Caritas im Bistum Aachen beteiligt sich an Kundgebung von Caritas in NRW vor dem Landtag zum Klimaschutz
"Die Klimakrise trifft Menschen mit wenig Geld am härtesten, gerade die, die sich schwerer schützen können", sagte der Sprecher die Caritas in NRW, der Kölner Diözesan-Caritasdirektor Dr. Frank Johannes Hensel. Dabei trügen sie pro Kopf erheblich weniger zum CO2-Ausstoß bei als Menschen mit hohem Einkommen.
Roman Schlag (r.), Referent für Armutsfragen beim Caritas-Verband für das Bistum Aachen, im Gespräch mit Dr. Ralf Nolten (CDU), Landtagsabgeordneter aus dem Kreis Düren.Hans-Jürgen Bauer
Stellvertretend für diese Menschen stand "Jenny", mit der die Caritas vor dem Landtag für sozial gerechten Klimaschutz warb. Die Figur stellt eine Frau dar, die Vollzeit arbeitet und kaum mehr als den Mindestlohn verdient. Sie spürt steigende Energiekosten und Lebensmittelkosten deutlich stärker als andere. Caritas in NRW-Sprecher Hensel sagte: "Wenn CO2-Emissionen in den kommenden Jahren zunehmend verteuert werden, müssen einkommensschwache Haushalte gezielt entlastet werden." Caritas in NRW halte die Erhöhung des CO2-Preises ab 2024 für unverzichtbar, sie fordere aber aus sozialpolitischer Sicht flankierende Entlastungen für sozial Benachteiligte.
Stephan Jentgens, Diözesancaritasdirektor im Bistum Aachen, sagte, Klimaschutz sei die soziale Frage der Gegenwart und räumte ein, dass Maßnahmen, die das Klima schützen, viel Geld kosteten. "Daraus wird oft gefolgert: Klimaschutz können sich ärmere oder von Armut bedrohte Menschen nicht leisten. Ein Argument, um Klimaschutz generell zu verhindern, kann das niemals sein", sagte Jentgens. Die Caritas sei vielmehr davon überzeugt, dass klug austarierter Klimaschutz sowohl dem Klima als auch den von Armut bedrohten Menschen nutze. Als Beispiel nannte er den Öffentlicher Personennahverkehr: "Wird der ausgebaut, werden ärmere Menschen mobiler. Wer mobil ist, hat höhere Teilhabechancen. Mehr Busse und Bahnen reduzieren den Auto-Individualverkehr. Das bedeutet weniger Abgase und schließlich unterm Strich mehr Gesundheit." Der Sprecher der Caritas in NRW, der Kölner Diözesan-Caritasdirektor Dr. Frank Johannes Hensel, unterstrich, dass aus Sicht der Caritas auch auf Landesebene konkrete Maßnahmen erforderlich seien: "Ein 29-Euro-Ticket und ein verlässlich getakteter Nahverkehr nutzen sowohl dem Klima als auch Menschen mit geringem Einkommen." Die Aufwertung von Wohnraum durch energetische Sanierungen, dürfen nicht einfach auf die Mieterinnen und Mieter abgewälzt werden, so die Caritas. "Förderprogramme müssen sozial gestaffelt werden und Fördermodelle müssen sicherstellen, dass sich sowohl die Kalt- als auch die Warmmiete die Mieter mit geringem Einkommen nicht überfordert", betonte Hensel. Besondere Förderung verdiene die Modernisierung des Wohnungsbestandes im sozialen Wohnungsbau.
Die Landtagsabgeordneten Bernd Krückel aus dem Kreis Heinsberg und Guido Görtz (v.l.) aus dem Kreis Viersen, beide CDU, diskutierten mit Caritas in NRW Klimaschutz-Fragen.Hans-Jürgen Bauer
Caritas in NRW forderte vor dem Landtag von der Landesregierung auch Maßnahmen für die energetische Sanierung von Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe. Grüne und CDU müssten endlich ernst machen, damit die Klimaziele auch von Altenheimen und Behinderteneinrichtungen erreicht werden könnten. Dafür müssten sich die Refinanzierungsbedingungen und Planungsauflagen ändern. "Bei vielen Gebäuden gibt es ein großes Energie-Einsparpotential und wir sehen bei den Trägern einen enormen Willen zum Klimaschutz", sagte Hensel bei der Kundgebung vor dem Landtag. Grüne und CDU in Nordrhein-Westfalen hätten im Koalitionsvertrag vereinbart, Klimaschutz-Maßnahmen in Einrichtungen der stationären Altenhilfe und Behindertenhilfe finanzierbar zu machen, sagte Hensel. Bislang würde die angestrebte Klimawende im Sozialsektor durch die gesetzlichen Refinanzierungsbedingungen quasi konterkariert.
Auch Stephan Jentgens unterstrich bei der Kundgebung, dass die verbandliche Caritas ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten wolle und werde. "Es geht um nichts weiter als um die Bewahrung der Schöpfung. Sich dafür zu engagieren, daran mitzuwirken, ist für die Caritas der katholischen Kirche eine Verpflichtung. Denn wir alle - auch die Kirche und ihre Caritas - haben sich über Jahre mit schuldig gemacht an unserer Schöpfung", bekannte Jentgens.
Quelle: Caritas in NRW/Caritasverband für das Bistum Aachen