Inzwischen sind immer mehr Plätze in Ersthilfeeinrichtungen belegt, in denen Wohnungslose stabilisiert und auf ein selbständiges Leben vorbereitet werden. "Aufgrund des Mangels an bezahlbarem Wohnraum kann keiner ausziehen und sie blockieren so die vorhandenen Plätze für andere der Hilfe Bedürftigen", sagt Andreas Sellner, Abteilungsleiter Gefährdetenhilfe beim Diözesan-Caritasverband Köln im Interview mit der Zeitschrift "Caritas in NRW" (Ausgabe 4/2016).
"Die Wartelisten", so Sellner, "werden immer länger", der Wohnraumbedarf sei immens groß. Immer mehr preiswerte Wohnungen, oft öffentlich geförderte Wohnungen, seien aus der Belegungsbindung gefallen. Kommunen hätten ihre alten Wohnungsbestände verkauft und damit ihren Haushalt saniert. "Die werden jetzt an andere Einkommensgruppen vermietet und sind endgültig verloren", klagt der Fachmann für Wohnungslosenhilfe. Auf der anderen Seite habe die Nachfrage nach preisgünstigem Wohnraum sehr zugenommen, auch durch den Zuzug von Flüchtlingen und von Zuwanderern aus Südosteuropa.
Knapp 21.000 Menschen waren zum 30. Juni 2015 in Nordrhein-Westfalen wohnungslos gemeldet (plus 2,4 Prozent gegenüber 2014). Sie waren in kommunalen Notunterkünften oder Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände untergebracht oder bei Bekannten untergekommen. "Alle, die gezählt worden sind, brauchen absehbar eine Wohnung, um aus dem Versorgungssystem herauszukommen", sagt der Caritas-Experte. Längst engagierten sich auch Wohlfahrtsverbände und Kirchen, um dauerhafte Wohnmöglichkeiten für diese Zielgruppen zu schaffen. Dazu gehörten der Ankauf von Wohnobjekten, die Herrichtung eigener Immobilien oder der Neubau auf extra für diesen Zweck erworbenen Grundstücken. Das Wohnraumförderprogramm 2014-2017 des Landes erleichtere diese Vorhaben und flankiere sie durch günstige Darlehen, Tilgungsnachlässe und andere Anreize.
In der neuen Ausgabe werden auch beispielhaft Angebote der Caritas für Wohnungslose in Nordrhein-Westfalen vorgestellt. Aus dem Bistum Aachen sind darunter das von Caritas und Diakonie getragene MediMobil aus Krefeld, das Menschen, die auf der Straße leben, eine ärztliche Erstversorgung ermöglicht, die sozialtherapeutische Trainingseinrichtung "Impuls" des Regionalen Caritasverbandes Aachen-Stadt und Aachen-Land in Alsdorf für suchtkranke Wohnungslose und das Clemens-Josef-Haus in Blankenheim, eine stationäre Einrichtung der Gefährdetenhilfe des Rheinischen Vereins.
Caritas in NRW ist die gemeinsame Zeitschrift der Diözesan-Caritasverbände Aachen, Essen, Köln, Münster und Paderborn mit Sitz in Düsseldorf. Die 52-seitige Zeitschrift kann kostenfrei angefordert werden: vertrieb@caritas-nrw.de