Hospizgespräche zum Thema Personalmangel: Lindes Lüftchen droht Sturm zu werden
Pflege und Sorge um Menschen am Lebensende haben ein Problem: Personalmangel. Auch alle anderen Teile der sozialen Arbeit sind betroffen. Professor Dr. Andreas Wittrahm, Bereichsleiter Facharbeit und Sozialpolitik beim Caritasverband für das Bistum Aachen, nannte beim 117. Aachener Hospizgespräch in Stolberg unter anderem Kindertagesstätten und die Jugendhilfe. Um dem Personalmangel zu begegnen, müsse man viele Register ziehen, sagte er. Veronika Schönhofer-Nellessen, Leiterin der Servicestelle Hospiz für die Städteregion Aachen, machte die Herausforderung mit einem Vergleich aus der Meteorologie deutlich: Gleiche der Personalmangel in der Pflege derzeit noch einem linden Lüftchen, werde er sich in einigen Jahren aufgrund des demografischen Wandels zu einem ordentlichen Sturm auswachsen, fürchtete sie. Die Servicestelle Hospiz ist u.a. mit Unterstützung des Caritasverbandes für das Bistum Aachen traditioneller Veranstalter der Aachener Hospizgespräche.
Zu den Registern, die zu ziehen sind, gehört für Wittrahm, sich um junge Menschen ohne Schulabschluss zu bemühen, Berufstätige, die älter als 50 Jahre sind, so zu stärken, dass sie bis zum Rentenalter oder auch darüber hinaus fit bleiben und ausländische Fachkräfte zu gewinnen. Ob das reichen wird, bezweifelte Wittrahm. Und so brachte er auch die Überlegung ins Spiel, die Ansprüche an das System herunterzuschrauben und lenkte den Blick in die Niederlande. Dort gebe es als Solidargemeinschaften organisierte Nachbarschaftsmodelle, die für die Pflege zuständig seien, jederzeit aber auf fachliche Unterstützung zurückgreifen könnten.
Professor Roman Rolke, als Direktor der Klinik für Palliativmedizin am Uniklinikum Aachen Mitveranstalter, sagte angesichts der Fachkräftemangels, allen Beteiligten seien die Herausforderungen bewusst. Dem Pflegenotstand könne nur begegnet werden, wenn Pflegeberufe so attraktiv wie möglich seien. Dazu gehöre auch, dass Sorge für schwerkranke und sterbende Menschen als Teamleistung von Ärzten, Pflegekräften und anderen Professionen verstanden werde. Gegenseitige Wertschätzung und eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe seien unerlässlich. Pflegeroboter sind für Professor Rolke keine Lösung. Er begrüßte die Pflegeoffensive der Städteregion Aachen, Sie will gemeinsam Ideen, Strategien und Projekte entwickeln. Arbeiten in Netzwerken habe sich in Corona-Zeiten bewährt, sagte Rolke. Das Palliative Netzwerk habe nur so Personalengpässe auffangen können.
Quelle: Caritasverband für das Bistum Aachen