Caritas macht Urlaub möglich
Diesen Wohnwagen hat der Caritasverband für die Region Krefeld auf dem Campingplatz "Strandcamping Groede" an der niederländischen Nordseeküste für Urlaubsaufenthalte bedürftiger Familien aufgestellt.RCV Krefeld
Eine Urlaubsreise der Krefelder Caritas-Gemeindesozialarbeiterin Ursula Wagner auf einen Campingplatz ins niederländische Groede an der Nordseeküste war die Initialzündung für einen Campingurlaub für mittlerweile 100 bedürftige Krefelder mit kleinem Einkommen. Weil Ursula Wagner den Campingurlaub im Wohnwagen einer Kollegin für sich und ihre Familie als sehr erholsam empfand, kam sie mit ihrer Kollegin Gloria Schloeßer von der Integrationsagentur auf die Idee, eine solche Erholungsgelegenheit auch kinderreichen Familien in der Krefelder Innenstadt und im Neubaugebiet Krefeld-Schicksbaum anzubieten, die sich einen solchen Urlaub sonst nie leisten könnten. Gemeinsam mit der katholischen Kirchengemein-de Heilig Geist erhielt die Caritas für die Region Krefeld Gelder aus dem Pastoral-Fördermittel-Fonds beim Bistum Aachen. 2009 reisten die ersten Familien in einen maximal einwöchigen Urlaub auf den 300 Meter vom Strand entfernten Campingplatz "Strandcamping Groede" zwischen Breskens und Knokke an der niederländischen Nordseeküste. Mittlerweile haben 100 Familien in dem von der Caritas angeschafften Wohnwagen Campingurlaub machen können.
Maria Grün (Name geändert) hat mit ihrer Familie in Groede schon Campingurlaub gemacht. Mit den 22, 20 und zwölf Jahre alten Kindern könnten sie sich einen solchen Urlaub aus eigenen Mitteln nicht leisten "Campingurlaub kannten wir nicht, wir haben es einfach ausprobiert, und es hat uns sehr gut gefallen", sagt die 44-Jährige.
Felicitas Baum (Name geändert) war in den jüngsten Herbstferien mit ihrer Familie, zu der fünf Kinder im Alter von einem bis 19 Jahren gehören, zum ersten Mal im Caritas- Wohn-wagen auf dem Campingplatz in Groede. Jederzeit würde sie dort gerne wieder
hinfahren. Spielen am Strand, Fahrradfahren und Angeln sorgten in der Familie für eine willkommene Abwechslung. Zweieinhalb Stunden dauerte die Fahrt an die niederländische Nordseeküste, die jede Familie ebenso selber organisieren muss wie die Verpflegung und das Urlaubsprogramm. Die Kinder haben beim Kochen und Spülen geholfen.
"Geschirrspülen macht dort Spaß", sagt die 39-Jährige und lacht.
Was Maria Grün an dem Campingurlaub in Groede so gut gefallen hat war, dass sich die Kinder sehr schnell mit dem Platz vertraut gemacht hatten. "Die wussten bald, wo der Spielplatz oder das Trampolin ist. Da hatten wir Eltern auch Zeit für uns, konnten spazieren gehen. Kein Internet, kein Handy, das war erholsam."
Ursula Wagner sagt, gerade Kindern, die in einer Stadt aufwachsen und dort die Natur nicht so erleben könnten, bringe der Aufenthalt in der Weite der Nordseeküste viel. "In der Stadt sind sie ja doch immer eingeengt. Hinzu kommen die Probleme, die die Familien hier vor Ort belasten. Dort in Groede können alle einmal abschalten." Hilfreich für Familien, vor allem für solche, die noch nie Campingurlaub gemacht hätten, sei die familienfreundliche Atmosphäre auf dem Campingplatz. "Wenn ein Kind einmal nicht zum Wohnwagen zurück-findet kümmern sich die anderen darum. Die meisten Camper dort sprechen Deutsch. Camper sind wie eine große Familie", sagt Ursula Wagner.
Der Campingurlaub im Caritas-Wohnwagen in Groede ist beliebt. Maximal eine Woche im Jahr in den Ferien kann eine Familie den Wohnwagen buchen. Für Familien ohne schul-pflichtige Kinder sind auch Aufenthalte außerhalb der Ferien oder zu verlängerten Wochen-enden möglich.
Der Wohnwagen, den die Caritas angeschafft hat, steht fest auf dem Campingplatz. Ein Vorzelt ist vorhanden, zudem zwei Igluzelte für Kinder. Der Wohnwagen ist komplett ausgestattet. Zwei Erwachsene und drei Kinder können dort zeitgleich Urlaub machen. Der Camping-platz verzichtet auf Sondergebühren und die Gästepauschale, die Familien zahlen nur einen geringen Betrag.
Vor Ort in Krefeld kümmert sich eine Caritasmitarbeiterin um die Familien, die sich um den Campingaufenthalt bewerben. Sie besucht die Bewerber zu Hause und führt mit ihnen ein Bewerbungsgespräch. Die darin gewonnenen Informationen wertet ein Team aus und verteilt für jeden Bewerber Punkte, unter anderem für die Anzahl der Kinder, das Einkommen oder Krankheiten in der Familie. Bei mehreren gleichzeitigen Bewerbungen oder Punktgleichheit entscheidet ein Team über die Belegung. Jeder Bewerber bekommt eine Zusage oder eine Absage. "Besonders in den Sommerferien haben wir mehr Bewerber als Plätze", sagt Ursula Wagner. Sie stellte das erfolgreiche Projekt im Herbst bei einem Fachtag des Fachdienstes Gemeindecaritas im Bistum Aachen vor. Auch andere Projekte aus allen Bistumsregionen präsentierten dort ihre Arbeit.
In der Gemeindecaritas der Gemeinschaften der Gemeinden und Pfarreien im Bistum en-gagieren sich mehr als 25.000 Ehrenamtliche. Die verbandliche Caritas unterstützt sie bei der Wahrnehmung ihrer diakonischen Aufgaben. Gemeindesozialarbeiterinnen bei den regionalen Caritasverbänden wie Ursula Wagner stehen den ehrenamtlich Engagierten und Hauptamtlichen mit Rat und Tat zur Seite.
Diejenigen Krefelder Familien, die nach Groede fahren, bekommen anhand von Bildern erklärt, was sie dort erwartet, vor allem für Campingneulinge eine wichtige Begleitung. Die Mitarbeiterin der Caritas ist für die Camper immer telefonisch erreichbar, zudem hat die Caritas ehrenamtlich tätige Niederländer vor Ort, die bei Bedarf helfen. Zu Beginn und zum Ende der Saison reisen zudem Caritas-Ehrenamtler aus Krefeld an die niederländische Küste, um den Wohnwagen für die Saison herzurichten beziehungsweise winterfest zu machen.