Gute Zukunft geht nicht ohne Skepsis
Der Erste Vorsitzende des Diözesancaritasverbandes, Weihbischof Dr. Johannes Bündgens, begrüßte die Teilnehmer der Auftaktveranstaltung "Wie geht Zukunft?". Ein Dialog über die Zukunft sei notwendig, so Bündgens, weil die Caritas wissen müsse, auf welche Zukunft sie zu regieren habe, wenn sie sich als Anwalt, Dienstleister und Solidaritätsstifter auch künftig in die gesellschaftliche Debatte einbringen wolle. Dieser Dialog könne nur gelingen, wenn er im Verband möglichst breit angelegt sei, sagte Bündgens weiter.
In szenischen Lesungen stellten die Schauspieler Annette Schmidt und Thomas Sauerteig und der Musikinstrumentalist Ludger Singer - sie gehören zum Ensemble des Theater K in Aachen - Zukunftsszenarien vor. Der Karlsruher Technikphilosoph Prof. Dr. Armin Grunwald griff diese auf und ermutigte die Anwesenden, sich Zukunftsfragen zu stellen. Dabei müsse man sich bewusst sein, dass auch Zukünfte veralten können. Als Beispiel nannte er die Kernenergie, mit der vor Jahren "hochfliegende Zukünfte" verbunden gewesen seien. Zudem plädierte Grunwald, der auch das Institut für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag leitet, dafür, Utopien mit einer gesunden Portion Skepsis zu begegnen. Utopien wie selbstfahrende Autos und Pflegeroboter oder die Errungenschaften der Telemedizin verleiteten zu der Annahme, die Menschen hätten "eine glänzende Zukunft". Wer über Zukunft spreche, dürfe die Frage nicht außer Acht lassen, ob die Menschen noch die Kontrolle in der Hand hielten oder bereits "Knechte der Systeme" seien. Als Beispiel nannte der Wissenschaftler das Internet. Es eröffne nicht immer den Blick in die Welt, sondern es spiegele oft die Interessen des Nutzers wider. "Vernetzung ist wunderbar, aber. Und mit diesem Aber müssen wir uns auseinandersetzen", sagte Grunwald. Eine digitalisierte Zukunft müsse in jedem Fall nach ethischen Standards organisiert werden. Alles andere sei für ihn "keine Welt mehr, in der sich Menschen gut entwickeln können".
Anja Nikles, Leiterin des Bereichs Theologische Grundlagen und Verbandsarbeit, gab zum Abschluss der von Dr. Mark Brülls und Michael Teichert moderierten Auftaktveranstaltung einen Ausblick auf den weiteren Fortgang des Zukunftsdialogs "Caritas 2020" im Bistum Aachen. In den künftigen Veranstaltungen werde es um die vom Deutschen Caritasverband definierten fünf Wegmarken (Caritas als verortete und sichtbare Kirche, Caritas als sozial- und gesellschaftspolitischer Akteur, Caritas als attraktiver Arbeitgeber, Caritas als attraktives Feld der Beteiligung und des Engagements, Caritas als internationaler Akteur und Partner) gehen. Nikles forderte die Vertreter aus Verbänden, Fachverbänden, Diensten und Einrichtungen auf, sich aktiv in diesen Dialog einzubringen. Diesen Gedanken griff auch Weihbischof Dr. Johannes Bündgens auf: "Nicht zuletzt dank Ihnen ist mir um die Zukunft der Caritas nicht bange", sagte er an die Anwesenden gerichtet.
Quelle: Caritasverband für das Bistum Aachen