Caritas-Vorstand: Risiken der Digitalisierung für den Zusammenhalt der Gesellschaft erkennen
Bei der Sitzung des Diözesancaritasrates des Caritasverbandes für das Bistum Aachen am Freitag, 9. März 2018, sprach Eva Maria Welskop-Deffaa (l.), Vorstand Sozial- und Fachpolitik des Deutschen Caritasverbandes in Freiburg, über die Herausforderung der Digitalisierung. Rechts Diözesancaritasdirektor Burkard Schröders.DiCV Aachen
Wenn die Caritas diese kritische Reflexion versäume, laufe sie Gefahr, wichtige Entwicklungen in der Gesellschaft zu übersehen. Die Caritas dürfe sich bei einer so wichtigen Frage wie der Digitalisierung nicht vorwerfen lassen, ein Dinosaurier und verkrustet zu sein.
Die Caritas müsse einerseits die Chancen der Digitalisierung erkennen, andererseits aber auch ihre Risiken, so Welskopp-Deffaa. Die sieht sie für die sozialen Sicherungssysteme. Denn diese gründeten auf abhängigen Beschäftigungsverhältnissen. Sie erwarte aber, dass sich durch die Digitalisierung das zahlenmäßige Verhältnis von abhängig Beschäftigten zu Selbstständigen zugunsten der Selbstständigen verschieben werde.
Auch Handlungsfelder der Caritas würden sich verändern. Als Beispiel nannte das DCV-Vorstandsmitglied unter anderem die Beratung. Es werde künftig mehr Online-Beratung und weniger Beratungen geben, bei denen sich Berater und Ratsuchende gegenübersitzen. Was die Zielgruppen der Caritas angehe werde die Caritas viel stärker darauf achten müssen, dass Menschen durch die Digitalisierung nicht abgehängt werden. Bei den komplexen Fragen des Datenschutzes erwarte sie, dass einige aus der Zielgruppe der Caritas nicht werden mithalten können. Da sei es die Aufgabe der Caritas, Hilfen anzubieten, damit durch die Digitalisierung der Gesellschaft ihr Zusammenhalt nicht gefährdet werde.
Die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts ist für Eva Maria Welskop-Deffaa ein Synonym für die Arbeit der freien Wohlfahrtspflege in Deutschland. Denn die Arbeit von Caritas und den anderen Wohlfahrtsverbänden stärke den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Mit Sorge betrachte sie allerdings, dass die Freie Wohlfahrtspflege im Koalitionsvertrag für die Große Koalition in Berlin nur einmal erwähnt werde. Auch wenn der Vertrag aus Sicht der Caritas starke Kapitel habe müsse sie konstatieren, dass die Politik die Wohlfahrtsverbände nicht als Partner sähen. Die Caritas könne aber ihre Aufgaben nur dann erfüllen, wenn die Rahmenbedingungen stimmten. Sie frage sich, ob es dafür auf Seiten der Politik Verständnis gebe.