Fachkräftemangel in der KiTa? Qualität hilft, bei der Ausbildung und im Alltag
Arbeiten an der Qualitätsentwicklung in KiTas, auch als Antwort auf den Fachkräftemangel: Christiane Hauch, Natascha Bieniek, Petra Daun und Vera Mergenschröer (v. l. n. r.)Thomas Hohenschue
Das hat Petra Daun, Fachberaterin des Diözesancaritasverbandes Aachen, beobachtet. Träger wie die Caritas Lebenswelten GmbH zeigen in ihren Augen, wie es gehen kann. Systematische Grundlage, personellen Engpässen entgegenzuwirken, ist das Qualitätsmanagement.
Die dort erarbeiteten und verabredeten Strukturen und Abläufe helfen, die Arbeitsbedingungen gut zu gestalten. Die Prozesslandkarte der Caritas Lebenswelten GmbH gibt allen Beteiligten Sicherheit, was zu tun ist, wenn es mal personell eng wird. Und sie sorgt trägerweit dafür, dass die Ausbildung stimmt.
Zentraler Schlüssel: selbst und gut ausbilden
Selbst die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass es Nachwuchs im KiTa-Bereich gibt, ist ein zentraler Schlüssel, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, erläutert Vera Mergenschröer, Referentin für Qualitätsmanagement und Innovation bei der Caritas Lebenswelten GmbH. So legt der Träger ausgesprochen großen Wert auf Ausbildung. Er unterhält elf inklusiv arbeitende Tageseinrichtungen für Kinder in Stadt und StädteRegion Aachen. Und bildet dort insgesamt 28 Menschen als Erzieher:innen, Heilerziehungs- und Kinderpfleger:innen aus.
Viele Maßnahmen sichern die Qualität der Ausbildung ab. Die Auszubildenden haben an ihrer Einsatzstelle feste Ansprechpersonen, die sich Zeit nehmen. Es gibt eine verbindliche Checkliste, woran gearbeitet und worüber mit wem gesprochen wird. Einrichtungsübergreifende Treffen der Azubis fördern die Vernetzung des Nachwuchses und vertiefen seine Qualifizierung. Die jungen Menschen sollen spüren, dass sie dem Träger und den Einrichtungen wichtig sind. Die Caritas Lebenswelten GmbH hat sich mit ihren Führungsgrundsätzen eine partizipative Kultur verschrieben. Entsprechend reden auch die Azubis bei wichtigen Angelegenheiten verbindlich mit, nehmen teil an Teamtagen, gehören selbstverständlich von Anfang an dazu.
Freiraum geben für berufliche Entwicklung
Besonderheiten Freiraum geben lautet das Motto des Trägers. Und dieser Fokus auf die individuellen Stärken, Talente und Neigungen von Menschen gilt selbstverständlich auch für die Mitarbeitenden, betont Verbundleiterin Christiane Hauch. Wer bei der Caritas Lebenswelten GmbH arbeitet, soll die Gewissheit haben, sich innerhalb des Netzwerkes von Einrichtungen der Eingliederungshilfe weiter entwickeln zu können. Lebendiges Beispiel dafür ist Natascha Bieniek, Standortleiterin der KiTa Anna Roles in Aachen-Lichtenbusch. Gestartet ist sie als Kinderpflegerin, dann unterstützte sie der Träger beim Draufsatteln einer berufsbegleitenden Ausbildung zur Erzieherin. Jetzt entfaltet sie ihr volles Potenzial seit drei Jahren als Standortleiterin. Ihre junge Mitarbeiterin Layla Krauss wurde gleich nach der Ausbildung vom Fleck weg als Gruppenleiterin eingestellt.
Die Caritas Lebenswelten GmbH möchte möglichst alle Azubis übernehmen. Wer neu anfängt, wird bestens eingeführt. Auch hier greifen Standards, die im Qualitätsmanagement erarbeitet wurden. Das fängt beim Onboarding-Tag an und hört bei vielen Benefits noch nicht auf, die allen Mitarbeitenden zugutekommen. Dazu zählen Annehmlichkeiten wie Jobticket und Jobbike, aber auch eine Unternehmenskultur, die einlädt. Die Caritas Lebenswelten GmbH tut viel, damit sich Mitarbeitenden wohlfühlen und vernetzen, und sie fördert die Durchlässigkeit ihrer Einrichtungen, wenn sich jemand verändern möchte. Die transparente Kommunikation nach innen und nach außen spricht viele an. Der Träger engagiert sich vielfach für soziale Anliegen, auch über den eigenen Bereich hinaus.
Eine attraktive Unternehmenskultur fördern und leben
Diese attraktive Unternehmenskultur lässt sich nicht verschreiben, sie wächst nur so weit, wie sie gefördert und gelebt wird. Ein plastisches Beispiel dafür gibt wieder Natascha Bieniek. Sie hatte im Zuge einer Führungskräftefortbildung das Projekt "Wundertüte" entwickelt. Noch in der Corona-Zeit, die alle in der KiTa strapazierte, förderte die Standortleiterin auf eine erfrischende, niedrigschwellige Weise die Achtsamkeit unter den Mitarbeitenden. Mit kleinen kreativen Impulsen und Materialien lud sie dazu ein, täglich drei bis fünf Minuten für das eigene seelische Wohl zu investieren. Mit durchschlagendem Erfolg: Noch heute reden die Mitarbeitenden davon, wie klasse das war, einfach mal einen Tag lang die eigenen Lieblingslieder anzustimmen oder ein Lachtelefon anzurufen und sich von dort zum befreienden Mitlachen animieren zu lassen.
Jenseits solcher besonderen Aktionen zählt der Alltag. Die Arbeitsbedingungen stetig zu verbessern, ist Ziel der fortlaufenden Beratungen im Qualitätsmanagement. Immer wieder wird der Fokus auf die Zufriedenheit, die Gesundheit, die Belastung und die Kommunikation gerichtet, berichtet Vera Mergenschröer. Supervision gibt es wie kollegiale Beratung, trägerweite Qualifizierung, Teamtage und vieles mehr. Immer wieder kommt bei diesen Schilderungen die Einschätzung von Petra Daun zum Tragen: Die Caritas Lebenswelten GmbH hat die Zeichen der Zeit erkannt und tut alles, dem um sich greifenden Fachkräftemangel mit einer guten Unternehmenskultur und einem für alle Beteiligten vorteilhaften und wirksamen Qualitätsmanagement zu begegnen.
Mehr Informationen zum Projekt
Die KiTa Anna Roles der Caritas Lebenswelten GmbH engagiert sich seit 2016 im Qualitätsentwicklungsprozess "Qualität aus christlicher Überzeugung". Kooperationspartner dieses Projekts sind das Bischöfliche Generalvikariat Aachen, federführend vertreten durch Virginia Bertels, und der Caritasverband für das Bistum Aachen, federführend vertreten durch Petra Daun.
In einem BistumRahmenHandbuch, das in der Kooperation entwickelt wurde, werden vorformulierte Prozesse zur Verfügung gestellt. Die teilnehmende Einrichtung nutzt diese für ihr eigenes Handbuch. Das Team diskutiert wiederkehrend, inwieweit diese Vorgaben bereits erfüllt werden und wo Verbesserungsmaßnahmen nötig sind.
Fachlich inspiriert, setzt das Team die Veränderungen im Alltag mit den Kindern um. Grundlage für das BistumsRahmenHandbuch ist eine Vorgabe des Verbandes katholischer Kindertageseinrichtungen (KTK), die die Anforderungen der DIN EN ISO 9001 auf die Arbeit in der Kindertageseinrichtung übersetzt. Eine externe Überprüfung durch den KTK belohnt die Teams mit einer Auszeichnung für die erfolgreiche Arbeit. Die Kita Clara Fey erhielt den Qualitätsbrief 2022. Dieser ist nun für fünf Jahre gültig. Die KiTa Anna Roles wird erstmalig im Dezember 2023 extern evaluiert.
Weitere KiTas für nächste Schulungsphase gesucht
Die aktuelle Phase im Projekt "Qualität aus christlicher Überzeugung" endet mit einem großen Festakt am 11. Dezember 2023 im Aachener Eurogress. Zugleich steht im Frühjahr 2024 die nächste Schulungsphase vor der Tür. Kindertagesstätten aus dem Bistum Aachen, die noch nicht teilgenommen haben, sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen. Sie erwarten spannende Chancen, die Qualität der eigenen Arbeit, Strukturen, Abläufe zu verbessern - selbst gesteuert und gestaltet.
Mehr Infos und die Möglichkeit, die ersten Schritte zu besprechen, gibt es bei den beiden Projektleiterinnen: Virginia Bertels, Bischöfliches Generalvikariat Aachen, Tel. 0241 452-871, E-Mail virginia.bertels@bistum-aachen.de; Petra Daun, Caritasverband für das Bistum Aachen, Tel. 0241 431-119, E-Mail pdaun@caritas-ac.de.
Autor: Thomas Hohenschue
YouTube: https://www.youtube.com/shorts/bGbb0u4kmXA