Führung geht nur über Beziehung, Haltung und Vorbild
21 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, allesamt angehende Führungskräften aus den regionalen Caritasverbänden Düren, Eifel, Heinsberg, Krefeld und Mönchengladbach sowie von der Caritas Betriebs- und Werkstätten GmbH (CBW), den Caritas Lebenswelten (CLW), dem Rheinischen Verein und dem Verein zur Förderung der Caritasarbeit im Bistum Aachen (VFC), haben die vierte Weiterbildung "In Führung gehen" absolviert. Seit dem Start im Jahr 2017 haben somit 101 angehende Führungskräfte aus Diensten und Einrichtungen der verbandlichen Caritas im Bistum Aachen den jeweils 18-monatigen Kurs durchlaufen. Nach Schätzungen der Veranstalter - dazu gehören die regionalen Caritasverbände und in koordinierender Funktion der Caritasverband für das Bistum Aachen - sind rund 85 Prozent der Absolventen von "In Führung gehen" im Bistum Aachen mittlerweile in Führungspositionen oder stehen kurz davor.
Dr. Susanne Pauser, Vorständin für Personal und Digitalisierung beim Deutschen Caritasverband, hielt den Festvortrag bei der Zertifikatsübergabe.DiCV Aachen
Dr. Susanne Pauser, Vorständin für Personal und Digitales beim Deutschen Caritasverband, nahm die gegenwärtige politische Situation zum Ausgangspunkt ihrer Festrede zum Abschluss des vierten Weiterbildungskurses im Kardinal-Schulte-Haus in Bensberg. "Wir rutschen von einer Krise in die nächste", konstatierte sie. In einer solchen Situation seien gute Prozesse wichtig. Im Hinblick auf den Fachkräftemangel empfahl Pauser den künftigen Führungskräften, sich stets vor Augen zu führen, dass neue Mitarbeitende zu gewinnen immer schwieriger sei, als vorhandene Mitarbeitende zu binden. Ihre Erfahrung sei, dass Menschen zu Diensten und Einrichtungen der Caritas als Mitarbeitende kämen wegen der Aufgaben, die ihnen dort übertragen würden. "Sie gehen aber wegen anderer Umstände", sagte sie. Die seien zum Teil auch von der Politik zu verantworten. Als Beispiel nannte sie die Diskussion über das Recht auf Homeoffice und betonte: "Das Recht auf Homeoffice ist der Untergang für die Pflegebereiche."
An vielen Stellen begegne man heute dem Phänomen, dass Mitarbeitende Führung einforderten. Gehe es aber um sie persönlich, würden sie die Führung gerne nicht haben wollen. "Damit müssen Sie umgehen", sagte sie an die Absolventinnen und Absolventen gewandt und konstatierte, dass Menschen eher "Was-Menschen" als "Wie-Menschen" seien. Daraus sprach sie die Empfehlung an die jungen Führungskräfte aus, sich genau anzuschauen, wie sie Prozesse steuern. Dabei gebe es eine große Gefahr: "Die eigene Wirksamkeit verschwindet in unendlichen Schleifen." Sie ermutigten die Teilnehmenden, die eine oder andere Schleife zu umgehen. Bei allen Herausforderungen, die auf Führungskräfte von morgen warteten, sollten diese sich vor Selbstüberforderung hüten. "Seien sie gnädig mit sich selber. Sie dürfen Führung genießen", sagte Pauser und empfahl, das Lernen nicht zu vergessen. Zudem erinnerte sie daran, dass Mitarbeitende bei der Caritas "eine gute Absprungbasis" hätten. Dabei deutete sie auf das Kreuz, das in dem Raum an der Wand hängt. In biblischen Berichten wie der Bergpredigt, der Begegnung Jesu mit dem Zöllner Zachäus oder der Hochzeit zu Kanaan fänden sich viele Führungsvorbilder.
Dirk Hucko, Vorstandssprecher des regionalen Caritasverbandes Düren/Jülich und Sprecher der Veranstalter von "In Führung gehen" im Bistum Aachen, begrüßte die Gäste im Kardinal-Schulte-Haus.DiCV Aachen
Für die Veranstalter erinnerte Dirk Hucko, Vorstandssprecher des Caritasverbandes für die Region Düren-Jülich, an den Start des vierten Durchgangs im März 2022, mitten in der Corona-Pandemie. "Bei der Auftaktveranstaltung habe ich Sie alle nur auf einem Bildschirm auf Kacheln bei einer Video-Konferenz gesehen", sagte er an die Teilnehmenden, ihre Mentorinnen und Mentoren und die Delegationen der entsendenden Verbände, Vereine und Träger. Sowohl die Kooperationspartner als auch die Teilnehmenden selbst hätten viel in die Weiterbildung investiert, auch Zeit. "Für beide Seiten ist das eine gute Investition", sagte Hucko. Und er kündigte an, dass der fünfte Weiterbildungskurs in den Startlöchern stehe.
Diözesancaritasdirektor Stephan Jentgens gab den angehenden Führungskräften mit auf den Weg, sich immer wieder den Sinn der Organisation Caritas vor Augen führen. Ihr gehe es darum, Menschen auf der Straße zu helfen.DiCV Aachen
Diözesancaritasdirektor Stephan Jentgens gab den Absolventinnen und Absolventen drei Ratschläge mit auf den Weg: Sie sollten sich immer bewusstmachen, wem sie in ihren Aufgaben begegneten: Menschen, die Geschöpfe Gottes, aber auch eigensinnig seien. Ferner sollten sie sich immer wieder den Sinn der Organisation Caritas vor Augen führen. Ihr gehe es darum, Menschen auf der Straße zu helfen. "Es geht um Würde." Und schließlich erinnerte Jentgens die künftigen Führungskräfte daran, dass alle Menschen Gesamtkunstwerke seien, die überlegt mit dem Kopf handelten, aber ebenso auch aus dem Bauch heraus, von Gefühlen geleitet. Er riet den Absolventen, Situationen immer ganzheitlich zu betrachten.
Quelle: Caritasverband für das Bistum Aachen