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"Betroffen sein werden vor allem Menschen, die ohnehin nicht viel verdient haben, die aber nun durch die Corona-Pandemie Einnahmeverluste hinnehmen müssen, weil ihre Unternehmen Kurzarbeit anmelden mussten. Die Kosten dieser Arbeitnehmer laufen aber unverändert weiter. Unsere Schuldnerberatungsstellen sehen eine große Welle der Verschuldung auf die Gesellschaft zurollen", sagt Schröders. Wenn die Pandemie eines zeige dann dies, dass vor allem diejenigen, die finanziell nicht viel zusetzen könnten, von derartigen Krisen betroffen seien. "Hier ist nach Auffassung der Caritas eine gesamtgesellschaftliche Solidarität gefordert. Grundsicherung oder Hilfen zum Lebensunterhalt müssen auskömmlich sein, damit Menschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Ansonsten droht der Ausschluss von gesellschaftlicher Teilhabe mit allen negativen Konsequenzen. Das kann niemand wollen", sagt Schröders.
Der Diözesancaritasdirektor warnt davor, dass Menschen, die ohnehin nicht mithalten können, wegen des durch Corona verstärkten Trends zur Digitalisierung weiter ins Hintertreffen geraten. "Digitalisierung soll nach Ansicht der Caritas benachteiligte Menschen unterstützen sowie gesellschaftliche und persönliche Beziehungen fördern. Dass das funktioniert, haben wir zu Beginn der Corona-Pandemie unter anderem in den Senioreneinrichtungen gesehen, die es den Bewohnern ermöglicht haben, über digitale Tools Kontakt zu Angehörigen zu halten. Und zugleich soll Digitalisierung benachteiligte Menschen unterstützen. Doch da gibt es noch viel zu tun", sagt Schröders. Wirkliche digitale Teilhabe sei nur für die Personen möglich, die sich diese auch leisten könnten. "Viele Menschen, die Grundsicherung oder Hilfen zum Lebensunterhalt beziehen, leiden an Energiearmut. Der Zugang zur Stromversorgung ist aber Grundvoraussetzung für digitale Teilhabe. Also muss dieser Zugang besser abgesichert werden. Eine Forderung, die Caritas und freie Wohlfahrtspflege schon seit Jahren vorbringen", sagt Schröders. Zudem hätten neueste Umfragen bei Schulen in Nordrhein-Westfalen gezeigt, dass vor allem Grund- und Hauptschulen bei der Digitalisierung hinterherhinken, die Gymnasien deutlich weniger. "Betroffen sind also tendenziell eher Kinder aus Familien, die nicht so viel Geld haben. Auch darauf hat die freie Wohlfahrtspflege mehrfach hingewiesen", sagt Schröders.
Bei allen Einschränkungen, die dem durchaus nachvollziehbaren Infektionsschutz geschuldet seien, müsse die Politik dafür sorgen, Nachteile vor allem für Kinder aus von Armut bedrohten Familien zu vermeiden. "Ein Beispiel ist für mich die Offene Ganztagsschule. Das Personal ist auf Grund der Corona-Pandemie viel stärker gefordert, für die Einhaltung der notwendigen AHA-Regeln zu sorgen. Das bindet Kapazitäten, die an anderen Stellen fehlen. Träger beklagen, dass selbst die Betreuung der Hausaufgaben nicht mehr gewährleistet werden kann, ganz abgesehen von außerschulischen Angeboten. Auf der Strecke bleiben die Bedarfe der Kinder und Familien und schließlich die Chancengleichheit. Das kann nur dadurch verändert werden, dass das Land mehr Geld für zusätzliches Personal zur Verfügung stellt." Solche Investitionen seien eine Investition in die Zukunft und trügen langfristig dazu bei, Menschen vor Armut zu bewahren. "Das entlastet unterm Strich auch die Gesellschaft von vermeidbaren Kosten", sagt Schröders.
In den Armutswochen zwischen dem von den Vereinten Nationen ausgerufenen Tag für die Beseitigung der Armut (17. Oktober) und dem päpstlichen Welttag der Armen (15. November) nimmt die Caritas in Deutschland das Thema Armut in den Blick. Im Mittelpunkt stehen Menschen, die von Armut und Ausgrenzung bedroht sind, und die Frage, wie Armut sinnvoll vermieden werden kann.