Fachforum der AGkE diskutiert die Kooperation von Jugendhilfe und Schule
Durch den Ausbau der Offenen Ganztagsschule (OGS) ist ein neuer pädagogischer Raum entstanden, der gemeinsam von Schule und freien Trägern zu gestalten ist. Hier sei schon viel erreicht, so der Referent Norbert Greuel, ehemaliger Sonderschulrektor und Supervisor. Er machte deutlich, dass es nicht darum gehe, dass sich die unterschiedlichen Professionen angleichen, sondern vielmehr darum, gegenseitiges Verständnis füreinander zu entwickeln. Gleichzeitig forderte er dazu auf, eine gesamtgesellschaftliche Diskussion über Schul-, Bildungs- und Sozialpolitik zu führen. Die Gefahr bestehe auch darin, dass der Unterstützungsbedarf durch die Jugendhilfe umso größer werde, je mehr der Leistungsdruck in Schulen wachse. Dies führe zur Segregation und erschwere die Kooperation von Jugendhilfe und Schule.
Christian Giardina, Diplom Sozialarbeiter und Gemeinwesenarbeiter der Stadt Viersen, gelang es auf eloquente Weise, die Teilnehmenden für das Thema Sozialraumorientierung zu begeistern. Der Terminus Sozialraumorientierung im Zusammenhang mit Sozialer Arbeit werde zumeist noch unscharf und uneinheitlich verstanden, so Giardina. Junge Menschen hätten vielfältige räumliche Bezüge bedingt durch den Wohnort, den Schulort, die Art der Freizeitgestaltung, z.B. Sport, Musik, jugendkulturelle Orte, und nicht zuletzt auch durch den virtuelle Raum (Social Media). Eine sozialraumorientierte Jugendhilfe orientiere sich an den Ressourcen des sozialen Umfeldes und nutze die Schnittstellen und Kooperationen zu anderen Leistungen der Jugendhilfe. In dem Workshop zum Thema wurde deutlich, wie selbstverständlich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereits in den Sozialraum wirken, ohne dies jedoch explizit mit Sozialraumorientierung in Verbindung zu bringen.
Für die Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe stellte sich als drittes die Frage, wie sie zum Aufbau eines insgesamt inklusiven Erziehungs- und Bildungssystems beitragen und die Verwirklichung des Rechts auf vollständige soziale Partizipation und individuelle Entwicklungsförderung unterstützen kann Volker Schulze-Weigmann, Diplom-Heilpädagoge und stellvertretender Leiter des Hephata Berufskollegs, machte deutlich, dass Inklusion maßgeblich eine Haltungsfrage ist. Inklusion verlange einen Blick- und Perspektivwechsel. "Wenn wir auf eine inklusive Gesellschaft hinarbeiten wollen, dann müssen wir uns mit diskriminierenden und ausgrenzenden Strukturen und Denkweisen, die wir verinnerlicht haben, auseinandersetzen", so Schulze-Weigmann. Damit können wir jederzeit anfangen. Es brauche nicht den großen Wurf, sondern die Bereitschaft, etwas von dem Gehörten bereits morgen in der praktischen Arbeit umzusetzen.
Quelle: Caritasverband für das Bistum Aachen