Das Alter spielt keine Rolle, wenn es darum geht, im digitalen Alltag zu helfen
Eine muntere Gruppe hat Manuela Nazemi-Bogda da aufgebaut. Beharrlich sprach die Gemeindesozialarbeiterin der Caritas in Viersen Menschen an, ob sie nicht andere in ihrem digitalen Alltag unterstützen möchten. Ganz offensichtlich traf sie damit einen Nerv: Denn es fanden sich sowohl Frauen und Männer, die sich ehrenamtlich auf diesem Gebiet engagieren wollen, als auch Leute aus dem Raum Viersen, die auf so ein Angebot gewartet haben.
Helfen bei technischen Fragen als Digitalpaten weiter (v.l.n.r.): Violetta Sukbasov, Frank Michels, Manuela Nazemi-Bogda, Hiltrud Schmitz, Philipp Freiberg und Jupi Pelzer.Thomas Hohenschue
Und so arbeiten jetzt so unterschiedliche Menschen wie Philipp Freiberg und Hiltrud Schmitz zusammen. Der Student der Volkswirtschaftslehre ließ sich ebenso für den Einsatz gewinnen wie die jung gebliebene 84-Jährige. Der eine ein so genannter Digital Native, der spielerisch schon als Kind den Umgang mit mobilen Geräten gelernt hat. Die andere, die sich schon immer für Computertechnik interessiert hat, sogar bei der Volkshochschule dazu Kurse gab.
Ihre Mitstreiterin Violetta Sukbasov kennt das Geschäft der Digitalpaten aus ihrem privaten Alltag, hat sie doch schon immer Mutter und Oma in allen digitalen Fragen gecoacht und bei Updates und anderen Kleinigkeiten unterstützt. Zwei weitere Männer aus dem Kreis kommen vom Fach. Frank Michels stammt aus der Branche, heute ist er Rentner. Und Heinz-Josef Pelzer hat als Fachlehrer für Mathe auch ein Faible für das Zusammenspiel der Nullen und Einsen.
Sie zusammen bilden das Team der Digitalpaten. Früher gingen sie auf Zuruf in private Haushalte. Das machen sie weiterhin, für Menschen mit Einschränkungen. Zusätzlich bieten sie aber heute unter dem Dach des Mehrgenerationenhauses in Viersen feste Sprechstunden an, jeden ersten und dritten Montag im Monat von 10 bis 12 Uhr. Das hat sich bewährt. Manche Menschen im Raum Viersen markieren sich diese Zeiten fest in ihrem Kalender, denn sie kommen immer wieder. Außerdem bieten die Ehrenamtlichen individuelle Termine im Haus der Caritas an.
Ganz unaufgeregt und geduldig erklären die Digitalpaten, zeigen kleinschrittig die Wege der Bedienung, erläutern Kniffe bei den Systemeinstellungen. Dabei ergänzen sie sich: Der eine kennt sich besser bei Smartphones und Tablets aus, die andere bei Laptops. Und dann gibt es ja noch die kleinen, aber feinen Unterschiede zwischen den Betriebssystemen und den diversen Versionen, die je nach Gerätealter und Updatefreude im digitalen Kosmos herumgeistern.
Klassischerweise stoßen die meisten Kundinnen und Kunden der Digitalpaten immer dann an Grenzen, wenn sich etwas ändert. Der Mobilfunkanbieter oder das Gerät werden gewechselt, die Daten und Apps sollen wohlbehalten umziehen. Das Betriebssystem erfährt ein Update, das Bedienungskonzept einer App hat sich verändert. Zugriffsberechtigungen gelten nicht mehr oder müssen erneuert werden. Und was es noch so an unerklärlicher, oft plötzlicher Dynamik in digitalen Welten gibt. Die Digitalpaten helfen überall mit Wissen und Erfahrung weiter.
Manchmal wird es auch sehr tüftelig, was den sportlichen Ehrgeiz weckt. Das gilt erst recht bei den Menschen, die selbst bereits viel wissen und können. Diese nutzen die Digitalpaten als Sparringspartner und Hilfe, um weiterführende Anforderungen zu lösen. Zu diesem Kreis gehört auch eine Frau aus einem Seniorenzentrum der Caritas, die schon die 90 überschritten hat. Sie ist super fit in der Bedienung ihres Laptops und hat aber immer wieder neue Fragen.
"Alter spielt keine Rolle", sagt Hiltrud Schmitz. Die 84-Jährige regt sich über die so genannten "Seniorenhandys" auf. Die findet sie unpraktisch, weil alles anders aussieht und weniger komfortabel ist als die sonstigen Smartphones. Da fällt auch der Support etwas schwerer. Die Zahl der Menschen, die nur telefonieren wollen, sinkt. Viele schätzen es inzwischen, dass sie mit dem Handy Fotos machen und Nachrichten austauschen können.
Dem Unwissen und den Unsicherheiten im Umgang mit Geräten und Programmen treten die Digitalpaten nicht nur mit handfester Beratung und Hilfe entgegen. Zusammen mit Manuela Nazemi-Bogda organisieren sie Informationsveranstaltungen zu wichtigen Fragen wie dem Datenschutz. Selbst bleiben sie auch am Ball, probieren stets was Neues aus, damit sie fit in neuen Technologien wie ChatGPT sind und auch in Zukunft immer Auskunft geben können.
Offene Soziale Altenarbeit im Bistum Aachen
Die Gemeindesozialarbeit des Caritasverbandes für die Region Kempen-Viersen ist Mitglied im Runden Tisch der Offenen Sozialen Altenarbeit, moderiert von Fattaneh Afkhami. Dieser vernetzt bistumsweit Akteure aus der verbandlichen Caritas, die sich in diesem Feld der Sozialen Arbeit engagieren. Der Runde Tisch ist ein Ort des fachlichen Austauschs und der kollegialen Beratung. Aus ihm heraus entstehen gemeinsame Projekte. Auch Fortbildungen sind ein großes Thema.
Autor: Thomas Hohenschue