Stete Fortbildung tut der Einrichtung gut
KiTa-Leiterin Sonja Patzer gibt der Fortbildung einen hohen Stellenrang.Thomas Hohenschue
Über Personalknappheit und damit verbundene betriebliche Probleme stöhnen immer mehr Einrichtungen. Jeder Ausfall von Mitarbeitenden bedeutet mehr Arbeit für die, die da sind. Bei Krankheits- und Urlaubszeiten gibt es keinen Ausweg. Aber wie sieht das beim Thema Fortbildung aus? Keinesfalls anders, sagt KiTa-Leiterin Sonja Patzer.
Sie arbeitet in einem idyllischen Teil von Herzogenrath-Merkstein. Alte Gebäude, Bäume und Felder prägen das Bild. Die Welt in der Katholischen Kindertagesstätte St. Willibrord scheint in bester Ordnung. Dreimal auf Holz klopft Sonja Patzer, als sie sagt, dass das Team vollbesetzt ist. Wie weit dieser luxuriöse Zustand vom Alltag anderer Einrichtungen weg ist, weiß sie. Sie tut alles dafür, dass es dabei bleibt. Natürlich kann auch sie nicht vermeiden, dass im Herbst und Winter Krankheitswellen durch die Belegschaft rauschen. Einen Notbetrieb konnte die KiTa immer gewährleisten, dank großen Engagements aller Fachkräfte, so dass alle Familien versorgt waren, die darauf angewiesen sind.
Die dreigruppige Einrichtung wurde 2023 als Familienzentrum zertifiziert. Das ist ein äußerlicher Ausdruck davon, dass sich auch in Merkstein die Welt ändert und somit die Aufgabe der KiTa ebenfalls. Die Mitarbeitenden gehen diesen Weg mit. Eine wichtige Rolle nehmen dabei die vielfältigen Fortbildungsangebote des Diözesancaritasverbandes Aachen ein. Sonja Patzer ist voll des Lobes, wie stark und passgenau sich das Fortbildungsprogramm an den Bedürfnissen der Teilnehmenden orientiert, sowohl an den persönlichen als auch an den fachlichen. Sie bekommt es selbst mit, dass immer wieder danach gefragt wird. Das ist vorbildlich, sagt sie.
Und so hält die KiTa-Leiterin es selbst auch. In den Mitarbeiterjahresgesprächen ist es ihr wichtig nachzuhören, ob die jeweilige Fachkraft vor Herausforderungen steht, die gut im Rahmen einer Fortbildung bearbeitet werden können. Häufig sind es Fragen oder Schwierigkeiten, die mehrere im Team oder sogar alle betreffen, wie ein Update in Erster Hilfe an Kindern oder der kindgerechte Umgang mit Tod und Trauer oder Krieg und Krisen. Aber auch spezifische Fortbildungen können angesagt sein, so verschieden halt, wie es die Berufe im multiprofessionellen Team sind oder die Kinder und ihre familiären Situationen. Ausgangspunkt sind meist das Kindeswohl und die Stärkung von Familie, etwa dort, wo ein Elternteil psychisch erkrankt ist. Das individuelle Handwerkszeug aufzustocken, kommt hinzu.
Sonja Patzer weiß den Träger, den Kirchengemeindeverband Herzogenrath-Merkstein, in der Fortbildungsfrage auf ihrer Seite. Meist muss sie nicht viele Argumente vortragen, um die Sinnhaftigkeit eines Anliegens zu untermauern. Gegenseitiges Vertrauen und Verlässlichkeit prägen die Beziehung, wie auch im Team. Das muss ja kompensieren, wenn die Kollegin nicht da ist. Aber wie in Krankheits- und Urlaubszeiten greift da die innerbetriebliche Solidarität, wird eingesprungen und improvisiert, selbst wenn es personell mal richtig eng ist. "Wir sagen nie eine Fortbildung ab," betont die KiTa-Leiterin, "wir finden immer eine Lösung, dass die Betreuung gesichert und die Aufsichtspflicht gewahrt ist."
Das alles geht, weil Fortbildungen, allgemein akzeptiert und von oben getragen, jedem offenstehen. Schließlich profitiert die gemeinsame Arbeit von dem, was gehört, verstanden, ausprobiert wird. Sonja Patzer legt Wert auf diesen Transfer vom Einzelnen ins Team. Stets lässt sie sich erzählen, wie die Fortbildung einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Arbeit beisteuern kann. Nicht jedem ist es in die Wiege gelegt, vor einer Gruppe oder dem ganzen Team zu berichten. Das übernimmt in diesen Fällen dann gerne die KiTa-Leitung.
Dies geschieht mit dem Ziel, praktische Tipps und Haltungsfragen zu besprechen, Verabredungen zu treffen und möglicherweise sogar Maßnahmen oder Projekte zu entwickeln. Das wiederum hilft, die Qualität der gemeinsamen Arbeit fortlaufend im Blick zu haben und schrittweise zu steigern. Fortbildung und kollegialer Austausch stärken das Team in einem Umfeld, das anspruchsvoller und herausfordernder wird.
Wenn Sonja Patzer das so erzählt, bekommt man allmählich eine Vorstellung, warum ihr multiprofessionelles Team so gut besetzt ist und so engagiert an den Alltag geht. Es prägt die Kultur dieser KiTa, dass die Mitarbeitenden spüren, dass sie dem Träger und der Leitung etwas Wert sind. Die Fortbildung macht diese Wertschätzung als Investition sicht- und spürbar. Dreimal auf Holz klopfen kann natürlich trotzdem nicht schaden.
Autor: Thomas Hohenschue