"Die Nachbarschaft in zwei Jahren besser kennengelernt als mein Partner in 25"
Manchmal fügt sich alles im Leben. Doris Völk strahlt große Zufriedenheit aus. Ihre Entscheidung, der Liebe wegen an den Niederrhein zu ziehen, bereut die heute 62-Jährige nicht. Den beruflichen Alltag als Bankangestellte hat sie eingetauscht in einen lebendigen, mit vielfältigen Aktivitäten gefüllten Alltag als Vorruheständlerin zwischen Kunst und Ehrenamt.
Aus Gesprächen mit den Menschen im Trauercafé und in der Aquarellgruppe zieht Doris Völk sehr viel Gutes für sich.Thomas Hohenschue
Schon immer hat sie neben dem Beruf die Kultur geliebt und sich künstlerisch betätigt. Nun entfaltet Doris Völk ihre kreativen und organisatorischen Talente in verschiedenen Netzwerken, bei der Künstlergilde in Neersen und bei der Begegnungsstätte in Schiefbahn. Bei der Aquarellgruppe startete sie als Teilnehmerin, dann übernahm sie die Leitung, als diese vakant wurde.
Als Frührentnerin kann sie nicht mehr so viel für soziale Zwecke spenden wie früher. Stattdessen bringt sie sich nun selbst ehrenamtlich ein, begründet Doris Völk. Sie fühlt sich wohl hier, mag den Humor der Menschen. Und sie fühlt sich eingebettet in ein gutes nachbarschaftliches Klima und ein reiches Vereinsleben. "In Willich muss niemand einsam leben", sagt sie.
Besondere Wertschätzung bringt sie den Besucherinnen und Besuchern des Friedhofcafés entgegen. Doris Völk imponiert die Kraft, die sie aufwenden, trotz ihrer Trauer unter Menschen zu gehen. Aus den Gesprächen zieht sie ganz viel, sie ist beeindruckt von der Lebensfülle, die ihr im Café begegnet. Diese Erfahrung unterstütze sie selbst darin, sich aufs Alter vorzubereiten.
Ganz nebenbei lernt Doris Völk bei ihren Begegnungen Willich auf eine intensive Weise kennen. Ihre Gegenüber erschließen ihr ein tiefes Verständnis von Gegenwart und Geschichte ihrer neuen Heimat. So habe sie in zwei Jahren die Nachbarschaft besser kennengelernt als ihr Partner in 25, erzählt sie und lacht. "Eine neue Region erobern ist schön," bilanziert sie.