"Während in Deutschland immer mehr Arbeitgeber über einen Azubi-Mangel klagen, gibt es in Nordrhein-Westfalen mehr Bewerber als Ausbildungsplätze. Das zeigt sich auch in den Kommunen im Bistum Aachen", sagt Roman Schlag, beim Caritasverband für das Bistum Aachen zuständig für Arbeitsmarktfragen.
Im Bistum kamen von Oktober 2017 bis September 2018 auf knapp 14975 gemeldete Bewerber 12143 gemeldete Ausbildungsstellen. Für eine optimale Versorgung würden sogar zusätzliche 4705 Stellen benötigt. "Diese Ausbildungslücke ist besorgniserregend, zumal es bundesweit seit den 1990er Jahren erstmals einen ganz anderen Trend gibt", sagt Schlag. Er kritisiert zudem, dass gleichzeitig ausbildungsvorbereitende und -begleitende Maßnahmen gestrichen wurden.
Trotz aller Bemühungen blieben laut Arbeitslosenreport NRW mehr als 832 Bewerber im Bistum Aachen zum Stichtag 30. September 2018 gänzlich unversorgt. Mit dem Argument fehlender Ausbildungsreife gäben viele Betriebe Hauptschülern keine Chance mehr, kritisiert Schlag. "Es birgt sozialen Sprengstoff, wenn Unternehmen sich über Fachkräftemangel beschweren, sich aber von Hauptschülern abwenden. Die Betriebe haben eine gesellschaftliche Verantwortung, einen solidarischen Beitrag zur Sicherung der Zukunft junger Menschen zu leisten", mahnt Schlag.
Laut Arbeitslosenreport gab es im September 2018 in Kreisen und kreisfreien Städten im Bistum insgesamt 11559 Jugendliche unter 25 Jahren im sogenannten Langzeitleistungsbezug von Grundsicherung. Annähernd 33 Prozent (3789) dieser jungen Menschen sind auf der Suche nach einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung und besitzen gleichzeitig keine abgeschlossene Berufsausbildung. Landesweit ist ihre Zahl ist in den vergangenen drei Jahren um rund zwei Prozentpunkte gestiegen.
Gleichzeitig wurden ausbildungsvorbereitende und -begleitende Maßnahmen abgebaut. "Jugendliche müssen jede nötige Unterstützung erhalten, um sich beruflich qualifizieren zu können. Daher fordern wir eine Ausweitung ausbildungsvorbereitender und -begleitender Maßnahmen. Sie müssen sich in erster Linie an den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Jugendlichen orientieren und wo nötig Förderketten bilden, die den jungen Menschen den Weg in das Berufsleben ebnen", so Roman Schlag. Eine Ausweitung der Angebote wäre aus Sicht der Caritas im Bistum Aachen ein wichtiger Schritt, um das im ‚Ausbildungskosens NRW‘ formulierte Ziel der Stärkung von Aus- und Weiterbildung zu erreichen.
An die Betriebe appelliert Schlag, sich auch für Jugendliche mit Hauptschul- oder Förderschulabschluss zu öffnen. "Der Staat bietet Betrieben die nötige Unterstützung an, zum Beispiel mit der Assistierten Ausbildung. Das müsste die Ausbildungsbereitschaft beflügeln. Ausbildungsbetriebe sind gefordert", betont der Arbeitsmarktexperte des Diözesancaritasverbandes Aachen.
Der Arbeitslosenreport NRW ist ein Kooperationsprojekt der Freien Wohlfahrtspflege NRW mit dem Institut für Sozialpolitik und Arbeitsmarktforschung (ISAM) der Hochschule Koblenz.
Pressemitteilung
Caritas kritisiert Schieflage auf dem Ausbildungsmarkt im Bistum Aachen
Erschienen am:
20.03.2019
Herausgeber:
Caritasverband für das Bistum Aachen e.V.
Haus der Caritas
Kapitelstraße 3
52066 Aachen
Haus der Caritas
Kapitelstraße 3
52066 Aachen
Beschreibung