Ein Tüftler für mehr Teilhabe
Günter Klinkhammer (r.) schaut sich im Werk Imgenbroich der CBW Aluminiumteile für den Lkw-Bau an, die behinderte Mitarbeiter mit Hilfe von Vorrichtungen, die Klinkhammer entwickelt hat, hergestellt haben.DiCV Aachen
Dass Günter Klinkhammer schon als Kind ein Tüftler war, kommt ihm in seiner beruflichen Tätigkeit als Anleiter im Werk Imgenbroich der Caritas Betriebs- und Werkstätten GmbH (CBW) in Monschau zugute. Denn Menschen mit Behinderung Teilhabe zu ermöglichen, ist das Ziel der Werkstätten und ihrer Anleiter. "Arbeiten für unsere Mitarbeiter mit Behinderung machbar machen ist Aufgabe unserer Arbeitsanleiter", sagt Betriebsleiter Karl Wertz. "Von solchen Künstlern wie Herrn Klinkhammer hätte ich gerne noch mehr", sagt er. Im Werk Imgenbroich arbeiten in sieben Bereichen 156 Menschen mit Behinderung.
Seit rund 20 Jahren gehört Günter Klinkhammer zum Team der CBW. Der gelernte Schreiner war im Innenausbau bei der Waggonbaufirma Bombardier beschäftigt. Als in der Firma Kurzarbeit drohte, schaute sich Klinkhammer nach Alternativen um. Fündig wurde er bei den CBW, wo er nun als Bereichsleiter tätig ist.
Im Werk in Imgenbroich lässt eine Firma, die Teile für Schlafkabinen in Lkw-Führerhäusern der Hersteller Scania und Mercedes liefert, einige Produktionsschritte erledigen. Unter anderem werden Aluminiumprofile, aus denen die Längsseiten der Kojen gefertigt werden, bei den CBW zugeschnitten, geprüft und mit einer Schutzfolie versehen. Damit diese Handgriffe auch von Menschen erledigt werden können, die zum Teil mehrfach behindert sind, experimentiert Günter Klinkhammer immer wieder herum, um Arbeitsprozesse zu verbessern und Menschen mit Behinderung am Arbeitsprozess teilhaben zu lassen.
"Schon als Kind habe ich gerne getüftelt", sagt er. Hilfsvorrichtungen, die den Mitarbeitern mit Behinderung in Imgenbroich das Arbeiten erleichtern, sind meist aus alten, ausgedienten Teilen gemacht. "So habe ich mit einem geringen Kostenaufwand einen großen Effekt", sagt Klinkhammer.
Hilfen sind für die Mitarbeiter zum Bei-spiel notwendig, wenn sie die Länge von Aluminiumprofilen abmessen müssen. Nicht alle Mitarbeiter mit Behinderung können lesen. Also stattete Klinkhammer Messvorrichtungen so mit Sensoren aus, dass die Mitarbeiter ein Lichtsignal bekommen, wenn sie die Schneide genau auf die Position geführt haben, an der ein Werkstück auf Länge abgesägt wird. An einer anderen Stelle der Werkhalle sind Mitarbeiter damit beschäftigt, in zuvor zurechtgesägte Aluminiumprofile, die zum Bau der Klappscharniere für Lkw-Kojen verwendet werden, verschiedene Öffnungen zu stanzen. Zudem muss an einer Stelle ein Stück des Aluminiums in einem bestimmten Winkel abgewinkelt werden. Diese Tätigkeiten übernimmt zwar eine Maschine, aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen darauf achten, dass sie das Werkstück richtig herum und weit genug in die Stanze geben, damit die Löcher an der richtigen Stelle sind. Auch diese Maschine hat Klinkhammer mit Sensoren aus-gerüstet, die Signale geben und den Beschäftigten mit Behinderung anzeigen, ob ihre Handgriffe richtig sind.
Neben dieser Stanze sitzen Beschäftigte, die die Werkstücke kontrollieren. Dafür hat Günter Klinkhammer ein durchsichtiges Stück Acryl so mit passenden Metallstiften versehen, dass diese exakt in die von der Maschine gestanzten Öffnungen und Löcher passen. Wenn nichts wackelt, ist das Aluminiumstück in Ordnung und kann für die Verpackung abgelegt werden, die an einer anderen Stelle im Betrieb in Imgenbroich erfolgt.
Berührungsängste mit behinderten Menschen hatte Günter Klinkhammer nie. Von Anfang an sei er mit den Beschäftigten gut ausgekommen. "Die-se Tätigkeit gibt mir ein hohes Maß an Zufriedenheit, weil ich sehe, dass die Hilfestellungen, die wir den Mitarbeitern geben, wirklich etwas bringen und gut angenommen werden", sagt Klinkhammer. Und das führe auch dazu, dass die Beschäftigten mit Behinderung zufriedener seien. "Nichts ist schlimmer, als sie mit Arbeiten, die sie nicht schaffen können, zu über-fordern", sagt er. Und auch für das Selbstwertgefühl seien die Erfolgserlebnisse bei der Arbeit wichtig. "Den Menschen mit Behinderung tut es mit Sicherheit gut, wenn sie in ihrem Freundeskreis erzählen können, dass sie an der Produktion von Teilen mitarbeiten, die in Lkw namhafter Hersteller verbaut werden", sagt Günter Klinkhammer.