"In meinem Ehrenamt bin ich Egoist, nicht nur ein Gutmensch"
Neben der Zufriedenheit strahlt Ingo Loy als diese Entschlossenheit aus, die eine Entscheidung braucht, aus einer Krise selbstbestimmt und gestärkt herauszugehen. Schon immer hatte er eine Leerstelle in seinem Beruf verspürt, zu viel mit Maschinen statt mit Menschen zu tun gehabt. Das wollte er jetzt ändern. Mit einer ordentlichen Abfindung im Rücken, konnte er es sich leisten, diverse Tätigkeitsfelder auch ohne Bezahlung kennenzulernen.
Ingo Loy gestaltet sein freiwilliges Engagement selbstbestimmt.Thomas Hohenschue
Am Anfang engagierte er sich in der Krefelder Tafel und bei der Bahnhofsmission. Hier stieß er an körperliche und psychische Grenzen. Das zu verarbeiten, was er an Schicksalen wahrnahm, fiel ihm nicht leicht. Zwischenzeitlich kam Ingo Loy in Kontakt mit dem Freiwilligenzentrum der Caritas. An ihm schätzt er die gute Beratung und Vermittlung, Wertschätzung, engmaschige Begleitung, dass einfach mal gefragt wird: Wie geht es Dir mit Deinem Engagement?
Wo sich Ingo Loy richtig wohlfühlt, ist im Hansa-Haus am Hauptbahnhof. Mit den älteren Menschen zu quatschen, zu lachen und Bingo zu spielen, füllt ihn aus. Das fördert seine eigene emotionale und geistige Fitness. Auch sein Blick auf das Alter verändert sich zum Guten. Er liebt es, die Menschen so zu sehen, wie sie Zeit ihres Lebens waren. Sein Bewusstsein, dass das Leben endlich ist, hat sich geschärft. Von einer Woche zur nächsten kann einer beim Bingo fehlen.
Ingo Loy betont, dass er das alles nicht nur aus idealistischen Motiven macht. "Ich bin da Egoist, nicht nur ein Gutmensch," sagt er. Und meint damit, dass er Abwechslung, Anregung, Bewegung und Bestätigung findet. In jedem seiner freiwilligen Jobs hat er etwas gelernt. Jetzt kommt sogar eine neue Festanstellung hinzu, ab Januar 2026, am Empfang des Hansa-Hauses. Nach Möglichkeit will er weiter Bingo spielen - und ehrenamtlich im Stadtarchiv die jüngere Krefelder Kulturgeschichte nachzeichnen.
Autor: Thomas Hohenschue