Jentgens: „Klimaschutz ist die soziale Frage der Gegenwart“
Der Caritasverband für das Bistum Aachen weist an der Fassade seines Hauses auf die Caritas-Jahreskampagne 2023 hin.DiCV Aachen
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine offenbare, wie verletzlich die als sicher angenommene Infrastruktur sei, schreibt Jentgens und erläutert das am Beispiel der Energieversorgung: "Gas ist knapper und teurer geworden. Der Umbau hin zu erneuerbaren Energien ist nicht in dem Maße fortgeschritten, wie es nun notwendig wäre - ganz abgesehen von den schädlichen Folgen, die dieser schleppende Ausbau auf die Klimaerwärmung mit all ihren Konsequenzen für unsere Lebensräume hat. Unter den hohen Preisen für Energieversorgung leiden vor allem diejenigen, die wenig bis nichts hinzuzusetzen haben, diejenigen, die sich nur schlecht gedämmte Wohnungen leisten können." Dies mache deutlich, dass Klimaschutz nicht nur ein Umweltthema, sondern vor allem ein soziales Thema und daher der Caritas wichtig sei. Daher habe die Caritas die Kampagne 2023 unter das Motto "Für Klimaschutz, der allen nutzt." Gestellt.
Jentgens erinnert in seinem Schreiben an den Beschluss der Delegiertenversammlung des Deutschen Caritasverbandes aus dem Jahr 2020, nach dem der Verband schon im Jahr 2030 klimaneutral sein soll. Nachhaltigkeit und Klimaschutz hätten dadurch eine größere Dringlichkeit bekommen. "Es geht um nichts weiter als um die Bewahrung der Schöpfung. Sich dafür zu engagieren, daran mitzuwirken, ist für die Caritas der katholischen Kirche eine Verpflichtung. Denn wir alle - auch die Kirche und ihre Caritas - haben sich über Jahre mit schuldig gemacht an unserer Schöpfung." Nun seien viele Anstrengungen notwendig, um den Planeten für gegenwärtige und alle nachfolgenden Generationen zu erhalten.
Nach Auffassung des Diözesancaritasdirektors habe Klimaschutz hat viele Aspekte. "Abgesehen vom Umweltschutzgedanken, ist Klimaschutz eine Überlebensfrage unserer freien Gesellschaft. Je unabhängiger wir von fossilen Energien werden, desto mehr entziehen wir uns dem Klammergriff von Despoten, die Energie als Mittel der Politik verstehen, einer Politik, die in Unfreiheit und Abhängigkeit führt", schreibt Jentgens. Klimaschutz sei aber auch die soziale Frage der Gegenwart. Maßnahmen, die das Klima schützen, seien teuer. Daraus erde oft gefolgert, dass sich Klimaschutz ärmere oder von Armut bedrohte Menschen nicht leisten könnten. "Ein Argument, um Klimaschutz generell zu verhindern, kann das niemals sein. Denn die Caritas meint: Arme und von Armut bedrohte Menschen haben ihren Teil der Rechnung für mehr Klimaschutz schon längst bezahlt, weil sie die Umwelt deutlich weniger belasten als Wohlhabende. Je größer der Geldbeutel - so der Eindruck, desto größer das Fahrzeug und desto größer auch der ökologische Fußabdruck. Wir müssen unsere selbst gemachten Logiken verändern, um beim Klimaschutz voranzukommen. Dafür möchte die Caritas-Kampagne ihren Beitrag leisten", so Jentgens weiter. Er sei davon überzeugt, dass klug austarierter Klimaschutz sowohl dem Klima als auch den von Armut bedrohten Menschen nütze. Als Beispiel nennt Jentgens den Öffentlicher Personennahverkehr: "Wird der ausgebaut, werden ärmere Menschen mobiler. Wer mobil ist, hat höhere Teilhabechancen. Mehr Busse und Bahnen reduzieren den Auto-Individualverkehr. Das bedeutet weniger Abgase und schließlich unterm Strich mehr Gesundheit."
In seinem Schreiben geht Jentgens auch auf die Kampagnenmaterialien ein und die Protagonistin der Kampagne, Jenny. Sie findet sich auf den Materialien zur Caritas-Jahreskampagne. Jenny ist Mitte 40. Obwohl sie arbeiten geht, kommt sie finanziell nur schwer zurecht. Sie ist eine von vielen ärmeren Menschen, die unter den Folgen fehlenden Klimaschutzes leiden. Weil Armut vor allem weiblich sei, habe sich die Caritas für eine Frau als Protagonistin der Kampagne entschieden, so Jentgens.
Jentgens möchte über das Kampagnenthema auch mit der Politik ins Gespräch kommen. Dabei setzt er auch auf die Unterstützung des Verbandes. Viele haupt- und ehrenamtlich Aktive würden Menschen kennen, die unter mangelndem Klimaschutz leiden, die zum Beispiel die Zeche zahlen für schlecht gedämmte Wohnungen. "Es wird unsere Aufgabe als Caritas sein, im Verlaufe dieser Kampagne diese Geschichten zu erzählen, um Politiker, Vertreter der Wirtschaft und anderer gesellschaftlicher Gruppen zu überzeugen, dass es ein Gebot sozialer und nachhaltiger Gerechtigkeit ist, mehr für den Klimaschutz zu tun. Auch wir als verbandliche Caritas im Bistum Aachen sollten mutig vorangehen, und unseren Beitrag leisten "Für Klimaschutz, der allen nutzt."", so Jentgens.
Die Geschäftsstelle des Caritasverbandes für das Bistum Aachen hat unter www.caritas-ac.de/jahreskampagne Kurzinformation zur Kampagne und weitere Informationen eingestellt. Auch auf der Internetseite des Deutschen Caritasverbandes zur Kampagne gibt es weitere Informationen: www.caritas.de/klimaschutz.
Quelle: Caritasverband für das Bistum Aachen