Eine besondere Schule
RCV Kempen-Viersen
Das Fachseminar für Altenpflege des Caritasverbandes für die Region Kempen-Viersen ist von Nettetal nach Viersen gezogen. Jetzt wurden die neuen Räume am Kränkelsweg mit zahlreichen Gästen eröffnet und von Regionaldekan Johannes Quadflieg eingesegnet.
"Willkommen in einer besonderen Schule", sagte Dr. Ingeborg Odenthal, erste Vorsitzende des Caritasverbandes für die Region Kempen-Viersen, zur Begrüßung - denn: Anders als andere Schulen könne das Fachseminar für Altenpflege von sich behaupten, dass alle Absolventen "gestern, heute und in den nächsten Jahren höchstwahrscheinlich einen sicheren Arbeitsplatz erhalten". Dafür sorge der ständig steigende Bedarf an qualifizierten Pflegefachkräften. Im 1991 gegründeten Fachseminar absolvieren rund 150 angehende Altenpflegerinnen und Altenpflegern den theoretischen Teil ihrer dreijährigen Ausbildung.
Einerseits sei die Altenpflege ein Traumberuf, der viel mit Berufung zu tun habe, betonte Caritas-Geschäftsführer Peter Babinetz. Fachkräfte berichteten immer wieder, "dass sie unglaublich viel zurückbekommen von den Menschen, um die sie sich kümmern". Aber es gebe auch die andere Seite: Zeitdruck, knappe Personalschlüssel und das immer noch verbreitete Vorurteil, Altenpflege sei vor allem "Wischen und Waschen". Babinetz: "Wer unser Fachseminar besucht, weiß spätestens nach dem ersten Tag, dass die professionelle Pflege alter Menschen ein höchst anspruchsvoller Beruf ist, für den man ein fundiertes Wissen und zahlreiche Kompetenzen benötigt." Ältere Menschen hätten ein Recht darauf, bestmöglich versorgt zu werden, betonte Babinetz: "Wer will, dass immer mehr alte Menschen auch in Zukunft menschenwürdig gepflegt werden, muss heute in eine qualitativ hochwertige Ausbildung investieren."
Damit spielte der Geschäftsführer auf die unzureichende Finanzierung der Fachseminare durch das Land NRW an. Es stellt derzeit 280 Euro pro Schüler und Monat zur Verfügung. "Das reicht nicht aus", gestand Landtagsabgeordnete Martina Maaßen (Grüne) zu. Der Versuch, mehr Geld bereitzustellen, sei jedoch bislang am Veto der Finanzpolitiker gescheitert. Maaßen verwies in ihrem Festvortrag zur Zukunft der Altenpflege-Ausbildung darauf, dass NRW in diesem Jahr bis zu 17.800 Ausbildungsplätze in der Altenpflege fördere - im Jahr 2010 seien es nur 9.000 Plätze gewesen. Dabei habe das Land seine Haushaltsmittel seit 2010 auf inzwischen 64 Millionen Euro verdoppelt. Hinzu kämen weitere Maßnahmen.
Viersens Erster Beigeordneter Dr. Paul Schrömbges freute sich darüber, dass vor dem Hintergrund des demografischen Wandels mit dem Fachseminar "eine weitere Perle" in die Kreisstadt gekommen sei. Die Arbeit des Caritasverbandes sei dringend "not-wendig", fügte er hinzu. Jürgen Spicher vom Caritasverband für das Bistum Aachen hob hervor, dass im Fachseminar Auszubildende von vielen verschiedenen Trägern unterrichten würden. Damit übernehme der regionale Caritasverband gesellschaftliche Verantwortung.
Im März beginnt der nächste Kurs mit dem schulischen Teil der Altenpflege-Ausbildung. Informationen zum Fachseminar erhalten Interessenten unter Tel. 02162-1024243.