CBW ist für Entlass-Schüler ein zuverlässiger Partner
Dennis Hein, Schreinermeister Leo Hammes und Lirido Berisha (von links) schauen beim Arbeiten mit Holz genau hin, wo sie hin bohren.Conny Stenzel-Zenner
Die ersten Tage in der Schreinerei der Caritas Betriebs- und Werkstätten GmbH (CBW) sind abwechslungsreich, aber auch aufregend und anstrengend. Alles ist neu.Dennis hat die Stolberger Regenbogenschule verlassen und durchläuft jetzt den sogenannten Eingangsbereich in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung. "Die CBW ist ein zuverlässiger Partner, wenn es um die individuelle berufliche Qualifikation der Entlass-Schüler geht", sagt Ferdi Gärtner, Leiter des Sozialen Dienstes der CBW. Die ist an sechs Standorten der Städteregion in acht Werke vertreten. 1265 Beschäftigte arbeiten täglich zwischen 8.10 bis 16 Uhr in Abteilungen, wie dem Bäckerei-Service, der Metallverarbeitung, der Küche, im Garten- und Landschaftsbau, der Wäscherei oder bei den Medizinprodukten.
"Wir bauen eine Werkbank in nur drei Tagen", sagt Schreinermeister Hammes und zeigt auf die Bank, die bereits fertig ist. Die hat er als Musterstück gebaut, damit sich die Schüler vorstellen können, was sie fertigen. "Nun lernen die Schüler den Umgang mit Schraubenziehern, mit der Bohrmaschine und mit der Luftdruckpistole. Sie begreifen den Unterschied zwischen verschiedenen Bohrern, die jeweils für die Werkstoffe Holz, Stein oder Metall genommen werden", erzählt Leo Hammes. Dabei nimmt sich der Schreinermeister viel Zeit und geht genau auf die Bedürfnisse und den Unterstützungsbedarf der einzelnen Teilnehmer ein.
"Unsere Schüler der Regenbogenschule beenden ihre Schulzeit mit dem Förderschulabschluss. Auch deshalb haben sie auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt nur eingeschränkte Möglichkeiten. In der CBW können sie ihre Stärken, die oft weniger im kognitiven und eher im handwerklichen Bereich liegen, zeigen. Viele gewinnen mit dem Eintritt in die berufliche Förderung innerhalb der Werkstatt noch einmal deutlich an Reife", sagt Lehrer Kristoffer Klaassen.
Dabei lernen die Schüler die CBW früh kennen. Schon ab der 8. Klasse können interessierte Schüler ein 3-wöchiges Praktikum in einem gewünschten Bereich in der Werkstatt absolvieren. "Manchmal ist ein Schüler davon überzeugt, dass für ihn nur die Arbeit im Garten- und Landschaftsbau in Frage kommt. Während der Praktika entdeckt er aber, dass ihm die Arbeit in der Druckerei genauso viel Spaß macht. So können die Erfahrungen aus den Praktika beim späteren Start in der CBW für die Planung der beruflichen Förderung genutzt werden", sagt Fredi Gärtner über ein seit mehr als 40 Jahren gewachsenes Konzept der CBW, die heute nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und Entwicklungen arbeitet.
Entscheidet sich ein Schüler nach dem Ende der Schulzeit für die CBW, beginnt mit dem Eingangsbereich, der drei Monate als "Phase der Orientierung" in der Werkstatt dauert. Dann lernt der Neue die Menschen und Räume, Pausen- und Essenzeiten kennen. Gleichzeitig werden in einem Qualifizierungszentrum, das es an jedem Standort gibt, erste arbeitstheoretische und praktische Grundlagen vermittelt.
"Es ist uns besonders wichtig, dass sich die neuen Teilnehmer von Anfang an wohlfühlen und
sie in den Alltag in der CBW hineinwachsen können. Dabei werden sie eng von den Fachleuten des Sozialen Dienstes begleitet", fasst CBW-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Michael Doersch MBA zusammen.
Nach der Orientierungsphase folgt die intensive berufliche Qualifizierung im Bildungsbereich, die zwei Jahre dauert. Dann wird genau geschaut, welche Kompetenzen der Teilnehmer gefördert und erweitert werden können. Anschließend folgt die Übernahme in den Arbeitsbereich. Immer wieder wird geschaut, ob eine Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt möglich ist und welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, damit der Beschäftigte, wenn er will, die Werkstatt wieder verlassen kann.
Neben dem Thema "Arbeit" gibt es bei der CBW andere Angebote, die das Ziel verfolgen, jeden Einzelnen bestmöglich zu fördern. Das sind gruppenübergreifende Seminare wie Verkehrstraining oder eine Hubwagenschulung. Das sind aber auch persönlichkeitsfördernde Angebote wie die Kunstwerkstatt oder weitere sportliche Freizeitangebote wie Tischtennis und Fußball oder auch Ambulanter Reha-Sport wie die Gymnastik.
"Bei allen Angeboten können wir immer auch ein Sprungbrett für den 1. Arbeitsmarkt sein", erzählt Fredi Gärtner, der weiß, "dass wir bei der CBW Mitarbeiter haben, die sich ausschließlich darum kümmern, dass unsere Beschäftigten, wenn sie wollen, in das passende sozialpflichtige Arbeitsverhältnis vermittelt werden." 2017 waren es acht Beschäftigte, die erfolgreich auf den 1. Arbeitsmarkt vermittelt wurden. "Schön ist, dass alle, die mal bei uns waren, wieder zurückkönnen, wenn es bei dem neuen Arbeitgeber nicht klappt", berichtet Fredi Gärtner von dem sicheren Weg zurück in die Werkstatt.
Dennis ist am Ende des Tages in der Schreinerei müde. "Diese Arbeit ist ganz anders als die Lernerei in der Schule", urteilt der junge Mann. Ob er trotzdem noch Lust auf die Arbeit in der Schreinerei hat? "Klar. Ich bleibe. Ich bin hier mit vielen netten Menschen zusammen, die darauf achten, dass ich alles verstehe und dass es mir gut geht. Ich bleibe", sagt Dennis, der an diesem Tag von Schreinermeister Hammes gelernt hat: "Das Brett darf nicht an der Stelle, wo gebohrt wird, auf einem Tisch liegen, denn dann hätte der Tisch nach dem bohren ein Loch."