Insgesamt übergab die Caritas-Kinderhilfe Aachen, ein Stiftungsfonds der Caritas-Gemeinschaftsstiftung für das Bistum Aachen, Gelder in Höhe von 38.300 Euro. Das Geld kam nach einem Spendenaufruf im Advent 2015 zusammen. Martin Novak, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Stiftung, sagte bei der Übergabe in Schwalmtal, diese Fördergelder sollen helfen, "durch Flucht traumatisierten Kindern Lebensfreude und Zuversicht zurückzugeben". Er dankte den Spendern für ihre Hilfsbereitschaft. Mehr als 63.000 Euro seien gespendet worden. Ein Teil der Summe werde jetzt vergeben. Die Spendenbereitschaft zeige, so Novak, für wie wichtig die Menschen im Bistum Aachen die Hilfe für Flüchtlinge halten. "Die Spender tragen dazu bei, dass oft von der Flucht traumatisierte Kinder im Alltag so begleitet werden, dass sie das Erlebte verarbeiten können."
3654 Euro erhielt das Bethanien Kinder- und Jugenddorf in Schwalmtal. Der Leiter der Einrichtung, Dr. Klaus Esser, erläuterte, dass das Kinderdorf mit dem Geld die Vereins- und Mitgliedsbeiträge für Sportvereine bezahle, um unbegleiteten Kindern und Jugendlichen Sport und Integration zu ermöglichen. Neben allen Integrationsprojekten müsse der gesellschaftliche Wille da sein, die Kinder und Jugendlichen nach ihrer Aufnahme nun auch wirklich integrieren zu wollen, so Esser weiter. Obaid, Flüchtling aus Afghanistan sagte, er nutze das Angebot, weil es gesund sei, er dabei Kontakt zu Einheimischen bekomme und die deutsche Sprache lerne.
Das Don Bosco-Heim in Viersen erhielt 4000 Euro. Es will neben freizeitpädagogischen Angeboten und Reittherapie individuelle Beratung und Traumaarbeit für Flüchtlinge anbieten, die zwischen 14 und 18 Jahre alt sind.
Der St. Annenhof in Kempen erhielt 4000 Euro. Wie der Leiter der Einrichtung, Herbert Knops, berichtete, habe die Einrichtung das Geld ursprünglich für das Videodolmetschen einsetzen wollen. In der Arbeit mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen stünden die Pädagogen alle paar Monate vor neuen Situationen oder Problemen, die gelöst werden müssten. Denn die Geflüchteten bräuchten in allen Lebensbereichen Unterstützung und die anderen Heimbewohner dürften nicht auf der Strecke bleiben. Daher habe sich das Kinderheim der Kempener Propsteipfarre entschlossen, das Geld in die Neueinrichtung einer Gruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zu stecken, "Super, dass die Spenden der Caritas Kinderhilfe Aachen so flexibel und zeitnah eingesetzt werden konnten", lobte Knops.
Der SkF in Viersen, der ebenfalls 4000 Euro erhielt, wird die Summe für sein Café Agnes verwenden. Damit soll die Anstellung einer Mitarbeiterin möglich werden, die in dem etablierten Café für geflüchtete Frauen und Kinder ein ergänzendes Angebot eigens für Kinder machen wird. Es soll ein altersgerechtes Angebot für traumatisierte Kinder geben.
Der SKM Kempen-Viersen erhielt für sein Projekt "Deutsch lernen mit dem Hörstift" 4000 Euro. Wie Martin Thees, der in dem Projekt ehrenamtlich Deutschunterricht gibt, erläuterte, steckt dahinter ein spezielles Buch, bei dem die Leser durch Tippen auf Bilder einfache Sätze in deutscher Sprache vorgelesen bekommen. Das Buch soll das Selbstlernen erleichtern, vor allem für Mütter und Schulkinder, die große Sprachprobleme hätten.
Die Flüchtlingshilfe Tönisvorst unter dem Dach des SKM Kempen-Viersen erhielt für drei Projekte Unterstützung, wie Eleonor Dodier berichtete: 880 Euro steckte die Flüchtlingshilfe in ein reittherapeutische Angebot für Kinder und Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien. Begleitet von Ehrenamtlern der Flüchtlingshilfe solle es helfen, Selbstvertrauen aufzubauen und Rücksichtnahme und Übernahme von Verantwortung einzuüben. 1800 Euro investierte die Flüchtlingshilfe in einen Nachmittag auf einem Bauernhof mit Flüchtlingsfamilien und einen Wendo-Kursus für Mädchen. Weitere 900 Euro Spendengelder nutzte die Flüchtlingshilfe für einen Tagesauflug mit Jugendluchen im Alter von 13 bis 20 Jahren in den Kletterwald Süchteln, bei dem spielerisch Selbstvertrauen und Motorik gestärkt wurden. Alle Projekte seien aufgebaut worden, so Dodier weiter, "damit Kinder Abstand vom Alltag und ihren traurigen Fluchterlebnissen bekommen".
3000 Euro steckte der regionale Caritas-Verband Aachen-Stadt und Aachen-Land in sein Programm JuTE (Jugend trifft Erfahrung). Wie Jessica Hugot erläuterte, werden mit dem Geld Schulungsmaßnahmen für Mentoren finanziert, die in Grundschulen in Aachen und Alsdorf zweimal pro Woche Grundschulkinder aus Flüchtlingsfamilien unterstützen. 4000 Euro hat der Verband für sein Pilot-Projekt Ankommen für Mütter mit Kindern im Schulalter bekommen, das im Café International an der Aachener Scheibenstraße starten soll. Dabei sollen Mütter mit ihren Kindern beim Nähen gemeinsam kreativ werden. Die Anschaffung von Nähmaschinen und eine Honorarkraft würden aus den Fördergeldern finanziert, so Hugot weiter. Mütter mit ihren älteren Kindern sollen im geschützten Raum etwas Schönes, Kreatives zusammen machen. Ältere Kinder übernähmen in Flüchtlingsfamilien oft die Erwachsenenrolle und übersetzen oder begleiten zu Ämtern, weil sie die Sprache eher beherrschten als die Eltern. "Diese Kinder kümmern sich um die Mutter und die Familie und sind selbst kaum mehr Kind. Dem will dieses Projekt entgegenwirken", sagte Hugot weiter.
Der SkF in Krefeld bekam 4000 Euro Fördergeld. Wie Vorstandsmitglied Ulla Erens sagte, werde damit der so genannte MESUMA-Treff an der Annakirche unterstützt. Hinter der Abkürzung verberge sich ein Treff zwischen den örtlichen Ministranten und unbegleiteten minderjährigen Ausländern, auch die Pfadfinder seien einbezogen. Der Treff fördere die Integration von Migranten und sei zugleich eine Beispiel für vernetztes Arbeiten zwischen einem katholischen Verband und einer Kirchengemeinde.
Für den SkF in Mönchengladbach berichtete Dirk Wermelskirchen vom Jugendhaus am Steinberg, dass die stationäre und teilstationäre Einrichtung mit den 4000 Euro aus dem Spendentopf zwei spezielle Angebote für die 20 in dem Haus betreuten Flüchtlingskinder finanziere. Zum einen würde ein reitpädagogisches Angebot gemacht, zum anderen werde die Teilnahme an Capoeira, einem brasilianischen Kampftanz, ermöglicht. Beide Angebote bedienen den Wunsch der jungen Flüchtlinge nach Spaß und Ablenkung von den schwierigen Themen im Alltag.
Dr. Alfred Etheber, Leiter des Bereichs Theologische Grundlagen und Verbandsarbeit beim Caritasverband für das Bistum Aachen, sagte, dass es der Stiftung wichtig sei, die Arbeit mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen zu unterstützen. Gäbe es die Förderung durch die Stiftung nicht, könnten viele Projekte nicht laufen. Die geflüchteten Kinder und Jugendlichen hätten Verzweiflung erlebt, zwei von drei Kindern seien traumatisiert. "Diese Kinder haben einen schweren Start ins Leben. Besonders schlimm ist es, wenn Mädchen und Jungen ohne schützende Familie kommen", so Etheber.