Geschäftsführerin der DiAG KTK, sagte vor dem Hintergrund der Diskussion um das neue Kinderbildungsgesetz (Kibiz), der politische Wille der Landesregierung sei, das Kindergartenangebot sehr am Elternbedarf zu orientieren. Vor allem der zuständige Minister Joachim Stamp (FDP) betone diesen Aspekt immer wieder. In der Diskussion um das Kibiz gehe es der DiAG KTK vor allem um verlässliche Ressourcen. Die Kindertagesstätten müssten eine auskömmliche Finanzierung und eine sichere Planungsgrundlage haben. Dabei gehe es zunächst um die Sicherung des laufenden Betriebes. Ob das aber reiche, um die Flexibilisierung auszuweiten, sei fraglich.
Quelle: Caritasverband für das Bistum Aachen