Caritas diskutiert beim Zukunftsdialog Caritas 2020 über das Ehrenamt
Workshop "Machen ist wie wollen, nur krasser" zum Thema Ehrenamt im Zusammenhang mit Dialogprozess Caritas 2020 im Bistum Aachen am Freitag, 24. November 2017, im Ludwig Forum Aachen. v.l. Dr. Serge Embacher, Claudine Nierth, Sonja Neuwirth, Dr. Mark Brülls, Anja Nikles.DiCV Aachen
Die Ansprache durch Vereine oder Verbände sei sehr wichtig, wollten sie Ehrenamtler gewinnen, sagte Nierth weiter. Freiwillige würden aller Erfahrung nach durch menschliche Beziehungen auf ein zivilgesellschaftliches Engagement aufmerksam. Den Hauptamtlern, die Ehrenamtler von einem Engagement überzeugen wollten, müsse klar sein, dass die emotionale Ebene mit 70 Prozent die entscheidende Rolle spiele, ob sich Menschen für ein zivilgesellschaftliches Engagement entschieden oder nicht. "Ich engagiere mich dann, wenn ich das Gefühl habe, mit dem großen Ganzen verbunden zu sein. Ich muss das Gefühl haben, dass es auf mich jetzt ankommt", berichtete die Vorstandssprecherin von Mehr Demokratie, der nach eigenen Angaben größten Nichtregierungsorganisation für direkte Demokratie weltweit, über ihre eigenen Erfahrungen.
Hans Mülders, Mitglied des Vorstandes des Caritasverbandes für das Bistum Aachen, hatte zuvor in seiner Begrüßung gesagt, die Caritas müsse sich als Solidaritätsstifterin dafür einsetzen, dass Ehrenamt nicht zum Ausfallbürgen für wegbrechendes Hauptamt werden dürfe. Ehrenamt habe für die Gesellschaft einen eigenen, unverzichtbaren Wert. Es müsse allerdings zeitgemäß angesprochen werden. Und die Caritas müsse sich immer wieder fragen, wie und wohin sie sich bewegen müsse, um ein attraktives Feld für ehrenamtliches Engagement zu bleiben.
Dr. Serge Embacher vom Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement aus Berlin warnte davor, den Abgesang aufs Ehrenamt anzustimmen, auch wenn nahezu jede zweite ehrenamtliche Organisation in Deutschland Probleme habe, Vorstandsposten zu besetzen. Etwa ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland ab 14 Jahren aber sei ehrenamtlich engagiert, so der Wissenschaftler in der von Anja Nikles und Dr. Mark Brülls aus der Geschäftsstelle des Diözesancaritasverbandes moderierten Veranstaltung. Potenzielle Ehrenamtler müssten an einem Punkt getroffen werden, wo sie gemeint seien, wolle man sie fürs Ehrenamt gewinnen. Auch müssten Organisationen, die mit Freiwilligen arbeiten, die Kriterien beachten, die eine langfristige Bindung ans Ehrenamt positiv beeinflussen. Das sei die Zufriedenheit mit dem Engagement, seine Vereinbarkeit mit Familie und Beruf sowie die Möglichkeit, im Ehrenamt Karriere zu machen.
Sonja Neuwirth von youngcaritas in Krefeld berichtete über die Ziele, die youngcaritas verfolge, und die Herangehensweise, junge Menschen für soziales Engagement zu gewinnen. Hierbei hob sie die besondere Bedeutung sozialer Medien hervor, durch die sich gerade junge Menschen ansprechen ließen. Auch für diese Zielgruppe bestätigte Neuwirth eine Entwicklung, die sich im ehrenamtlichen Engagement allgemein zeigt: Menschen engagieren sich tendenziell nicht mehr langfristig, sondern punktuell und zeitlich befristet. Diese Entwicklung, so Neuwirth, bereite ihr jedoch keine Sorgen: Durch interessante Angebote und eine professionelle Gewinnung und Begleitung Ehrenamtlicher ließen sich diese in wiederholten punktuellen Engagements auch längerfristig an die Caritas binden.
Die Veranstaltung wurde untermalt von kleinen szenischen Darbietungen des Aachener Theaters K zum Thema freiwilliges Engagement. Zum Schluss bauten die vier Schauspieler in ihre Aufführung Aussagen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung ein, die diese zum Thema Ehrenamt zusammengetragen hatten.
Quelle: DiCV Aachen