Beim Essen auf Rädern gibt’s oft Püree
Es ist angerichtet: Lutz Zschiesche lädt am Krankenhaus in Heinsberg die Thermoboxen mit den Mittagsmenüs in das Fahrzeug des Menüservice des regionalen Caritasverbandes in Heinsberg.DiCV Aachen
Lutz Zschiesche hilft, Senioren im Kreis Heinsberg den Tisch zu decken. Der 63-Jährige gehört zu dem Team des Regionalen Caritasverbandes Heinsberg, das täglich schmackhafte Menüs zu alten oder kranken Menschen nach Hause fährt, die nicht mehr selbstständig kochen können. Seine Tour startet Zschiesche täglich um 11.15 Uhr am Städtischen Krankenhaus in Heinsberg. Von dort fahren er und die Kolleginnen und Kollegen die Menüs aus, die bei der Caritas-Pflegestation in Heinsberg bestellt werden. Auch die anderen Pflegestationen der Caritas im Kreis Heinsberg bieten diesen Service an.
Menüservice heißt dieses Angebot, das vor 55 Jahren bei der Caritas in Krefeld als "Fahrbarer Mittagstisch" einen Anfang nahm. Von dort aus breitete sich die Idee in die gesamte Caritas-Familie im Rheinland und in Deutschland aus. Sie ist für Menschen da, die nicht mehr kochen können oder mögen. Täglich bringt der Menüservice, Fahrbare Mittagstisch oder Mahlzeitendienst eine warme, frisch zubereitete Mahlzeit direkt nach Hause. Das Essen wird auf Porzellantellern angerichtet und in Wärmeboxen angeliefert. Täglich gibt es eine Hauptspeise mit Suppe, Salat und Nachtisch, wobei bei der Caritas in Heinsberg die Kunden werktags unter drei Essen wählen können. An Wochenenden gibt es zwei Menüs zur Auswahl.
Für die Pflegestation der Caritas in Heinsberg liefert die Küche des Städtischen Krankenhauses das Essen. Wenn Lutz Zschiesche und seine Kol-legen täglich um 11.15 an der Tür zur Küche vorfahren, stehen die grauen Wärmeboxen bereits auf Wagen bereit. Jeder Fahrer lädt die Mahlzeiten, die er für seine Tour benötigt, in das Caritas-Fahrzeug und fährt los. Von Heinsberg aus rollen vier Touren durch das Stadtgebiet und die Umgebung. 80 bis 90 Personen erhalten täglich von der Caritas das Essen, sagt Anett Kaiser, die bei der Pflegestation Heinsberg die Fahrer des Menüservice koordiniert. Sie weiß, dass diese Caritas-Mitarbeiter für einige Kundenviel mehr sind als diejenigen, die das warme Mittagessen bringen. "Manchmal sind unsere Menüfahrer für einige Leute die einzigen Ansprechpartner am Tag", sagt sie. Essen bestellen können auch Menschen, die nur für einige Wochen zur Überbrückung eine warme Mahlzeit haben möchten.
Lutz Zschiesche ist seit zehn Jahren Menüfahrer bei der Caritas. Zunächst machte er die Touren für die Caritas-Pflegestation in Hückelhoven, seit einigen Jahren in Heinsberg. Jeder Fahrer macht regelmäßig einen Erste-Hilfe-Kursus. Leider musste Zschiesche schon erleben, dass diese Ausbildung notwendig ist. Erst kürzlich kam er zu Mittag zu einem Kunden, der so schlecht dran war, dass der 63-jährige Menüfahrer nach Rücksprache mit der Pflegestation den Rettungsdienst verständigte, der den Kunden ins Krankenhaus brachte. "Wir sind auch so etwas wie Kundschafter für Not", sagt Zschiesche. Wenn er beobachtet, dass es einem Kunden oder einer Kundin tagelang nicht gut geht, verständigt er die Pflegestation.
Der 63-Jährige, der früher als Maurer arbeitete - zuletzt unter Tage -, macht die Arbeit gerne. "Diese karitative Arbeit liegt bei unserer Familie im Blut", sagt Zschiesche. Seine Frau ist auch bei der Caritas im Kreis Heinsberg beschäftigt, sein Sohn macht derzeit eine Ausbildung bei der Lebenshilfe im Kreis Heinsberg. Lutz Zschiesche gefällt, dass er mit den Menschen ins Gespräch kommt, wenn er in die Wohnungen geht, ihnen das Essen auf den Tisch stellt und dem ein oder anderen Kunden hilft, die Gefäße zu öffnen. "Sie müssen sich vorstellen, dass für einige dieser Menschen der Besuch des Menüservice das erste Highlight am Tage ist", sagt Zschiesche. Einige Kunden sind so an die regelmäßige Lieferung des Essens gewöhnt, dass ihnen jede kleine Abweichung auffällt. Wenn zum Beispiel an manchen Tagen eine Tour schneller geht, weil einige Kunden Essen abbestellt haben, taucht Lutz Zschiesche bei manchen Kunden früher auf als geplant. "‚Du bist aber früh‘, sagen sie mir dann", erzählt er.
Montags bringt der 63-Jährige nicht nur das Essen, sondern auch die Speisekarten für die folgende Woche. Bis Donnerstag müssen die Kunden ihre Auswahl treffen. Wenn er sich die Speisenangebote anschaut, weiß Zschiesche in vielen Fällen schon, welcher Kunde welches Essen nimmt. "80 Prozent unserer Kunden bestellen als Beilage Püree, und bei der Kriegsgeneration stelle ich fest, dass für sie gilt: Fleisch, Fleisch, Fleisch."