Caritas betriebs- und Werkstätten GmbH versorgt Wohnheime mit Arbeit
Gut gelaunt fertigt diese Beschäftigte der CBW die Buttons. CBW
Der Betriebsleiter der CBW stand wie alle seine Kollegen am 19. März vor leeren Werken. Wegen Corona hatte die Bundesregierung entschieden, dass die Werkstätten für Menschen mit Behinderung schließen. Ab diesem Zeitpunkt blieben die 1340 Beschäftigten der acht CBW-Werke in der Städteregion zu Hause.
Damit fehlte den Beschäftigten die so wichtige Tagesstruktur. "Das ist genauso, als würde jemand in Rente gehen, ohne sich darauf vorbereitet zu haben", erklärt Dirk Leifeld. Seit diesem Zeitpunkt konnten die Beschäftigten weder zu ihrem Arbeitsplatz zurückkehren, noch sahen sie ihre Freunde und Kollegen. Wenn die CBW sofort auch hauptamtliche Mitarbeiter in Wohnheime für Menschen mit Behinderung schickte, so gab es dennoch keine Tagesstruktur.
Wie wird denn ein Tag gefüllt, wenn die Werkstätten geschlossen sind? "Wir beginnen mit dem Frühstück. Dann gibt es Arbeitsangebote, es wird mittaggegessen, wir machen Freizeitangebote und dann arbeiten wir wieder", sagt Rebecca Schellhoff, CBW Mitarbeitern, die ihren Arbeitsplatz kurzerhand von der Werkstatt in ein Wohnheim verlegte Arbeitsangebote? "Wir haben sofort Infusionsstopfen in die Wohnheime gebracht. Das sind Arbeiten, die jeder unserer Beschäftigten machen kann", sagt Dirk Leifeld, der schnell die Rückmeldung bekam, dass auch Abwechslung schön wäre. Wegen der permanenten Corona-Berichterstattung hatte der Maschinenbauingenieur dann die Idee, dass die CBW-Beschäftigten kleine Buttons machen könnten, mit denen der Gegenüber höflich an die Distanzregelung erinnert werden könnte. Sponsoren waren schnell gefunden. Umbach www.verpackt.de und die Agentur176 spendierten Buttonmaschinen und Druckmaterialien.
In vier Wohnheimen stanzen nun die Bewohner und freuen sich über die kleinen Buttons. Die dürfen sie behalten. Alles, was mehr produziert wird, verschenkt die CBW. "Damit wir höflich darauf aufmerksam machen, dass Distanz in Corona-Zeiten wirklich wichtig ist, damit sich das Virus nicht weiterverbreitet", urteilt Dirk Leifeld, der mit den Buttons ein soziales Zusammengehörigkeitsgefühl vermitteln möchte: "Mit den Buttons integrieren wir alle gehandicapte Mitmenschen."
So hat die Corona-Krise ganz nebenbei sehr positive Auswirkungen. Weil die Beschäftigten nicht mehr in die Werkstätten kommen konnten, entsandte die CBW Mitarbeiter in die Wohnheime, um dort die Mitarbeiter zu unterstützen. "Damit hat uns die CBW gerade in den ersten Wochen vom Corona-Chaos sehr geholfen", erklärt Daniel Zimmermann, Teamleiter des Franziskushauses in Eschweiler mit 14 Wohnplätzen für Menschen mit geistiger und psychischer Erkrankung. "Wir hatten bei unseren 15 Mitarbeitern eine hohe Ausfallquote, weshalb die zwei Kollegen aus dem heilpädagogischen Bereich der CBW uns sehr geholfen haben." Alle Bewohner seien in ein großes Loch gefallen, weil die Werkstatt geschlossen war. "Mit dem Tag heute haben wir sechs Bewohner immer noch nicht aus dem großen Loch befreit. Sie vermissen ihre Arbeit. Sie vermissen ihre Familie, die sie nicht besuchen dürfen, und sie vermissen ihren bekannten Tagesablauf", beschreibt Zimmermann. Er wünscht sich, "dass so schnell wie möglich mit allen Distanzregelungen und Hygienemaßnahmen die alte Tagesstruktur wiederhergestellt werden kann." Und das Gute an Corona? "Wir arbeiten jetzt zusammen. Wir lernen Mitarbeiter der CBW kennen und die lernen unsere Strukturen kennen. Nun sind wir viel besser vernetzt", urteilt Daniel Zimmermann. Gleiches beteuert Andrea Mießen-Comuth, Heimleitung des Helena-Stollwerk-Haus in Simmerath. "Dass zwei CBWlerinnen bei uns aushelfen, ist für alle eine Bereicherung." Der Austausch zwischen Werkstatt und Wohnheim werde nun besser klappen, glaubt sie und freut sich auf die Zukunft.