Caritas hat 21 neue Führungskräfte
Stephan Jentgens (l.) bei seiner Ansprache an die Gäste in der Abtei Rolduc.DiCV Aachen
Kurz vor dem ersten Lockdown wegen der Corona-Pandemie hatte die Weiterbildung im März 2020 begonnen. Hätte die Pandemie das gesellschaftliche Leben nicht so im Griff gehabt, wäre der Kurs 2021 beendet worden. Wegen der Pandemie war der feierliche Abschluss des Weiterbildungsprogramms für die 15 Frauen und sechs Männer ins Jahr 2022 verschoben worden. Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus der Pflege, aber auch aus Sozialen Diensten, Beratungsstellen und der Verwaltung aus den regionalen Caritasverbänden in Mönchengladbach, Krefeld sowie in den Kreisen Düren, Heinsberg und Viersen, aus dem Rheinischen Verein für katholische Arbeiterkolonien, der Rheinische katholische Altenhilfe GmbH und der Caritas Lebenswelten GmbH. Sie absolvierten sieben Seminarmodule, unter anderem zu den Themen Führungsrolle-und Verhalten, christliche Unternehmensführung, wirtschaftliche Steuerung und Projektmanagement. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer widmeten sich während der Weiterbildung einem praktischen Projekt vor Ort, das im Kurs begleitet und vorbereitet wurde. Schließlich stand ein regelmäßiger kollegialer Austausch in Gruppen mit Teilnehmern auf dem Programm, die gleiche Interessen haben.
Zu der Feierstunde hatten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, ihre Mentorinnen und Mentoren sowie die beteiligten Verbände, Dienste und Einrichtungen in der Abtei Rolduc im niederländischen Kerkrade versammelt. Frank Polixa, Geschäftsführer des Caritasverbandes Region Mönchengladbach, begrüßte im Namen der Partner des Weiterbildungsprogramms "In Führung gehen" die angehenden Führungskräfte. "Das ist heute ihr Tag. Herzlichen Glückwunsch zu ihrem Abschluss", sagte Polixa. Er hoffe, dass die Teilnehmer bei der Weiterbildung auch die Erfahrung gemacht hätten, dass Caritas ein Netzwerk sei, "das umso stärker wird, je mehr wir zusammenarbeiten". Dass "In Führung gehen" mittlerweile 65 Nachwuchskräfte der verbandlichen Caritas im Bistum Aachen absolviert hätten, beweise den Erfolg des Programms.
Mit Widersprüchen umgehen können
Diözesancaritasdirektor Stephan Jentgens sagte in seiner Ansprache, wer heute führen wolle, müsse vor allem mit Widersprüchen gut umgehen und Verschiedenheit aushalten können. In einer Organisation lasse sich vieles beeinflussen, etwa die formalen Regeln in einer Organisation, die Kommunikationswege und die Personalentscheidungen. Nicht direkt beeinflussbar sei die für eine Organisation dennoch wirkungsvolle Kategorie der Unternehmenskultur. "Hierbei handelt es sich vor allem um Dimensionen des Umgangs mit Zeit, Definition von Wahrheiten, Haltungen gegenüber Veränderungen, Einstellung gegenüber Fehlern, Umgang mit Wissen und Macht. Diese Faktoren sind nicht direkt durch die Leitung von Organisationen beeinflussbar. Sie beeinflussen allerdings umgekehrt die Arbeitsweise einer Organisation immens, so dass man sagen kann, "structur follows culture", so Jentgens.
Die Absolventinnen und Absolventen bedankten sich mit einer kleinen Darbietung bei den beteiligten Verbänden, Trägern und Einrichtungen, den Mentorinnen und Mentoren und bei den Referentinnen und Referenten. Ihr besonderer Dank galt Michael Teichert, früherer Mitarbeiter in der Geschäftsstelle des Caritasverbandes für das Bistum Aachen. Er hatte das Programm "In Führung gehen" von Beginn an im Bistum Aachen begleitet, ist aber zum Jahresbeginn in den Ruhestand getreten. Künstlerisch untermalt wurde die Übergabe der Zertifikate von Annette Schmidt und Sasan Azodi vom Theater K aus Aachen, die humorvoll ihre ganz persönliche Sicht auf Führungskräfte und Führungsverhalten vorstellten.
Zielgruppe des eineinhalbjährigen Programms "In Führung gehen" sind zum einen Führungskräfte, die noch in der ersten Phase dieser Führungsaufgabe stehen. Zum anderen können auch Personen an dem Programm teilnehmen, die über Leitungspotential und Talent verfügen und denen die Träger zutrauen, künftig Leitungsfunktionen zu übernehmen.
Neben der gezielten Förderung künftiger Führungskräfte hat das Projekt noch einen weiteren Effekt: Die Teilnehmer erhalten die Gelegenheit, die Caritas in ihrer Differenziertheit kennenzulernen und Netzwerke zu bilden. Das hängt vor allem mit den Lernorten zusammen, die das Programm beinhaltet. Kern der Weiterbildung ist das sogenannte Mentoring: Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten jeweils eine Mentorin oder einen Mentor zur Seite gestellt. Diese müssen von einem anderen Träger kommen als die teilnehmende Person, auch dürfen Teilnehmer und Mentor nicht im gleichen Arbeitsfeld tätig sein. So soll gewährleistet werden, dass es bei dem Austausch zwischen langjähriger und künftiger Führungskraft ausschließlich um das Thema Führung geht. Als Mentorinnen oder Mentoren kommen Personen in Frage, die als Leitung einer Einrichtung oder eines Dienstes über langjährige Berufserfahrung verfügen und Führungsverantwortung haben.
Idee aus dem Erzbistum Paderborn übernommen
Im Jahr 2016 hatte die Konferenz der Regionalen Caritasverbände und des Diözesancaritasverbandes beschlossen, das Programm in Führung gehen, das bereits erfolgreich in der Caritas im Erzbistum Paderborn lief, auch für das Bistum Aachen zu übernehmen. Das Kooperationsprojekt der regionalen Caritasverbände und des Diözesancaritasverbandes Aachen fußt auf der Erkenntnis, dass der Bedarf an qualifiziertem Führungspersonal auch in der Sozialwirtschaft erheblich wachsen wird und es für die Verbände, Träger und Einrichtungen verstärkt darum geht, sich personalpolitisch gut aufzustellen.
Im März 2022 war die vierte Auflage von "In Führung gehen" im Bistum Aachen gestartet. Erstmals beteiligen sich zehn Träger an dem Programm. Jeder Verband oder Träger, der einen Teilnehmer meldet, muss auch einen Mentor benennen, die dann - über Kreuz- vermittelt werden. Rund 85 Prozent der bislang 80 Absolventinnen und Absolventen von "In Führung gehen" im Bistum Aachen sind mittlerweile in Führungspositionen oder stehen kurz davor.
Quelle: Caritasverband für das Bistum Aachen