Jede Menge Unterstützung für Jugendwohngruppe in Kaldenkirchen
Sven Färvers, Ursula Geisen (hinten v. l.) und Torsten Schröder (r., alle Jugendhilfe Schloss Dilborn) schauten mit Ralf Schröder (Mitte) und Andra Wenzel (hinten 2. v. r.) Amel Schlippes (kniend) bei ihrer Arbeit mit den Bewohnern der WG Sprungbrett über die Schulter.ViaNobis - Die Jugendhilfe / Schloss Dilborn
Neun Jugendliche, die ohne ihre Eltern aus ihren Heimatländern flüchten mussten, leben seit November in einer Wohngruppe der ViaNobis - Die Jugendhilfe | Schloss Dilborn in Kaldenkirchen. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan, Guinea und von der Elfenbeinküste und sprachen bei ihrer
Ankunft in Deutschland nur wenige Worte deutsch. Inzwischen besuchen sie die Gesamtschule
Nettetal und das Rhein-Maas-Berufskolleg in Kempen und haben sich gut eingelebt. Dazu hat auch
der Förderverein Flüchtlingshilfe Nettetal e. V. beigetragen, dessen Erster Vorsitzender Ralf Schröder nun gemeinsam mit Ehrenamtlerin Andra Wenzel in die Wohngruppe eingeladen war.
"Als Erstes möchten wir uns noch einmal ausdrücklich für die tolle Unterstützung bedanken" - mit
diesen Worten begrüßte Torsten Schröder, Einrichtungsleiter der Jugendhilfe Schloss Dilborn,
zusammen mit Ursula Geisen aus dem Leitungsteam der Jugendhilfe sowie Sven Färvers,
Teamleiter der WG Sprungbrett, die beiden Gäste. "Der Kontakt und die Zusammenarbeit mit der
Flüchtlingshilfe Nettetal sind für uns von großer Bedeutung." Bereits mehrere Wochen hatte Andra
Wenzel Sprachunterricht in der Gruppe gegeben, der von der Flüchtlingshilfe finanziert wird. Auch
das jüngste Projekt, einen Workshop zur Steigerung der Sozialkompetenz, unterstützte die
Flüchtlingshilfe finanziell.
Workshop fördert interkulturelle Kommunikation und Akzeptanz
Die Initiative zu dem vierteiligen Kurs unter Leitung von Amel Schlippes, ChillWerk, war von
Teamleiter Sven Färvers gekommen. Als er auf dem Weg zur Realisierung der Idee an Ralf Schröder
herantrat, musste dieser nicht lange überlegen: "Durch unsere Finanzierung des Sprachunterrichts
standen wir ja schon eine ganze Zeit lang in einem sehr guten Kontakt. Da haben wir den Workshop
mit den Schwerpunkten Kommunikation in Konflikten, Deeskalation, Interkulturelle Akzeptanz und
Integration sehr gerne unterstützt."
Ralf Schröder ist nicht nur Erster Vorsitzende des im Jahr 2015 gegründeten gemeinnützigen
Fördervereins Flüchtlingshilfe Nettetal, sondern auch Gründungsmitglied. "Seit vielen Jahren ist es
mir ein großes Anliegen, eine Lobby für geflüchtete Menschen in unserer Gesellschaft zu schaffen.
Dies gilt für Erwachsene wie für Jugendliche gleichermaßen", sagt Schröder. "Der Begriff Integration
ist in aller Munde; damit Integration aber wirklich gelingt, ist jede und jeder Einzelne von uns gefragt."
Der Verein setzt sich für Asylbewerber und Flüchtlinge in Nettetal ein und unterhält ein Netzwerk an
- zum Teil ehrenamtlichen - Helferinnen und Helfern. Eine von ihnen ist Andra Wenzel. Die gebürtige Litauerin hat Ethnologie und Islamwissenschaften an der FU Berlin studiert. Sie spricht vier
verschiedene Sprachen und unterrichtet die jugendlichen Bewohner der WG Sprungbrett in Deutsch.
"Andrea kommt an drei Tagen in der Woche in unsere Gruppe", erzählt Sven Färvers. Von Anfang an
ging sie dabei ganz pragmatisch vor: Beim gemeinsamen Einkaufen wiederholt sie beispielsweise
mit den Jungen die deutschen Begriffe für Obst- und Gemüsesorten. Um die Bezeichnungen von
Farben zu üben, besucht sie mit den Jugendlichen den ortsansässigen Blumenladen. Oder sie
spaziert mit den Jungen durch Kaldenkirchen und erläutert ihnen dabei Begriffe wie "Kirchturm" und
"Fußgängerzone".
Dieses alltagspraktische Erlernen der deutschen Sprache ist in Andra Wenzels Augen genauso
wichtig wie das Kennenlernen kultureller Gepflogenheiten: "Ich habe den Jugendlichen zum Beispiel
erklärt, dass es in Deutschland unhöflich ist zu schlürfen. Da das in ihren Herkunftsländern anders
ist, war es ihnen gar nicht bewusst - wie auch, wenn wir es ihnen nicht erklären?"
"Die Finanzierung von Sprachkursen geht über die normalen Leistungen einer stationären
Unterbringung in der Jugendhilfe hinaus", erklärt Torsten Schröder. "Deshalb sind wir an dieser Stelle
auf ehrenamtliche oder finanzielle Unterstützung angewiesen. Die Kooperation mit der
Flüchtlingshilfe Nettetal und der Sprachunterricht von Frau Wenzel sind für uns und unsere
Jugendlichen eine tolle Sache, für die wir sehr dankbar sind."
Generell seien die Integration in den Sozialraum sowie die Vernetzung vor Ort sowohl für die Einrichtung als auch für die Jugendlichen selbst sehr wichtig. Dass einige der Jungen begeistert
beim TSV Kaldenkirchen Fußball spielen und dort ebenfalls eine große Unterstützung erfahren, freue
alle Beteiligten daher sehr.