Im Dialog für die Zukunft
So wurde im neuen Format "Social.Innovation.Now." der Diözesan-Caritasverbände NRW und des Deutschen Caritasverbandes in Kooperation mit dem Katholisch-Sozialen Institut und der Katholischen Hochschule NRW ein Forum für neue Wege und innovative Ansätze in der Sozialen Arbeit geschaffen. Hier wird Ideen Raum gegeben, um sie weiterzuentwickeln, wertzuschätzen, und zu erproben. Unter der Überschrift "Fachkräfte gewinnen, sichern und halten" wurden im Oktober Vorträge zu den Themen Talentscouting, Resilienzförderung in Teams und Digitalisierung gehalten und innovative Projekte zur Personalgewinnung und Fachkräftesicherung vorgestellt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet konnten sich austauschen und selbst Dialogrunden zu eigenen Themen gestalten.
Eine interne Verbands-Arena beschäftigte sich im Frühjahr 2023 mit der Debatte um die Einführung eines sozialen Pflichtdienstes. Die Positionierung der verbandlichen Caritas zu einem sozialen Pflichtdienst war lange Zeit festgezurrt: die Caritas setzt auf Freiwilligendienste, lehnt einen verbindlichen Pflichtdienst (für junge Menschen) ab. Nachdem die CDU bei ihrem Parteitag 2022 ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr beschlossen hat und eine dazu notwendige Änderung des Grundgesetzes anstrebt, ist die innerverbandliche Ablehnung eines Pflichtjahres ins Wanken geraten. Rund 50 Mitarbeitende aus Caritasverbänden und -einrichtungen aus ganz NRW sind zusammengekommen, um auszuloten, welche Position die Caritas in dieser Diskussion vertritt. Zum Ende der zweieinhalb Stunden dauernden Diskussion brachte es dieser Appell des Düsseldorfer Caritasdirektors Henric Peeters auf den Punkt: "Lassen Sie uns den Freiwilligendienst so attraktiv machen, dass wir keine Pflicht brauchen!"
Sozialen Ausgleich beim Klimaschutz forderte die Caritas in NRW im Sommer mit "Jenny" vor den Landtag. Die überlebensgroße Figur mit Namen "Jenny" wurde vom Deutschen Caritasverband entworfen, um stellvertretend auf all die Menschen aufmerksam zu machen, die besonders von der Klimakrise betroffen sind. Das sind diejenigen, die aufgrund ihrer finanziellen Lage steigende Energie- und Lebensmittelkosten deutlich stärker spüren, als finanziell besser gestellte Personen und Familien. Oft Menschen, die Vollzeit arbeiten und kaum mehr als den Mindestlohn verdienen. "Die Klimakrise trifft Menschen mit wenig Geld am härtesten, gerade die, die sich schwerer schützen können", sagte der Sprecher die Caritas in NRW, der Kölner Diözesan-Caritasdirektor Dr. Frank Johannes Hensel. Dabei trügen sie pro Kopf erheblich weniger zum CO2-Ausstoß bei als Menschen mit hohem Einkommen. Die Caritas bekräftigte mit Nachdruck ihre Unterstützung für eine konsequente Klimapolitik: "Das Bundesverfassungsgericht hat unmissverständlich klargestellt, dass die notwendigen Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen nicht weiter in die Zukunft verschoben werden dürfen", betonte Hensel. Deswegen setze sich die Caritas mit ihrer Kampagne "Für Klimaschutz, der allen nutzt" dafür ein, konsequent und klug die Rahmenbedingungen für einen sozial gerechten Klimaschutz zu gestalten.
Auch für die energetische Sanierung von Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe fordert die Caritas in NRW von der Landesregierung bessere Rahmenbedingungen. Grüne und CDU müssten endlich ernst machen, damit die Klimaziele auch von Altenheimen und Behinderteneinrichtungen erreicht werden könnten. Dafür müssen sich die Refinanzierungsbedingungen und Planungsauflagen ändern. "Bei vielen Gebäuden gibt es ein großes Energie-Einsparpotential und wir sehen bei den Trägern einen enormen Willen zum Klimaschutz", sagte Hensel bei der Kundgebung vor dem Landtag. Doch immer noch blockierten ein enger Finanzrahmen, Hürden in Genehmigungsverfahren und behördliche Auflagen bei Neu- und Umbauten sinnvolle Maßnahmen für den Klimaschutz.
Sofortige wirtschaftliche Hilfen für Krankenhäuser wurden auf dem 2. Katholischen Krankenhaustag im November in Essen gefordert. Der Münsteraner Diözesancaritasdirektor Dominique Hopfenzitz sprach vor mehr als 180 Geschäftsführern und Managern von katholischen Krankenhäusern in Nordrhein-Westfalen im Zusammenhang mit den zurückliegenden Kostensteigerungen von einer "existenzbedrohenden Liquiditäts- und Ergebnislage unserer katholischen Krankenhäuser". Von der Politik forderte der Caritasdirektor Rahmenbedingungen, um den seit Jahrhunderten verlässlich und qualitativ hochwertig erfüllten Auftrag weiter gestalten zu können und warnte vor einer Ausdünnung der flächendeckenden Gesundheitsversorgung.
In NRW erbringen rund 150 katholische Krankenhäuser mit 52.000 Betten eine wohnortnahe, leistungsstarke Versorgung. Ihre 120.000 Beschäftigten behandeln jedes Jahr 2,25 Millionen Patientinnen und Patienten. Zudem stellen die katholischen Krankenhäuser mehr als 16.000 Ausbildungsplätze zur Verfügung. Sie sind freigemeinnützige Träger, die erwirtschaftete Überschüsse im Dienst der Allgemeinheit reinvestieren.
Die Caritas in NRW blickt im vergangenen Jahr 2023 auf viele bereichernde und öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen zurück. Neben den beschriebenen Beispielen wurden
- Workshops zu den Themen Schuldner-und Insolvenzberatung und Bürgergeld,
- Fachtage zu den Themen Ausgrenzung, Datenschutz, Pflegeberufegesetz, Soziale Teilhabe im Arbeitsmarkt und Geschlechtergerechtigkeit,
- Seminare zu Kinderrechten im Ganztag durchgeführt.
Die Diözesancaritasdirektorinnen und Direktoren freuten sich zudem besonders, Stefanie Siebelhoff als neue Direktorin und Vorständin des Caritasverbands für das Bistum Essen und Ralf Nolte in der Nachfolge für Josef Lüttig als Direktor und Vorstand des Caritasverbands für das Erzbistum Paderborn in ihren Reihen zu begrüßen.