Im Alter in einer WG leben
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Gut, ein Problem wird direkt von vornherein ausgeschlossen: Krach, wer das Bad nicht richtig geputzt hat, wird es in den zwei Senioren-WGs, die die Caritas Mönchengladbach gerade aufbaut, nicht geben. Denn die 19 Frauen und Männer, die in den beiden Wohngemeinschaften leben werden, haben alle ein eigenes Bad zu ihrem Zimmer. Ansonsten aber werden einige Dinge genauso zu regeln sein, wie das in einer Studenten-WG auch ist. Denn Wohnküche und Wohnbereich werden gemeinschaftlich genutzt. Wer kocht? Was soll überhaupt gekocht werden? Wer geht einkaufen? Und wie soll der Kühlschrank aufgeteilt werden? Das sind Fragen, die die WG-Bewohner untereinander klären müssen. "Es wird eine gemeinsame Haushaltskasse geben, in die jeder 200 Euro im Monat einzahlt", sagt Irene Blaeser, die Koordinatorin des Caritasverbandes für die ambulant betreuten Wohngemeinschaften. Wer Pflege benötigt, erhält sie über den Pflegedienst. Zwei Senioren-WGs werden im Mönchengladbacher Stadtteil Hehn eingerichtet. "Die ersten Bewohner ziehen schon am 1. März ein", berichtet Georg Bronheim, Leiter des Caritas-Pflegedienstes.
Formale Voraussetzungen, um in eine der beiden WGs zu ziehen, sind ein anerkannter Pflegegrad und ein Wohnberechtigungsschein. Ob die Persönlichkeit der Interessenten passen könnte, klärt Irene Blaeser in einem ersten telefonischen Beratungsgespräch mit den Interessenten. Danach besucht Blaeser die Senioren persönlich, um ihr Umfeld und ihre derzeitige Wohnsituation kennenzulernen und sich einen Eindruck von den Stärken und Schwächen der Interessenten zu machen. Denn damit es in einer WG klappt, müssen die Mitbewohner zueinander passen. "Nicht jeder, der sich für die WG bewirbt, passt auch", sagt Bronheim. Dabei sind aber weder eine Demenz noch eine körperliche Beeinträchtigung Ausschlussgründe. "Wichtig ist, dass die Bewohner am Gemeinschaftsleben teilhaben können", betont Bronheim.
Auch mit einer beginnenden Demenz kann man in die Senioren-WG ziehen
Die Entwicklung einer Demenz könne sich beim Leben in einer Wohngemeinschaft sogar verlangsamen. "Und Menschen mit Demenz können ja auch teilhaben", sagt Bronheim. Beim Kochen können sie Gemüse schnippeln oder auch beim Taschentragen helfen, wenn eingekauft wird. "Diese Wohnform kann die Lebensqualität enorm erhöhen", sagt er. Das gilt für alle Bewohner. Denn zum einen müssen sie ihren Alltag nicht allein meistern. Man kann sich gegenseitig helfen. Manche kennen besondere Tricks für die Wäschepflege, man kann über aktuelle Geschehnisse diskutieren, zusammen Spieleabende machen oder gemeinsam Geburtstag feiern. Mit dem Angebot der Senioren-WGs schafft der Caritasverband ein neues betreutes Wohnangebot für Senioren in Mönchengladbach.
Aber schon in einer Zweier-WG kann es Krach geben, weil die Kaffeetasse nicht in die Spülmaschine eingeräumt wurde oder der Lappen immer über der Spüle hängt. Da ist mit Unstimmigkeiten in einer 9er- oder 10er-WG zu rechnen, wenn sich mal jemand nicht an den Putzplan hält. Dass das Zusammenleben der Senioren friedlich abläuft und eventuell auftretende Streitigkeiten geschlichtet werden, liegt in der Verantwortung des Betreuungspersonals. Rund um die Uhr steht den Senioren eine Betreuungsperson zur Verfügung. So ist gewährleistet, dass es nicht nur im Alltag rund läuft, sondern auch in Notsituationen schnell gehandelt werden kann - auch in der Nacht. "In der Anfangszeit wird es alle zwei Tage Besprechungen mit den Bewohnern geben", erklärt Bronheim die Planungen. "Später werden die organisatorischen Fragen in wöchentlichen Besprechungen mit den Bewohnern geklärt." In der WG leben die Senioren weitestgehend selbstbestimmt und selbstständig, ohne zu vereinsamen. Ein weiterer Aspekt, der zur Gründung der beiden WGs führte.
Die Kaltmiete für ein Zimmer in der WG beträgt 5,25 Euro pro Quadratmeter. Dazu kommt eine monatliche Pauschale von 38,25 Euro für die Möblierung der Gemeinschaftsräume. Inwieweit die Betreuungskosten aus Sozialhilfemitteln übernommen werden, prüft der Sozialhilfeträger bei Antragstellung. Bis die ersten Senioren am 1. März einziehen, müssen noch einige Restarbeiten in den neuen Räumen gemacht werden. Das Herzstück jeder WG, die Küche, aber steht schon in den beiden Wohngemeinschaften. Noch sind die Schränke und der Kühlschrank leer. Aber bald schon wird hier regelmäßig gekocht und an dem großen Tisch geklönt. Der Countdown läuft.
Wer mehr über die neuen Wohngemeinschaften erfahren möchte, wendet sich an Georg Bronheim unter Tel. 0 21 61/81 02 32, E-Mail: bronheim@caritas-mg.de.
von Garnet Manecke