Geflüchteten Menschen ein Ankommen und Bleiben in Deutschland ermöglichen
Mit Herzblut im Café International engagiert (v. l. n. r.): vorne Mechthild White, Inge Theissen und Luise Kube, hinten Bruna Battistella-Allgaier, Katharina Stanetzky und Dr. Gabriele Palm.Thomas Hohenschue
In einem Gebäude der örtlichen Pfarrei erleben geflüchtete Familien mit ihren Kindern das, was Willkommenskultur genannt wird. Sie können kommen, einfach so, ohne Erwartungen, ohne Vorschriften. Ihre Kinder können beaufsichtigt mit Gleichaltrigen spielen, sie haben Zeit für Gespräche, mit Menschen in ähnlicher Situation oder mit den Ehrenamtlichen vom Café.
Das tun, was zu tun ist, um die Menschen bestmöglich in ihrer prekären Lage zu begleiten: Das ist das Anpackermotto, mit dem die Ehrenamtlichen an ihre Aufgabe herangehen. Und das umfasst wirklich alles Denkbare, beginnend bei der Grundversorgung mit Wohnung, Essen, Schule, Bildung und Arbeit, flankiert von einem überbordenden bürokratischen Kleinklein.
Eine große Herausforderung ist die Familienzusammenführung. Was nach einer humanitären Selbstverständlichkeit klingt, wird den Menschen durch restriktive Vorschriften und Behörden schwerer denn je gemacht. Die Ehrenamtlichen können Dutzende Geschichten von einem Staat erzählen, der Menschenrechte erst bei Nachdruck und Hartnäckigkeit einlösen hilft.
Geballte Lebenserfahrung und gefestigte Netzwerke
Das Team bringt geballte Lebenserfahrung und gefestigte Netzwerke in sein Engagement ein. Wie Inge Theissen und Bruna Battistella-Allgaier aus der Gründergeneration des Café International. In den frühen 90-er Jahren gab es eine ähnliche Situation wie heute: steigende Geflüchtetenzahlen, rassistische Gewalt, Einschränkungen des Asylrechts.
Damit fanden sich Menschen wie sie nicht ab, sie organisierten im Netzwerk mit vielen Hilfen und standen den Geflüchteten zur Seite. Immer wieder stießen Frauen zum Team hinzu, die zunächst im beruflichen Kontext mit dem Café International zu tun hatten, wie Luise Kube vom Regionalen Caritasverband Aachen. Jetzt sind sie ehrenamtlich dabei.
2015 gab es eine erneute Wellenbewegung, zunächst der Solidarität, dann der Abwehr. In dieser Zeit stießen weitere Ehrenamtliche hinzu, die sich um die angekommenen Menschen kümmern wollten, um ihre Alltagssorgen, um ihre soziale, wirtschaftliche und kulturelle Teilhabe. Viele von ihnen suchten nach einer sinnvollen Tätigkeit nach dem Beruf, auch außerhalb der Komfortzone.
Berufliche Kompetenzen und viel Herzblut
Wie Dr. Gabriele Palm, die als Gleiche unter Gleichen die Fäden zusammenhält und aus ihrem Einsatz bei den Ärzten ohne Grenzen wertvolle Kompetenzen und Kontakte mitbringt. Oder Dr. Peter Löbl, der sich als Physiker mit Zähigkeit und Präzision in die Kleinkriege mit der deutschen Sozialbürokratie stürzt. Und Menschen wie Mechthild White, die ihre Empathie in die Arbeit mit den geflüchteten Menschen und ihren Kindern einbringen, Sprachunterricht halten, den Kleinen bei Hausaufgaben helfen und was noch so alles anfällt. Montags ist dafür immer Zeit.
Die nächste personelle Etappe zeichnet sich mit Katharina Stanetzky ab. Sie kam vor 18 Jahren aus Russland nach Deutschland und fand große Unterstützung durch die Ehrenamtlichen beim Café International. Jetzt möchte sie etwas zurückgeben und hilft ukrainischen Geflüchteten, in Deutschland anzukommen. Das ist eine neue Qualität im mittlerweile 30-jährigen Café.
Im angeregten Austausch ist spürbar, mit wie viel Herzblut die Frauen und wenigen Männer ihre Solidarität mit geflüchteten Menschen leben und wie zornig und traurig sie Debatten wie die aktuelle machen. Umso mehr Kraft ziehen sie aus den Erfolgen, die sie erzielen, jedem Lächeln, jedem Danke, jeder vermittelten Wohnung, jeder Arbeitsstelle, jeder Zusammenführung.
Das alles wäre ohne dieses Herzblut nicht möglich - und nicht ohne die enge Vernetzung mit so vielen Menschen guten Willens in Institutionen und Organisationen. Gabriele Palm zählt beispielhaft Fachdienste der Caritas und des Deutschen Roten Kreuzes auf, den Flüchtlingsrat Roetgen und den Arbeitskreis Langschoss. Auch in Behörden finden sich gute Partner - ein Hoffnungszeichen in einer aufgeheizten politischen Gesamtlage.
Migrationsfonds im Bistum Aachen
Im Bistum Aachen engagieren sich Menschen aus Pfarreien, Verbänden und Vereinen ehren- und hauptamtlich in der Arbeit mit Geflüchteten. Manche ihrer Maßnahmen und Projekte mit Migranten können sich nicht auf öffentliche Förderung stützen. In diesen Fällen kann der Migrationsfonds im Bistum Aachen weiterhelfen.
Mit Kirchensteuermitteln fördert er integrative und sozialkaritative Maßnahmen und Projekte, wie zum Beispiel das ehrenamtlich getragene Café International in Monschau-Imgenbroich. In diesem Jahr können Verantwortliche der jeweiligen Träger noch bis zum 30. September Anträge stellen.
Adressat der Anträge ist der Caritasverband für das Bistum Aachen, der den Fonds verwaltet. Mehr Informationen zu den Möglichkeiten des Fonds, die ehren- und hauptamtliche Arbeit mit Geflüchteten zu fördern, unter https://www.caritas-ac.de/so-helfen-wir-ihnen/fluechtlinge/migrationsfonds.
Autor: Thomas Hohenschue
Quelle: Café International Monschau e.V.