„Ideale Mischform“ für ältere Menschen: Caritas-Tagespflege Kempen besteht 30 Jahre
Sieben Kinder hat Marlies Schneider großgezogen, 13 Enkel und ebenso viele Urenkel gehören zu ihrer großen Familie. Unter Einsamkeit leidet die 89-Jährige aus Kempen-Klixdorf nicht - aber sie sagt auch: "Zu Hause fehlen mir die Gleichaltrigen." Deshalb besucht sie seit einem Dreivierteljahr die Caritas-Tagespflege, die ihre Räume in der Wohnanlage Haus Wiesengrund an der Wiesenstraße hat. Hier verbringt sie mit bis zu elf weiteren Gästen den Tag, geht begleitet in den angrenzenden großen Park, lässt sich aus der Zeitung vorlesen, singt in der Gruppe und genießt das Mittagessen, das in der Einrichtung täglich frisch gekocht wird.
Mit Gästen, Angehörigen und Mitarbeitenden feierte die Caritas-Tagespflege Kempen ihr 30-jähriges Bestehen. Einige von ihnen stellten sich dem Fotografen.Caritas Kempen-Viersen
Marlies Schneider gehört zu der wachsenden Zahl von Gästen der Caritas-Tagespflege Kempen, die "kognitiv fit sind", wie Leiter Heinz Reinecke während der Jubiläumsfeier im Gespräch mit Caritas-Vorstand Christian Schrödter sagte. "Auch die Männerquote ist stark gestiegen", fügte er hinzu. Aber er weiß aus überregionalen Untersuchungen auch: "Nur vier Prozent der älteren Menschen, die eine Tagespflege in Anspruch nehmen könnten, wissen davon und nutzen diese Möglichkeit." Dabei gebe es im Rahmen der Pflegeversicherung einen "Extra-Topf" für den Besuch einer Tagespflege, ergänzte Maria Sommers, die seit 26 Jahren in Kempen arbeitet. "Es ist schön, wieder in Gesellschaft zu kommen und Gemeinschaft zu erleben", sagte sie. Ihr Rat: "Probieren Sie es einfach aus." Interessierte können einen kostenlosen Schnuppertag in der Einrichtung verbringen (Telefon 02152-2618, Mail: tagespflege-kempen@caritas-viersen.de).
Die Einrichtung in Kempen war vor 30 Jahren die erste Tagespflege für ältere Menschen, die der Caritasverband für die Region Kempen-Viersen eröffnete. Inzwischen gibt es fünf Caritas-Tagespflegen im Kreisgebiet, eine sechste ist in Willich geplant. "Tagespflege ist genau das richtige Angebot, wenn ältere Menschen durch Angehörige oder einen ambulanten Pflegedienst zu Hause gepflegt werden", erläuterte Christian Schrödter. Die zuständige Caritas-Bereichsleiterin Jutta Hemmerich hob die "sehr heimeligen Räume" der Tagespflege Kempen, ihre Nähe zur Kempener Innenstadt und den schönen Park hervor: "Diese Kombination ist total genial."
Zu den Gästen der Jubiläumsfeier gehörten neben Vertretern des Kreises Viersen, der Stadt Kempen und des Caritasverbandes für das Bistum Aachen auch die frühere Leiterin Ursula Delschen und die ehemalige Mitarbeiterin Anny Schwermer. Im Namen der Stadt dankte Bürgermeister Christoph Dellmanns dem Caritasverband und den Mitarbeitenden. Sie leisteten einen wertvollen Beitrag, damit Seniorinnen und Senioren gut versorgt ihren Lebensabend verbringen konnten. "Das ist sehr besonders hier", lobte Dellmanns. Zum Team gehört auch Stephanie Jauod. Die 23-Jährige kam vor einem Jahr als Au-pair von den Philippinen an den Niederrhein. Inzwischen absolviert sie ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Tagespflege, danach wird sie Medizin in Aachen studieren. "Die Arbeit macht viel Spaß, und ich freue mich jeden Tag, mit den Gästen zu sprechen", berichtet sie.
Mit Marlies Schneider versteht sie sich sehr gut. "Frau Schneider, trinken Sie bitte noch etwas", sagt sie manchmal zu der 89-Jährigen, wie diese lächelnd berichtet. Auch deshalb fühlt sich die Seniorin sehr wohl in der Caritas-Tagespflege. "Man wird aufmerksam betreut und kann keinen Schritt gehen, der falsch ist", schmunzelt Marlies Schneider. Sie bestätigt, was die langjährige Mitarbeiterin Marianne Loock immer wieder beobachtet: "Die Gäste gehen nachmittags mit einem Lächeln nach Hause."