In der KiTa die gesellschaftliche Aufgabe der Inklusion besprechen und stemmen
"Vielfalt! Gemeinsam Miteinander - Inklusion fachlich begleiten" heißt das Projekt. Vielfalt steht auch für den Alltag in den KiTas. Die Gesellschaft verändert sich mit wachsendem Tempo. Zum Beispiel stammen immer mehr Kinder aus zugewanderten und geflüchteten Familien. Und Kinder mit geistigen, körperlichen und emotionalen Besonderheiten und entsprechend erhöhten Förderbedarfen gehören zu jedem neuen Jahrgang in den Einrichtungen.
Am Anfang stehen Information und Aufklärung
Jedes Kind ist willkommen und jedes Kind wird individuell gefördert. Das ist der Anspruch der Inklusion, betont Fachberaterin Ines Eichhorn. Das führt viele Teams an ihre Grenzen. Ein Teil des Themas ist politischer Natur. Auf das Übrige haben Träger, Leitungen und Mitarbeitende jedoch Einfluss. Was hier zählt, sind Offenheit, Weiterbildung, Organisation, pfiffige Lösungen.
Wie so oft im Leben hilft zunächst einmal, darüber offen zu reden. Auch in KiTas sind Belegschaften ein Spiegel der Gesellschaft. Das heißt in diesem Fall, sich mit Vorbehalten, Sorgen und Ängsten auseinanderzusetzen, die im Team herrschen. Information, Aufklärung, praktische Tipps unterstützen die Mitarbeitenden, Halbwissen, Vorurteile und Klischees zu überwinden.
Das Angebot im Projekt "Vielfalt!" lautet: Lasst uns gemeinsam an genau den Fragen und Themen arbeiten, die bei der Inklusion im Team obenauf liegen. Ines Eichhorn und Judith Graaf, die zweite im Bunde, sind als Fachberaterinnen des Diözesancaritasverbandes dabei, geben Impulse, stellen Fragen, die weiterführen. Vernetzungstreffen und Fortbildungen bestärken die Teams außerdem.
Viele Chancen, das Gepäck leichter zu machen
Ortstermin in der KiTa St. Marien Rheydt-Mitte. Projektbeteiligte aus der Trägerlandschaft von pro multis treffen sich dort zum Austausch über den eigenen Weg bei der inklusiven Arbeit. Offen redet man dort darüber, wo man steht und welche Barrieren zu überwinden sind. Rasch wird deutlich: Alle sind auf demselben Weg, nur an unterschiedlicher Stelle dieser Strecke. Und das ist okay!
Jeder Fortschritt, so klein er ist, bringt den pädagogischen Alltag in der Einrichtung voran. Carolin Kroh, ständige Vertreterin der Leitung an der KiTa St. Marien, und ihre Mitarbeiterin Angelina Debek berichten, wie viele Schritte zu gehen sind. Und dass gleichzeitig das Gepäck leichter wird, das man mit sich schleppt, zum Beispiel die Hilflosigkeit bei herausforderndem Verhalten loswird.
Ein großes Thema: die Sprache. Die Verständigungsprobleme verbinden so verschiedene Gruppen wie geflüchtete Familien und Kinder mit Entwicklungsverzögerungen. Carolin Kroh zeigt, wie sich das Problem anpacken lässt. Schautafeln visualisieren, wie voll ein Raum ist, was es heute zu essen gibt, wie richtiges Händewaschen geht. Diese Alltagshilfen entlasten alle Beteiligten.
Wachsende Erfahrung stärkt die Sicherheit
Oft fühlen sich Teams alleingelassen mit der gesellschaftlichen Aufgabe der Inklusion. Aber es gibt durchaus zusätzliche Ressourcen, die Träger, KiTas und auch die Eltern anfordern können. Nicht überall gibt es so kooperationswillige Behörden und Ärzte wie bei der KiTa St. Marien Rheydt-Mitte. Aber es gibt Mittel und Wege, Alltagsassistenzen für Einrichtung und Kind zu erhalten.
Oft brauchen auch die Eltern Zeit und einfühlsame Gespräche, um im Sinne des Kindes und seiner individuell bestmöglichen Förderung mitzuarbeiten. Das berichten im Fachgespräch auch Nicole Peters, ständige Vertreterin der Leitung an der KiTa St. Helena Rheindahlen, und ihre Mitarbeiterin Julia Eckert. Anzuerkennen, dass das eigene Kind eine Behinderung hat, fällt vielen schwer.
Je öfter sich ein Team über die Herausforderungen und Grenzen bei der inklusiven Arbeit austauscht, umso mehr wachsen Sicherheit und gegenseitige Unterstützung. Was früher eher intuitiv oder nicht geschah, wird jetzt bewusst angeschaut und besprochen. Aus der Sprachlosigkeit bei Überforderung herauszukommen, beugt nicht zuletzt Überlastungen und Erkrankungen im Team vor.
Klar ist auch ein Punkt, den Carolin Kroh umreißt: So vielfältig die Kinder sind, so häufig wird man bei neuen Kindern auch wieder bei Null anfangen müssen. Aber Leitungen und Teams lernen bei einem reflektierten Umgang, mit dieser Herausforderung flexibel und gelassen umzugehen. Es gibt Schrittfolgen, die aufeinander aufbauen, und ein Hilfesystem, das unterstützt. So geht es gut.
Ines Eichhorn freut sich über die Zwischenfazits, den die Teilnehmerinnen im Projekt ziehen. "Gemeinsam miteinander unterwegs zu sein, hilft den Teams, die Aufgabe der Inklusion zu besprechen, zu gestalten und zu stemmen", sagt sie. "Vielfalt!" sei dabei nicht nur ein Kennzeichen der gesellschaftlichen Entwicklung, sondern auch ein Markenzeichen der KiTas.
YouTube: https://youtube.com/shorts/0JHRyUtFJas
Autor: Thomas Hohenschue
Quelle: Caritasverband für das Bistum Aachen e.V.