Sprachliche Brücken zu schaffen ist der Schlüssel
Wo finde ich einen Dolmetscher? Eine häufig gestellte Frage in der Flüchtlingsarbeit. Denn eine gemeinsame Sprache zu finden, ist für die Unterstützung von Flüchtlingen ein Schlüssel, wenn auch nicht der einzige. Oftmals einigt man sich auf eine Sprache wie Englisch oder Französisch, die für beide Seiten nicht die Muttersprache ist. Auch wenn sich vieles ohne Worte regeln lässt, wenn man sich erst einmal kennengelernt hat, ist es zum gegenseitigen Verständnis und für bestimmte Sachverhalte wichtig, direkt kommunizieren zu können. Auch bei Terminen mit Behörden, beim Arzt, im Kindergarten oder in der Schule stehen keine Dolmetschenden zur Verfügung, und spätestens bei der Erklärung von behördlichen Briefen, die die Flüchtlinge häufig erhalten, ist es hilfreich, eine Person mit den benötigten Sprachkenntnissen hinzuziehen zu können. Es ist hier mit einer großen Sprachvielfalt zu rechnen, da in den Kommunen Flüchtlinge aus allen Herkunftsländern untergebracht werden. Hier können auch Sprachen auftauchen, die in Deutschland nur wenigen bekannt sind.
In der ehrenamtlichen Unterstützung von Flüchtlingen können Dolmetscher sowohl die Rolle des Übersetzers als auch einer Kontaktperson einnehmen. Ebenso wie die Unterstützer sollten auch Dolmetscher darauf achten, sich nicht über das Maß hinaus vereinnahmen zu lassen, das sie selbst einbringen können oder wollen. Aufgrund der gemeinsamen Sprache werden Dolmetscher zudem oftmals auch als Experten wahrgenommen. Beispielsweise kann für Dolmetschende die Weitergabe ihrer privaten Telefonnummer dazu führen, dass diese an andere Flüchtlinge weitergegeben wird, die sie möglicherweise noch gar nicht kennengelernt haben.
Es kommt sehr oft vor, dass Kinder, weil sie schneller als ihre Eltern die Sprache erlernen, bedrängt werden, Übersetzungsaufgaben für ihre Eltern oder andere zu übernehmen. Diese Rolle überfordert und belastet die Kinder. Nach Möglichkeit sollen sie davor geschützt werden.
Um in Nordrhein-Westfalen Dolmetscher zu finden, die die Arbeit vor Ort unterstützen können, sind vor allem die Beratungsdienste für Zuwanderer und Flüchtlinge wichtige Ansprechpartner. Manche dieser Dienste verfügen über Dolmetscherpools, zu denen auch andere Stellen Kontakt aufnehmen können.
In vielen Städten gibt es Integrationslotsen, die Neuzugewanderte herkunftssprachlich bei der Orientierung in der neuen Gesellschaft unterstützen sollen. In den nordrhein-westfälischen Kommunen werden Koordinierungsstellen für Migration und Teilhabe eingerichtet, die auf lokaler Ebene zur chancengerechten Teilhabe von Menschen mit Migrationshintergrund beitragen sollen. Diese sind bei den Kommunen angesiedelt. In vielen Kommunen gibt es weiterhin Integrationsbeauftragte, und auch die Kreisverwaltung selbst kann über Kontakte zu Dolmetschern verfügen. Auch an Schulen oder Universitäten können Dolmetschende zu finden sein, z.B. Eltern oder ausländische Studierende.
Bei der Einbeziehung von Dolmetschern sind einige Regeln zu beachten, z.B.:
- dass die Person rechtzeitig angefragt und eingebunden wird,
- dass Sie der dolmetschenden Person erläutern, was das Thema des gemeinsamen Gespräches oder der erforderlichen Begleitung sein wird,
- dass Sie die Chance nutzen, Gesprächssituationen, die Ihnen etwas unklar erschienen, kurz mit der dolmetschenden Person zu besprechen,
- dass Sie während des Gesprächs im Kontakt mit dem Flüchtling bleiben (halten Sie Blickkontakt zum Flüchtling und sehen Sie nicht nur noch den Dolmetschenden an),
- dass Sie genügend Zeit für das Gespräch mit Übersetzung einplanen, damit der Flüchtling Rückfragen stellen kann.
Denken Sie auch darüber nach, dass ehrenamtlich tätigen Dolmetschern zumindest eine Aufwandsentschädigung zukommt.
Wenn kein Dolmetscher da ist, läuft die Verständigung zwischen Flüchtlingen und Ehrenamtlichen oft mit Händen und Füßen, unterstützt von Bildertafeln, aus dem Internet gezogenen Wörterbüchern, Sprachführern und seit einiger Zeit auch mit Hilfe von Übersetzungsdiensten aus dem Internet. Viele Flüchtlinge und Ehrenamtliche verfügen über Smartphones, mit deren Einsatz erste Sprachbarrieren leichter überwunden werden können: Z. B. lassen sich mit Kommunikations-Apps Bildnachrichten (Einladungen, Bescheide, Termine) verschicken, die oftmals die gewünschte Botschaft überbringen können.